Willy-Brandt-Medaille zum Geburtstag
Sozialdemokraten und Schützen gratulierten Laaspher Julius Baumann zum 100. Wiegenfest
tk Bad Laasphe. Wer seit 80 Jahren Mitglied des Laaspher Schützenvereins ist, muss ein ganz besonderer Mensch sein. Nicht nur bezüglich der Leidenschaft für den Schießsport. Vor allem muss er eine große Lebenserfahrung haben. Die hat Julius Baumann auf jeden Fall. Am Samstag feierte er im Fritz-Heinrich-Zentrum seinen 100. Geburtstag. Das Licht der Welt erblickte er am 1. März 1903 in Worms.
Nach Erstem Weltkrieg nach Wittgenstein
Nach dem Ersten Weltkrieg zog es die Familie nach Laasphe, da das linke Rheinufer besetzt war. Somit war Baumann im 20. Jahrhundert wahrscheinlich der erste Flüchtling von Laasphe, wie sein Sohn Hans bilanzierte. Als gelernter Maschinenschlosser arbeitete er zunächst auf der Amalienhütte, half dann aber seinem Onkel Wilhelm Baumann beim Aufbau eines Floristenbedarfs. 1931 heiratete Julius Baumann Luise Müller. Ein Jahr später wurde Sohn Gerd geboren, 1934 Nesthäkchen Hans. Im Zweiten Weltkrieg diente Baumann als Hilfspolizist in Jugoslawien. Aus dem Krieg zurückgekehrt, war er zunächst weiterhin als Polizist tätig. Eine weitere Station seines Schaffens: das Straßenverkehrsamt in Berleburg. Bald arbeitete er wieder in der Firma von Wilhelm Baumann. Erst mit 70 Jahren zog es Julius Baumann in den verdienten Ruhestand. Weil er so lange im Berufsleben stand, sagte er sich: »Jetzt lebe ich noch viele Jahre. Ich muss ja auch was davon haben, dass ich so lange gearbeitet habe.«
1929 selbst Vogel von der Stange geholt
Es ist kaum zu zählen, in wie vielen Vereinen Baumann tätig war. Bis 1995 war er als Sänger der »Lyra« aktiv. Dem Schützenverein trat er 1923 bei, 1929 wurde er Schützenkönig. Bis zur Einberufung im April 1943 war er Schießleiter des Vereins. Lange Jahre führte er auch mit großem Erfolg die Kompanie »Hohenstein«. Seine Idee war es, den Zug des Schützenfests mit einem prächtig geschmückten Festwagen zu bereichern. Kein Wunder, dass eine Delegation der Schützen am Samstag dem Ehrenhauptmann einen Besuch abstattete. Vorsitzender Rudi Hoffmann erinnerte an Baumanns Lebensrezept »Halte Maß in allen Dingen, dann wird das Leben dir gelingen«, das anscheinend ein Erfolgsrezept ist.
Höchste Auszeichnung, die SPD verleiht
Eine ganz besondere Ehre wurde dem Jubilar zuteil, als zur Überraschung aller Gäste der heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Willi Brase den Raum betrat. Gemeinsam mit Siegfried Fey, Arno Vomhof und Waltraud Schäfer gratulierte er seinem Genossen. Baumann ist seit Ende des Zweiten Weltkriegs Mitglied der SPD. »Er ist uns ein großes Vorbild, die Partei war ihm immer viel wert«, so Waltraud Schäfer. Das und der außergewöhnliche Geburtstag waren die Gründe dafür, dass ihm eine Ehre zuteil wurde, an der sich nur sehr wenige Bundesbürger erfreuen können. Willi Brase überreichte Julius Baumann die höchste SPD-Auszeichnung: die Willy-Brandt-Medaille. Diese setzt sich zusammen aus einer Plakette und einem Ehrenbrief, vom Bundeskanzler und SPD-Vorsitzenden Gerhard Schröder höchstpersönlich unterschrieben.
Freudentränen der Rührung
Nach der gelungenen Überraschung gesellten sich der Schützenverein und die SPD-Delegierten zu dem zu Freudentränen gerührten Baumann und seinen zahlreich erschienen Verwandten und Bekannten, um bei Speis und Trank ein paar gemütliche Stunden zu verbringen. Obwohl Julius Baumann seit einem Schlaganfall vor zwei Jahren Probleme mit dem Sprechen hat, ist er geistig noch fit. Die Gäste hoffen schon auf den nächsten Geburtstag. Die Siegener Zeitung hofft mit und wünscht Onkel Julius noch mal alles Gute zum 100. Geburtstag.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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