»Das Kneipp-Heilbad entstauben«
Gestern im Wirtschaftsförderungsausschuss: Laasphe sucht nach neuen Tourismus-Wegen
vö Bad Laasphe. Statistiken sind in vieler Hinsicht interpretierbar und stellen oft nur die halbe Wahrheit dar. Doch die Übernachtungszahlen, die Evelyn Benner, Geschäftsführerin der Bad Laaspher Tourismus, Kur und Stadtentwicklung (TKS) GmbH dem Wirtschaftsförderungsausschuss gestern Abend vorlegte, sprachen dennoch eine deutliche Sprache. Auch wenn in der Statistik nur jene Betriebe berücksichtigt wurden, die über mindestens neun Betten verfügen.
Zu den Fakten: 12604 Übernachtungen weniger als im Jahr 2001 wurden in der Lahnstadt im Vorjahr gezählt, was einem Rückgang von 7,2 Prozent entspricht. Evelyn Benner: »Das sind natürlich sehr betrübliche Zahlen.« Dies überschatte dann auch eine positive Entwicklung im Bereich der Ankünfte, die nämlich um 314 gesteigert wurden. Bedeutet im Klartext: Es kommen zwar mehr Urlauber nach Bad Laasphe, die jedoch wesentlich kürzer verweilen. Als Verursachungsquelle für die Einbußen machte die TKS-Geschäftsführerin eindeutig die schwierige Situation in den Kliniken aus (die SZ berichtete). Die Lahnklinik sei geschlossen worden und auch Emmaburg und Schlossberg-Klinik hätten mit rückläufigen Zahlen zu kämpfen.
Daher konzentrierten sich die Verantwortlichen auf zwei Kernkompetenzen: Zum einen gehe es darum, den Gesundheitssektor zu stützen und zu stabilisieren. Ein Wachstum sei in der augenblicklichen Situation eher unrealistisch. Zweites Standbein sei der touristische Bereich, nämlich Urlaubern in Bad Laasphe ein Wander- und Naturerlebnis zu ermöglichen. Der Rothaarsteig, so Evelyn Benner in ihrem engagierten Redebeitrag, sei für die Wittgensteiner Kommune nur Mittel zum Zweck, »um uns als Wanderregion bekannt zu machen«. Es sei klar, dass beispielsweise die Kernstadt zu weit entfernt vom Steig liege.
Große Hoffnung setzte die TKS-Mitarbeiterin in die neue Wanderwegeweisung für den Altkreis Wittgenstein. Im Jahr 2003 stünden 100000 e für die Beschilderung des Wegenetzes zur Verfügung, die Hälfte davon seien Landesmittel. Dies bedeute, dass noch in diesem Jahr 450 Knotenpunkte von Wanderwegen mit wichtigen Informationen ausgestattet würden. Mit welchen Maßnahmen Bad Laasphe touristisch attraktiver zu gestalten sei, dafür lieferte der Unternehmer Dr. Frank Müller überaus interessante Denkanstöße. Es gehe darum, so der Laaspher, das durchaus vorhandene Potenzial auszuschöpfen, denn fähige Leute und eine herrliche Landschaft seien bekanntlich vorhanden. Die treffende Feststellung Müllers: »Wer nur durch den Wald läuft, der gibt kein Geld aus.«
Vorhandenes wie Sommer- und Wintersport, Gesundheitsangebote oder regionale Themen müsse man geschickt vermarkten – immer im Verbund mit Hotels und Pensionen. Planungen, die im Gremium auf ungeteilte Zustimmung stießen, auch wenn es abschließend noch eine – völlig unnötige – Diskussion über die weitere Vorgehensweise gab. Bis zur Ratssitzung am 12. Mai soll nun eine Druckvorlage erarbeit werden, wie eine Zusammenarbeit zwischen TKS, Verwaltung und Frank Müller aussehen könnte. Um die Lahnstadt vielleicht zu einer neuen touristischen Ausrichtung zu führen. Oder wie es Evelyn Benner formulierte: »Wir sollten die Idee des Kneipp-Heilbades entstauben.«
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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