Pilze gesellschaftskritisch

- Sorgen dafür, dass die neue Ausstellung im Laaspher Pilzmuseum etwas Einmaliges ist (v.l.): Thomas Müller mit seinen Keramik-Arbeiten, die Fotografen Dirk Börstinghaus und Joachim Weiser sowie Kalligraph Peter Thiele. Foto: db
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db Bad Laasphe. „Du sollst dich der Sonne zuwenden, nicht dem Schatten“ - was Friedrich Nietzsche wirklich damit gemeint hat, ist wohl Interpretationssache. Doch fest steht, dass sich dieser Satz auf etwas eigentlich recht Unscheinbares beziehen lässt: Pilze. Joachim Weiser und Dirk Börstinghaus, die Lichtbildwerkgemeinschaft, haben sich der kleinen Schwämme angenommen und sind mit ihrer Ausstellung „Erdenwesen“ noch bis Ende des Jahres zu Gast im Pilzmuseum Bad Laasphe.
Und das bereits zum zweiten Mal, denn schon im vergangenen Jahr präsentierten sie ihre Werke im Haus des Gastes, wie Museumsleiter Volker Walther verriet. Die beiden Fotografen, die sich ihren Lebensunterhalt als Ärzte verdienen, kombinieren zwei unterschiedliche Elemente, um daraus eine in Deutschland einmalige Symbiose zu erschaffen: schwarz-weiß Fotografien von Pilzen aller Art, kombiniert mit lyrischen Texten. Das Bild stehe immer im Vordergrund, so die beiden Oldenburger im Gespräch mit der SZ.
Ganz gezielt gingen sie auf „Motivjagd“ und würden erst im Nachhinein passende Textstellen dazu suchen. Und der Pool an Literatur scheint beinahe unersättlich. Aber nur beinahe, denn „so langsam erschöpft es sich“, erklärte Joachim Weiser. Sie hätten weit mehr Texte als Fotos. Seit 2006 haben die Beiden bereits ihre Nasen in Bücher, Schriften und die Weiten des Internets gesteckt. So manche Nacht sei dabei ins Land gezogen. „Aber“, unterstrich Dirk Börstinghaus, „es macht ja Spaß“.
Anders als manche ausgewählte Textstelle im Übrigen. Denn nicht nur heitere Passagen fanden den Weg in die Ausstellung. Einige präsentieren sich sehr düster und negativ, Dirk Börstinghaus sieht sogar gesellschaftskritische Anlehnungen. Ihnen ginge es um den Kontext von Bild und Text, so die Fotografen. Dem Besucher präsentieren sich ganz neue Ansichten der Erdbewohner. Im Zusammenspiel mit den von Peter Thiele kalligraphisch ausgearbeiteten Textstellen insgesamt eine außergewöhnliche Mischung.
Das sieht auch Museumsleiter Volker Walther so, der sich freute, die Ausstellung wieder begrüßen zu können. Rund 40 Stücke können Besucher ansehen, gemeinsam mit einigen naturbelassenen Exemplaren des Museums und täuschend echt wirkendenden Keramik-Imitaten von Thomas Müller. Ohne die richtige Resonanz gebe es auch keine Neuauflage, war sich die Lichtbildwerkgemeinschaft einig. Da diese beim vergangenen Mal aber stimmte, gibt es jetzt neue Werke zu begutachten. Und sollte das Besucherinteresse anhalten, dann wird es mit Sicherheit auch zukünftig wieder neue Bild-Text-Paare geben. Demnächst macht die Ausstellung sogar im nordrhein-westfälischen Naturkundemuseum in Münster Station.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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