Schmallenberger lehnen Kompromiss ab
Resolution fordert Stopp des Wisent-Projektes

- Ein Verkehrsschild unterhalb des Albrechtsplatzes, das sinnbildlich für den Konflikt des Wisent-Projektes steht. Wenn es nach der Schmallenberger Stadtvertretung geht, gibt es für die Herde nur noch eine Richtung – weg aus dem Sauerland. Foto: Martin Völkel
- hochgeladen von Björn Weyand (Redakteur)
vö Schmallenberg/Bad Berleburg. Kompromissbereitschaft beim Wittgensteiner Nachbarn sieht anders aus: Die Schmallenberger Stadtvertretung erteilte der Übergangslösung mit einem 18 Kilometer langen Zaun um die frei lebende Herde in ihrer Sitzung am Donnerstagabend eine deutliche Absage und beschloss – bei drei Enthaltungen der Grünen-Fraktion – eine Resolution, die den sofortigen Stopp des Wisent-Projektes zum Ziel hat. Und zwar ungeachtet der Kompromiss-Lösung, die aktuell auch durch die Initiative von NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) erarbeitet worden war.
vö Schmallenberg/Bad Berleburg. Kompromissbereitschaft beim Wittgensteiner Nachbarn sieht anders aus: Die Schmallenberger Stadtvertretung erteilte der Übergangslösung mit einem 18 Kilometer langen Zaun um die frei lebende Herde in ihrer Sitzung am Donnerstagabend eine deutliche Absage und beschloss – bei drei Enthaltungen der Grünen-Fraktion – eine Resolution, die den sofortigen Stopp des Wisent-Projektes zum Ziel hat. Und zwar ungeachtet der Kompromiss-Lösung, die aktuell auch durch die Initiative von NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) erarbeitet worden war. Der Resolutionstext, den die Stadtverwaltung ausgewählten Medienvertretern vorab zur Verfügung stellte, ist nach Darstellung von Bürgermeister Bernhard Halbe an die Unterzeichner des öffentlich-rechtlichen Vertrages adressiert, der vor dem Artenschutzprojekt unterzeichnet wurde. Wenn die Beendigung des Projektes nicht erfolgen sollte, dann wollen die Schmallenberger zumindest erreichen, dass sich die Wisente ausschließlich in Wäldern auf Siegen-Wittgensteiner Gebiet bewegen sollen.
Vor rund einem Dutzend Zuhörern – darunter auch Waldbesitzer aus dem Hochsauerlandkreis und dem Kreis Olpe – bezog Schmallenbergs Bürgermeister Bernhard Halbe deutlich Position – gegen das Projekt. Das sei für ihn schon gescheitert gewesen, als die Tiere das ursprünglich angepeilte Projektgebiet verlassen hätten. Offenkundig würden die Wisente ja aktuell nur noch im Staatswald geduldet. Deshalb frage er sich, so der Schmallenberger Verwaltungs-Chef, warum überhaupt noch ein Gutachten in Auftrag gegeben werde. Das werde den massiven Konflikt zwischen Naturschützern auf der einen und Waldbauern auf der anderen Seite nicht lösen. In der öffentlichen Diskussion werde leider zu oft vergessen, wer der Täter oder wer das Opfer sei. Mit dem neuen Projektgebiet werde ein hochklassiges Naturschutzgebiet „der Verwüstung preisgegeben“. 5000 Buchen seien insgesamt bereits „weg“. Wenn der Wisent-Trägerverein das Schaugehege bei Wingeshausen um 300 Hektar vergrößere, „dann sind wir sofort dabei“. Nun werde ein zweifelhafter Zaun eine weitere Million Euro verschlingen.
Jürgen Meyer (Grüne) sprach von einem „schwierigen Thema“, das sicherlich auch einen touristischen Aspekt habe. Er sei sich nicht ganz sicher, ob Begriffe wie „Angsträume“ in der Resolution die richtige Wortwahl seien. Und seine Fraktionskollegin Christa Wolter befürchtete, dass die scharfe Wortwahl „vielleicht noch mehr böses Blut“ produzieren könne. Dr. Matthias Schütte (CDU) stufte das Projekt zumindest zum jetzigen Zeitpunkt als gescheitert ein, allerdings warne er dringend davor, zwischen Bad Berleburg und Schmallenberg zu polarisieren: „Es ist schade, dass das Verhältnis unter diesem Thema leidet.“ Unterschiedliche Meinungen gingen mitten durch Orte, durch Freundeskreise und sogar durch Familien. Vielleicht könne man doch noch irgendwie eine gemeinsame Linie finden: „Die Berleburger sind auch in 20 oder in 50 Jahren noch unsere Nachbarn.“
Andere Töne schlug indes sein CDU-Fraktionskollege Friedrich Freiherr von Weichs an: „Irgendwann ist Schluss mit kuscheln.“ Die Stadt Schmallenberg sei nicht gut beraten, die Nachbarn zu schonen. Zielsetzung müsse es sein, mit der Resolution eine entsprechende Wirkung zu erzielen. Zumal der Wisent-Trägerverein jüngst eine Pressekonferenz gegeben habe, bei der die vermeintlichen Erfolge des Projektes herausgestellt worden seien, „ohne dass man sich irgendwie interessiert hat, was auf der anderen Seite des Rothaarkamms passiert“. Es stehe außer Frage, so Ludwig Poppel (CDU), dass das Projekt ein gewisses touristisches Interesse entfalte. Nur: „Der Schmallenberger Tourismus hat sich in der Vergangenheit klar gegen das Projekt positioniert – und wird das auch wieder tun. Daran sollten wir uns orientieren.“ Wisente seien nach seiner Kenntnis Steppentiere, fand Dieter Eickelmann (UWG), und es sehe danach aus, „dass sie sich ihren Lebensraum auch hier so gestalten wollen“. Das dürfe nicht zugelassen werden. Stefan Wiese (UWG) hegte den Verdacht, „dass man sich in Wittgenstein dauerhaft aus der Verantwortung stehlen will, weil man die Tiere herrenlos erklären will“. Es wäre nicht mit Waffengleichheit gekämpft. Mit dem neuen Projektgebiet würden „700 Hektar Buchenwald zum Abfraß freigegeben“. Bernd Schrewe (CDU) war sich sicher, dass in der Wittgensteiner Bevölkerung längst nicht alle Menschen für das Wisent-Projekt seien. Deshalb sehe er das Problem nicht, dass die scharf formulierte Resolution die Menschen beider Städte auseinder dividieren werde.
Autor:Martin Völkel (Redakteur) aus Bad Berleburg |
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