Kompromiss zum Straßennamen-Disput
Eine Brücke gegen das Vergessen in Bad Berleburg

- Die Brücke zwischen Poststraße und Ludwigsburgstraße soll ab Sommer erneuert werden. Schilder und Infotafeln sollen derer gedenken, die dem Nationalsozialismus zum Opfer gefallen sind.
- Foto: Lars Lenneper
- hochgeladen von Christian Schwermer (Redakteur)
howe Bad Berleburg. „Brücke gegen das Vergessen“ - diesen Namen soll künftig die neue Odebornbrücke zwischen Poststraße und Ludwigsburgstraße in Bad Berleburg tragen. Den Vorschlag unterbreitet die Stadtverwaltung zunächst dem Fachausschuss für dessen Sitzung am 23. März, der Rat entscheidet abschließend am 28. März. Mit ergänzenden Hinweisschildern und Infotafeln soll auf die Opfergruppen des Nationalsozialismus hingewiesen werden. In Erinnerung an das Schicksal der jüdischen Menschen soll stellvertretend die Berleburger Jüdin Adele Krebs auf einer Tafel abgebildet sein, heißt es. Um die Geschäftsfrau, die 1942 deportiert und 1943 in Theresienstadt ermordet wurde, hatte es zuletzt eine unschöne Diskussion gegeben.
howe Bad Berleburg. „Brücke gegen das Vergessen“ - diesen Namen soll künftig die neue Odebornbrücke zwischen Poststraße und Ludwigsburgstraße in Bad Berleburg tragen. Den Vorschlag unterbreitet die Stadtverwaltung zunächst dem Fachausschuss für dessen Sitzung am 23. März, der Rat entscheidet abschließend am 28. März. Mit ergänzenden Hinweisschildern und Infotafeln soll auf die Opfergruppen des Nationalsozialismus hingewiesen werden. In Erinnerung an das Schicksal der jüdischen Menschen soll stellvertretend die Berleburger Jüdin Adele Krebs auf einer Tafel abgebildet sein, heißt es. Um die Geschäftsfrau, die 1942 deportiert und 1943 in Theresienstadt ermordet wurde, hatte es zuletzt eine unschöne Diskussion gegeben.
Streit um Straßenname für ermordete Jüdin Adele Krebs
Zum Hintergrund: Die SPD hatte mit ihrem Antrag, die Sengelsbergstraße im zweiten Bauabschnitt nach Adele Krebs zu benennen, einen Beitrag zu „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ leisten wollen. Im Bauausschuss scheiterte der Antrag jedoch am Votum der CDU. Die Christdemokraten argumentierten, es sei schwierig, eine Person in den Mittelpunkt zu rücken und andere dabei womöglich zu vergessen.
Damit wollte die CDU das Anliegen keineswegs ablehnen, allerdings führte die Abstimmung wegen eines Missverständnisses zu einem unglücklichen Ergebnis. Das wiederum empörte die Öffentlichkeit, die sich maßlos über die Ablehnung des SPD-Antrags ärgerte. In der Ratssitzung beschlossen die Stadtverordneten dann, eine Regelung finden zu wollen, wie man künftig mit Straßennamen verfährt und dass bei Benennungen von Personen unbedingt eine Meinung bei den Angehörigen eingeholt werden sollte.
"Brücke gegen das Vergessen in Bad Berleburg"
Also schaltete sich der Ältestenrat ein, der nach „sehr intensiven und konstruktiven Diskussionen“, wie die Verwaltung mitteilt, einen neuen Vorschlag einbrachte: die neu zu bauende Brücke im Gedenken an alle unterschiedlichen Opfergruppen des Nationalsozialismus in „Brücke des Gedenkens“ oder „Brücke gegen das Vergessen“ zu benennen. Gemeinsam mit den Berleburger Schulen sollen die Tafeln erstellt, werden, über QR-Codes sollen weitere Informationen und historische Hintergründe zur Verfügung gestellt werden. Eine Verlinkung mit den Stolpersteinen im Stadtgebiet soll ebenfalls erfolgen. Der Neubau der Brücke ist für diesen Sommer vorgesehen und soll im Sommer 2023 abgeschlossen werden. Die Projektkosten belaufen sich auf rund 6000 Euro, die in den Haushalt 2023 eingestellt werden sollen.

- Die Odebornbrücke zur Ludwigsburgstraße ist marode und soll erneuert werden. Außerdem erhält sie, sofern die Politik dies beschließt, den Namen "Brücke gegen das Vergessen".
- Foto: Lars Lenneper
- hochgeladen von Christian Schwermer (Redakteur)
84 verzeichnete Opfer des Nazi-Terrors
Die Verwaltung schließt sich in der umfangreichen Vorlage im Grunde dem Einwand der CDU-Fraktion aus der damaligen Bauausschuss-Sitzung an und liefert zahlreiche Fakten. Demnach seien 84 Personen mit jüdischer Herkunft verzeichnet, die dem Nazi-Terror zum Opfer gefallen sind. 50 Menschen wurden deportiert, 46 ermordet. Für 63 Personen jüdischer Herkunft hat der Arbeitskreis für Toleranz und Zivilcourage Stolpersteine verlegen lassen. Die Liste der Menschen, die wegen ihrer Herkunft und ihres Aussehens ausgegrenzt und verfolgt wurden, enthält 205 Personen. Darüber hinaus, so die Recherchen, wurden mehr als 1000 Personen zur Zwangsarbeit in Berleburger Firmen, in der Landwirtschaft oder in Haushalten gezwungen. Inzwischen, teilt die Verwaltung mit, konnten durch aufwendige Recherche 566 Personen aus der Ukraine und Russland namentlich erfasst werden.
„Generell gilt, dass aller Personen, die durch Gräueltaten des Nationalsozialismus ihrer Menschenrechte beraubt, ihre Heimat verlassen oder in vielen Fällen ihr Leben verloren haben, gleichermaßen gedacht werden sollte.“ Und weiter: „Mit der Abgabe einer Stellungnahme, inwieweit die Straßenbenennung mit dem Namen einer jüdischen Person exemplarisch für alle Opfer des NS-Regimes Akzeptanz findet, tun sich Stadt und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe schwer.“ Von der historischen Kommission für Westfalen kam der Vorschlag, die Benennung einer Straße oder eines Platzes dann vorzunehmen, wenn ein direkter Bezug zum jüdischen Leben vorhanden gewesen sei – wie etwa Synagogenstraße. Holger Weber
Autor:Holger Weber (Redakteur) aus Wittgenstein |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.