Mieter bedroht und verprügelt?
Erndtebrücker steht seit gestern in Bad Berleburg vor Gericht / Drei Verhandlungstage
vö Bad Berleburg. Wer nicht zahlen will, der muss fühlen. Diesen Grundsatz hat offenbar ein 46-jähriger Erndtebrücker verinnerlicht, der sich seit gestern vor dem Bad Berleburger Amtsgericht verantworten muss. Für das Verfahren wegen Körperverletzung hat Amtsgerichtsdirektor Hans-Jürgen Niediek drei Verhandlungstage angesetzt.
Staatsanwalt Wolfgang Nau warf dem Unternehmer aus einem Ortsteil Erndtebrücks vor, im Juni 2002 gemeinsam mit zwei Angestellten einen Mieter und dessen Lebensgefährtin zunächst massiv bedroht und dann körperlich misshandelt zu haben. Nachdem Vermieter und Mieter offenbar ohnehin nur noch per Rechtsanwalt kommuniziert hatten, eskalierte die Situation im Juni vergangenen Jahres vollends.
Die Vorgänge schilderten die beiden Mieter, die gestern als erste Zeugen im Gerichtssaal Platz nahmen, aus ihrer Sicht. Ein 38-jähriger Holzmechaniker, seinerzeit Mieter des Angeklagten, erläuterte vor Gericht, warum es seiner Meinung nach zu der Auseinandersetzung kam. Er und seine Lebensgefährtin hätten die Miete gekürzt, »weil es Schimmel in der Wohnung gab, sich aber niemand darum kümmerte«. Immer wieder sei danach der Strom abgeschaltet worden – so auch an dem besagten Tag im Juni. Der Zeuge erklärte, dass er zum Stromkasten gegangen sei, um den Saft wieder zu aktivieren.
Dies habe der Angeklagte offenbar mitbekommen, danach seien alle Sicherungen durchgebrannt. »Auf dem Firmengelände fand ein Begrüßungsfest mit seinen beiden polnischen Angestellten statt, die haben sich mächtig besoffen«, erinnerte sich der Zeuge gestern. Zunächst hätten die besagten Mitarbeiter gegen die Wohnungstür geschlagen und getreten, schließlich sei es ihnen gelungen, in die Wohnung einzudringen. Dort habe es für beide Mieter, den 38-jährigen Zeugen und seine zwei Jahre ältere Lebensgefährtin, die gestern ebenfalls aussagte, Prügel gesetzt. Der Angeklagte sei seinen Mitarbeitern sogar noch zur Hand gegangen. Der Frau sei dabei ein ganzes Büschel Haare herausgerissen worden.
Zuletzt hätten die Eindringlinge ein Handy und einen Schlüsselbund mitgenommen. Beide Mieter trugen blaue Flecken und Schrammen davon. Was meinte gestern der Erndtebrücker auf der Anklagebank zu den Vorwürfen: »Ich habe erst abends durch die Polizei von den Vorfällen erfahren.« Die Verhandlung wird nächsten Dienstag um 12.30 Uhr fortgesetzt. Staatsanwalt Wolfgang Nau behielt sich vor, den 46-Jährigen unter Umständen auch wegen Raubes anzuklagen.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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