Telemedizinische Assistenz Rheinland-Pfalz
Pilotprojekt verbessert die Versorgung

- Der Kirchener Hausarzt Dr. Volker Thielmann (r.) und Dieter Ebinger vom Zentrum für Telemedizin zeigen hier den Rucksack, mit dem die Telemedizin nun endgültig ihren Durchbruch schaffen soll.
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thor Kreis Altenkirchen. Wenn demnächst eine freundliche Dame mit einem Rucksack an der Haustür klingelt, kann diese ruhigen Gewissens geöffnet werden – hier soll nichts verkauft, hier soll geholfen werden. Denn der Rucksack ist vollgestopft mit modernster medizinischer Ausrüstung. Und die, die ihn mitbringt, gehört dementsprechend nicht zu einer Drückerkolonne.Vielmehr ist sie Bestandteil der „Telemedizinischen Assistenz Rheinland-Pfalz“. Das Pilotprojekt zur Entlastung von Hausärzten und Patienten wurde in Altenkirchen vor der Kreisverwaltung von Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler vorgestellt.
Wenn auch Einzigartigkeit ein hehrer Begriff ist, so trifft er doch in diesem Fall zu. „Weil das Projekt wirklich von allen Seiten unterstützt wird“, so die Ministerin.
thor Kreis Altenkirchen. Wenn demnächst eine freundliche Dame mit einem Rucksack an der Haustür klingelt, kann diese ruhigen Gewissens geöffnet werden – hier soll nichts verkauft, hier soll geholfen werden. Denn der Rucksack ist vollgestopft mit modernster medizinischer Ausrüstung. Und die, die ihn mitbringt, gehört dementsprechend nicht zu einer Drückerkolonne.Vielmehr ist sie Bestandteil der „Telemedizinischen Assistenz Rheinland-Pfalz“. Das Pilotprojekt zur Entlastung von Hausärzten und Patienten wurde in Altenkirchen vor der Kreisverwaltung von Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler vorgestellt.
Wenn auch Einzigartigkeit ein hehrer Begriff ist, so trifft er doch in diesem Fall zu. „Weil das Projekt wirklich von allen Seiten unterstützt wird“, so die Ministerin. Die Hausärzte seien mit viel Herzblut und Engagement dabei, die Kassenärztliche Vereinigung mache mit, ebenso sämtliche Krankenkassen.
Im Kreis Altenkirchen beteiligen sich demnach zehn von 21 möglichen Praxen. On top wird bei dem Ganzen noch die E-Mobilität durch ein Leasing-Programm gefördert.
Zuschalten per Videotelefonie
Wenn man so will, ist es eine klassische Aufgabe für die „Näpas“, die nicht-ärztlichen Praxisassistentinnen. Die speziell geschulten Mitarbeiterinnen werden im Auftrag der jeweiligen Ärzte Hausbesuche machen und bei den Patienten verschiedene Vitalparameter erfassen. Diese werden auf einem Tablet gespeichert und direkt an die Praxis übermittelt. Dort kann der Arzt die Daten sichten und sich bei Bedarf mittels Videotelefonie zuschalten und so auch einen Blick auf den Patienten werfen.
Eine Zielgruppe seien die chronisch Kranken, so Bätzing-Lichtenthäler, der Arzt selbst könne sich stärker auf das tägliche Praxisgeschäft konzentrieren. „Damit verbessern wir die Versorgung“, betont die Ministerin und spricht von einer klassischen Win-win-Situation für Mediziner und Patienten. Nicht zuletzt werde die Arbeit der Assistenten aufgewertet.
Förderung vom Land
Das Land fördert das auf zwei Jahre angelegte und wissenschaftlich begleitete Pilotprojekt mit 800 000 Euro. Die Praxen werden über die gesamte Laufzeit vom Zentrum für Telemedizin in Bad Kissingen individuell betreut. Bätzing-Lichtenthälers Fazit: „Wir sitzen die Digitalisierung als Chance ein.“
Dr. Volker Thielmann (Kirchen) als Vertreter der Hausärzte will seine anfängliche Skepsis nicht verhehlen, schließlich hat man mit den ersten Telematik-Versuchen in den Praxen wenig gute Erfahrungen gemacht. Aber: „Das Konzept, die Planung, die Technik – alles sieht gut aus“, sagt Thielmann. Der Rucksack enthalte viele wichtige Geräte, vom digitalen Stethoskop über das Pulsoxymeter bis zum 12-Kanal-EKG. „Das ist richtig praktisch.“ Das „Killer-Feature“ sei für ihn indes das Tablet als Speicher- und Kommunikationsmittel.
Projekt ersetzt keine Ärzte
Der Hausarzt betont, dass bei diesem Projekt eine Reihe von Patienten nicht mehr auf Angehörige bzw. Mobilität angewiesen seien. Auch die Honorierung sei angemessen. Thielmann erklärt aber zugleich, dass man so keine Ärzte ersetzen könne. „Da stehen wir weiter unter massivem Druck.“
Und es gebe hinsichtlich der Forderungen auch weiterhin einen Dissens zum Gesundheitsministerium. Aber: Die Telemedizinische Assistenz sei ein „Schritt in die richtige Richtung“. Das hatte auch Landrat Dr. Peter Enders in seiner Begrüßung so gesehen: „Die Erfahrungen aus diesem Projekt werden der Region nutzen.“ Hier werde die ärztliche Kompetenz nicht ersetzt, sondern sinnvoll ergänzt.
Die zehn teilnehmenden Praxen:
Für das Projekt „Telemedizin-Assistenz“ sind in Rheinland-Pfalz vier Pilotregionen ausgewählt worden. Neben Daun, Alzey, Bad Bergzabern/Dahn ist dies im Kreis Altenkirchen der Raum Kirchen/Betzdorf/Wissen. Beteiligt sind: Kirchener Gemeinschaftspraxis, Praxisgemeinschaft Poststraße (Mudersbach), Praxiszentrum Betzdorf, Gemeinschaftspraxis Theis (Wissen), Gebhardshainer Gemeinschaftspraxis, Praxis Hammer & Partner (Elkenroth), Praxis Dr. Salveter (Wissen), Gemeinschaftspraxis Dr. Wahl & Dr. Krafft (Birken-Honigsessen), Internistische Praxis Hamm (Sieg), MVZ Wiens Hamm (Sieg). Zum Einsatz kommen sollen bis zu 21 der extra geschulten Mitarbeiter der Praxis. Für deren „Außer-Haus-Arbeit“ stehen bislang 14 Technikpakete zur Verfügung, fünf Fahrzeuge wurden geleast.
Autor:Thorsten Stahl (Redakteur) aus Betzdorf |
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