Geschichtsträchtiges Gebäude in Bad Berleburg
Heiner Althaus kauft die Ludwigsburg

- Die Ludwigsburg, benannt nach Graf Casimirs jüngeren Bruder Ludwig Franz zu Sayn-Wittgenstein-Ludwigsburg, hat einen neuen Besitzer: den Bad Berleburger Geschäftsmann Heiner Althaus.
- Foto: Holger Weber
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howe Bad Berleburg. Die Ludwigsburg in Bad Berleburg hat über die vergangenen Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Jetzt wird eine neue Ära eingeläutet. Denn der Bad Berleburger Unternehmer Heiner Althaus hat das historische Bauwerk, dessen östlicher Trakt 1707 von dem namhaften Zimmermeister Mannus Riedesel erbaut wurde, gekauft. Der SZ hat Heiner Althaus seine Pläne verraten.
„Ich möcht
howe Bad Berleburg. Die Ludwigsburg in Bad Berleburg hat über die vergangenen Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Jetzt wird eine neue Ära eingeläutet. Denn der Bad Berleburger Unternehmer Heiner Althaus hat das historische Bauwerk, dessen östlicher Trakt 1707 von dem namhaften Zimmermeister Mannus Riedesel erbaut wurde, gekauft. Der SZ hat Heiner Althaus seine Pläne verraten.
„Ich möchte mit meiner Familie dort einziehen“, verriet Heiner Althaus. Das Gebäude werde denkmalgerecht umgebaut und saniert. „Das Haus hat Flair.“ Oft werde behauptet, seitens der Denkmalbehörden würden den Leuten nur Steine in den Weg gelegt, wenn sie ein solches Gebäude besitzen. „Das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe unterstützt mich in allen Belangen. Von Beginn an arbeiten wir hervorragend zusammen, weil sich der LWL für die Sache begeistert.“ Ihm sei wichtig, so Heiner Althaus, dass nicht er, sondern die Ludwigsburg im Vordergrund stehe. „Das hat das Haus nämlich verdient.“ Klar sei, dass er von Dr. Bettina Heine-Hippler von der Praktischen Denkmalpflege des LWL und von Rüdiger Vetter und Tobias Feige von der Abteilung Wohnen, Stadt und Dorfentwicklung der Stadt Bad Berleburg sehr gut unterstützt werde. „Und natürlich habe ich meine Frau Anke als Architektin. Ansonsten hätte ich Bauchschmerzen gehabt“, so Heiner Althaus.
Ludwigsburg Bad Berleburg erzählt viele spannende Geschichten
Das Haus erzählt mitunter spannende Geschichten, die Pfarrer Johann Georg Hinsberg einst im Berleburger Bilderbuch, erschienen in einer überarbeiteten Auflage 1929 beim Verlag Vorländer, ausführlich beschrieben hat. Der Kirchenhistoriker Dr. Ulf Lückel aus Girkhausen bat im SZ-Gespräch darum, ein Missverständnis, das sich seit vielen Jahren um die Ludwigsburg rankt, unbedingt auszuräumen. Denn die besondere, verzierte Haustür, die oft exemplarisch für die Handwerkskunst des Mannus Riedesel angeführt werde, stamme nicht von diesem oder aus der Zeit. „Die Tür hat Alexander Graf von Hachenburg aus dem hessischen Wetter mitgebracht“, als dieser für einige Jahre in der Ludwigsburg lebte. Errichtet hat das Haus wohl „ein vornehmer Beamter, Fremder oder Bürger“, wie Georg Hinsberg vermutet. Erst später sei es in den Besitz von Ludwig Franz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1660 - 1694) gekommen. Der war mit Hedwig Sophie zur Lippe-Bracke (1669 - 1738) verheiratet – eine streng fromme Frau, die das Leben in der Ludwigsburg viele Jahre lang prägte. Ein berühmter Sohn ging aus der Ehe hervor, nämlich der bekannte pietistische Graf Casimir, der erst acht Jahre alt war, als sein Vater Ludwig Franz starb. Deshalb übernahm Mutter Hedwig Sophie die Regierungsgeschäfte in der Residenzstadt.
Ludwigsburg fungierte lange als Doppelhaus
Während Casimir auszog lebte Hedwig Sophie mit dem jüngeren „Lieblingssohn“ Ludwig Franz jun. (1694 - 1750) in der Ludwigsburg. Nach ihm benannt erwuchsen die Seitenlinie „zu Sayn-Wittgenstein-Ludwigsburg“ und der Name des Anwesens. Ludwig Franz heiratete 1722 die Gräfin Helene Emilie von Solms und zog mit der Familie samt Töchterchen von Schwarzenau in die Ludwigsburg. Die dürfte in 1727 um den zweiten Gebäudeteil mit dem Eingang an der Längsseite erweitert worden sein. Mit Mutter Hedwig Sophie an der Seite teilte Ludwig Franz „in weit höherem Maße als Casimir deren herbe, völlig weltabgewandte Frömmigkeit“, wie Georg Hinsberg formuliert. In der Tat gingen bei Hedwig Sophie jahrelang Männer ein- und aus, „die eine Frömmigkeit allerstrengster Observanz vertraten“– darunter die Pfarrer Christoph Seebach oder Victor Tuchtfeldt.
30 Jahre lang fungierte die Ludwigsburg als Doppelhaus mit zwei Haushaltungen – eine für Ludwig Franz, eine für dessen Mutter Hedwig Sophie und deren Hofdame von Dallwig. Nach dem Tode von Hedwig Sophie zog deren Tochter Sophie Florentine in die Ludwigsburg ein. Sie war die Witwe des Laaspher Grafen Henrich Albrecht zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein. Auf der anderen Gebäudeseite wurde es im weiteren Verlauf der Ludwigsburggeschichte hochrangig militärisch. Zunächst war es nach dem Tode von Ludwig Franz dessen Sohn Christian Ludwig, eines von 13 Kindern, der das Haus übernahm und als General der preußischen Armee in Russland gefangen genommen wurde.
Die rote Farbe folgte im 19. Jahrhundert
Weitaus berühmter war sein Sohn Ludwig Adolph Peter zu Sayn-Wittgenstein-Ludwigsburg, der als erfolgreicher Generalfeldmarschall der russischen Armee nach Berleburg zurückkehrte und frenetisch gefeiert wurde. Allerlei Leute seien im Laufe des 19. Jahrhunderts ein- und ausgezogen, berichtet der damalige Pfarrer und Lokalhistoriker Georg Hinsberg, unter anderem Graf Georg Ernst, königlich französischer Marschall und dessen Sohn Graf Ludwig Joseph, ein kaiserlich-russischer Oberleutnant.
Einer, der die inzwischen über die vielen Jahre angestaubte Ludwigsburg wieder aufpolierte, war Alexander Graf von Hachenburg, Enkel des Generalfeldmarschalls Adolph Peter. Er erneuerte die Ludwigsburg Ende des 19. Jahrhunderts und verpasste ihr auch die charakteristische, rote Farbe, wie Georg Hinsberg zu erzählen weiß. Und die von Dr. Ulf Lückel erwähnte Tür, wurde gleich mit eingesetzt.


Autor:Holger Weber (Redakteur) aus Wittgenstein |
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