Zukunft des Waldes
Landtags-"Vize" Angela Freimuth macht sich ein Bild

- Revierleiter Hendrik Engelhard zeigte die Borkenkäfer-Problematik im Wald: Wolfgang Völker (FDP), Johannes Röhl (Forstdirektor) und Tim Limper (FDP) und Landtags-Vizepräsidentin Angela Freimuth schauten genau hin.
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vö Bad Berleburg. Strahlender Sonnenschein über Bad Berleburg, aber ganz sicher kein Schönwetter-Thema: Angela Freimuth (FDP), Vizepräsidentin des nordrhein-westfälischen Landtags, nahm sich am Montagmorgen zwei Stunden lang Zeit für eine Besichtigung der aktuell größten Wittgensteiner Baustelle. Die Freidemokratin schaute sich auf Einladung des FDP-Stadtverbandes Bad Berleburg jene Katastrophe an, die sich momentan im hiesigen Wald abspielt – die mit dem Borkenkäfer. Und dies am Beispiel eines Reviers der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer.
Der Notstand des Waldes bewege alle Menschen in dieser Stadt, sagte Bürgermeister Bernd Fuhrmann bei der Begrüßung von Angela Freimuth auf dem Schlosshof: „Wir haben im vergangenen Jahr den Klimanotstand ausgerufen.
vö Bad Berleburg. Strahlender Sonnenschein über Bad Berleburg, aber ganz sicher kein Schönwetter-Thema: Angela Freimuth (FDP), Vizepräsidentin des nordrhein-westfälischen Landtags, nahm sich am Montagmorgen zwei Stunden lang Zeit für eine Besichtigung der aktuell größten Wittgensteiner Baustelle. Die Freidemokratin schaute sich auf Einladung des FDP-Stadtverbandes Bad Berleburg jene Katastrophe an, die sich momentan im hiesigen Wald abspielt – die mit dem Borkenkäfer. Und dies am Beispiel eines Reviers der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer.
Der Notstand des Waldes bewege alle Menschen in dieser Stadt, sagte Bürgermeister Bernd Fuhrmann bei der Begrüßung von Angela Freimuth auf dem Schlosshof: „Wir haben im vergangenen Jahr den Klimanotstand ausgerufen. Das Thema treibt uns mit Sorge um.“ In Bad Berleburg habe sich ein Netzwerk gefunden, das sich mit grundlegenden Fragen beschäftige: Wie lasse sich das Käferholz vermarkten? Wie könne der Wald der Zukunft aussehen?
Johannes Röhl, Forstdirektor der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer, betonte, dass die derzeitige Situation des Waldes keinesfalls ein punktuelles Ereignis sei. Vielmehr sei davon auszugehen, dass die laufende Katastrophe die Forstwirtschaft und die nachgelagerten Bereiche nachhaltig verändern werde. Er sei davon überzeugt, dass leider Waldbesitzer aufgeben würden. Und: „Es wird Entwicklungen geben, die nicht unbedingt im Sinne der Nachhaltigkeit sind.“ Was ihm in der Diskussion fehle, so der Rentkammer-Chef, seien Lösungen für Einzelfälle: „Es gibt weder Pauschalmodelle, noch Patentrezepte.“ Zustimmung von Angela Freimuth: Die klimatischen Bedingungen in NRW seien sehr unterschiedlich, da müsse man differenzieren. Ein Düsseldorfer oder Bonner könne schlecht beurteilen, wie die Vegetationszyklen in Wíttgenstein seien.
Revierförster Hendrik Engelhard machte anhand eines erntereifen 90-jährigen Fichtebestandes deutlich, wohin die Entwicklung der vergangenen drei Jahre gegangen sei. Nach dem Sturm Friederike habe der Borkenkäfer leichtes Spiel gehabt: „Wir haben die Dinge noch gedreht, aber nach den zwei heißen und trockenen Jahren war das Thema durch.“ Die Fichte könne den Borkenkäfer abwehren – aber nicht in dieser gewaltigen Zahl. Nun bestehe die ganz große Herausforderung darin, den Wald wieder aufzubauen.
Und an dieser Stelle zeigte Johannes Röhl ganz klare Kante: „Wir werden auch in Zukunft mit Nadelholz arbeiten, nur anders als bisher.“ Es gehe dabei sicherlich um kürzere Produktionszeiten und auch um andere Baumarten. Die Holzindustrie setze zu 90 Prozent auf Nadelholz, Dachstühle bestünden auch in Zukunft nicht aus Eiche oder Buche. Wenn man vom Wald wirtschaftlich nicht anhängig sei, könne man durchaus auch andere Forderungen stellen: „Aber wir haben noch keine Gelddruckmaschine im Keller stehen.“ Die Rentkammer stehe für die Produktion des wertvollsten und nachhaltigsten Rohstoffes – und das seit 250 Jahren äußerst erfolgreich. Glücklicherweise verfüge die Rentkammer über eine überaus motivierte Mannschaft, mit der die Herausforderungen zu bewegen seien. Johannes Röhl legte noch nach: „Wenn heute vermeintliche Fachleute daher kommen und uns sagen, das hättet ihr doch wissen müssen, dass die Fichte der enormen Trockenheit nicht widerstehen kann, dann ist das einfach unredlich.“ Das sei unfair den früheren Generationen gegenüber, die weitsichtig agiert hätten.
Den wirtschaftlichen Aspekt sprach Tim Limper an, der für die FDP bei der Kommunalwahl zur Wahl des Stadtrates antritt. Der finanzielle Aspekt sei es, der letztlich auch bei den Kleinwaldbesitzern ausschlaggebend sei. Ihnen fehle das Geld für die Aufarbeitung des Käferholzes und die anschließende Wiederaufforstung: „Im schlimmsten Fall zahlen sie noch drauf.“ Wolfgang Völker, der Vorsitzende des FDP-Stadtverbandes, forderte angesichts des Gehörten eine Versachlichung der Diskussion: „Viele Veröffentlichungen sind ideologisch geprägt. Ich würde mir wünschen, dass viel öfter das Gespräch mit den Fachleuten gesucht würde.“
Johannes Röhl signalisierte, dass dies in den meisten Fällen auch funktioniere – nur nicht in allen. Der Bad Berleburger gab der Landtags-Vizepräsidentin mit auf den Weg nach Düsseldorf, dass er die Förderhöchstgrenze für mittlere und große Betriebe nicht verstehen könne. Bei der Rentkammer sei nämlich mit 30 000 Euro das Ende der Fahnenstange erreicht. „Diesen Betrag verlieren wir in ein paar Wochen allein beim Holzverkauf.“
Auf den rund 13 000 Hektar der Rentkammer würden jährlich rund 63 000 Tonnen Kohlendioxid gebunden. Irgendwann komme man an den Punkt, an dem diese gesellschaftliche Leistung honoriert werden müsse.


Autor:Martin Völkel (Redakteur) aus Bad Berleburg |
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