Bauarbeiten am Pegel Betzdorf
Bagger in der Sieg sorgt für Ärger

- Direkt an der Messstelle hatte sich ein Kiesbank gebildet, die am Donnerstag mit einem Bagger entfernt worden ist.
- hochgeladen von Christian Schwermer (Redakteur)
damo Betzdorf. Zumindest in einem Punkt sind sich die beiden Männer einig: „Wir kommen hier und heute nicht überein“, sagt Bernd Martin, und sein Gegenüber signalisiert mit einem Kopfnicken, dass er das genauso einschätzt. Also dreht sich Martin weg, um die Zeit effektiver zu nutzen: Ausgestattet mit einer Anglerhose und einem Käscher stapft er in die Sieg, um im Schatten einer Baggerschaufel die Brut von Elritzen, Schmerlen und Gründlingen aus dem trüben Wasser zu fischen.
Und er wird auch fündig: Etliche Jungfische landen in seinem Netz, und jeden einzelnen wertet Martin als Beweis dafür, dass er eben doch Recht hatte mit seiner Kritik an der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD).
damo Betzdorf. Zumindest in einem Punkt sind sich die beiden Männer einig: „Wir kommen hier und heute nicht überein“, sagt Bernd Martin, und sein Gegenüber signalisiert mit einem Kopfnicken, dass er das genauso einschätzt. Also dreht sich Martin weg, um die Zeit effektiver zu nutzen: Ausgestattet mit einer Anglerhose und einem Käscher stapft er in die Sieg, um im Schatten einer Baggerschaufel die Brut von Elritzen, Schmerlen und Gründlingen aus dem trüben Wasser zu fischen.
Und er wird auch fündig: Etliche Jungfische landen in seinem Netz, und jeden einzelnen wertet Martin als Beweis dafür, dass er eben doch Recht hatte mit seiner Kritik an der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD). Der Scheuerfelder wirft der Behörde vor, dass sie am Donnerstag einen Bagger in die Sieg geschickt hat, ohne diese Baumaßnahme für Natur und Fischerei möglichst verträglich zu gestalten.
Grundfische als ganz wichtiger Bestandteil des Ökosystems
Leidtragende des Baggereinsatzes seien vor allem die Jungtiere der Grundfische – denn die sind einfach nicht darauf gepolt, dass in ihrem Lebensraum plötzlich der Tod durch einen Bagger droht. Wann immer Grundfische Gefahr wittern, ducken sie sich weg: Sie schlüpfen unter Steine, schwimmen auf den Grund von kleinen Kuhlen. Das mag eine gute Strategie gegen Hecht und Co. sein – im Duell mit dem Reifen oder der Schaufel eines Baggers taugt sie nicht. Und nach Aussage der Scheuerfelder Fischereigenossenschaft, für die Martin spricht, sind gerade diese Grundfische für die Gewässerökologie von enormer Bedeutung: „Sie sind ein ganz wichtiger Bestandteil der Nahrungskette.“
Das will auch Thomas Lenhart von der SGD nicht in Abrede stellen. Und er räumt ein, dass der Baggereinsatz natürlich einige Jungfische das Leben kosten werde. Bloß: Seine Behörde müsse die Verhältnismäßigkeit prüfen, also abwägen, wie schwerwiegend der Eingriff in den Fluss ist und wie bedeutsam er ist.

- Die Fischer aus Betzdorf und Scheuerfeld hätten sich flankierende Maßnahmen gewünscht, damit der Baggereinsatz in der Sieg die Fischbrut nicht schädigt.
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Die Kiesbank muss laut SGD weg
Die Bedeutsamkeit der Baumaßnahme kann Lenhart selbst einschätzen: Als Leiter der Regionalstelle Wasserwirtschaft ist er für rund 100 Pegel im nördlichen Rheinland-Pfalz zuständig – und der Messpunkt an der Sieg an der Betzdorfer Wilhelmstraße ist einer der wichtigen. Laut Lenhart funktioniert die Messung nicht mehr so, wie sie soll: Im Bereich des Pegels haben etliche Hochwasser ihre Spuren hinterlassen – so hat sich dort eine Kiesbank angelagert, die die Messergebnisse verfälscht. Und korrekte Daten sind laut Lenhart enorm wichtig: Am Pegel Betzdorf wird sowohl der Wasserstand als auch der Durchfluss gemessen – beide Daten sind im Falle von Hochwassern von großer Bedeutung. Also steht für die SGD fest: Die Kiesbank muss weg.
Eingriff ökologisch vertretbar?
Bleibt der zweite Bestandteil des Abwägens: Ist der Eingriff ökologisch vertretbar? Diese Frage hat Lenhart nicht selbst beantwortet: Er stützt sich vielmehr auf die Expertise der Oberen Fischereibehörde, die wie Lenharts Referat ebenfalls bei der SGD angesiedelt ist. Und von dort habe es keine naturschutzfachlichen Einwände gegen die Baumaßnahme gegeben. Also hat Lenhart einen Bagger geordert, und der hat am Donnerstag die Kiesbank entfernt.
Das alleine treibt die Angler gar nicht einmal auf die Palme: Die grundsätzliche Notwendigkeit der Baumaßnahme zweifeln weder die Scheuerfelder Fischer noch der Sportfischerverein Betzdorf an. Aber: Sie haben flankierende Maßnahmen gefordert, um die Brut der Grundfische zu schützen – und dieser Ruf sei ungehört verhallt.
Im Gespräch mit der SZ macht Martin deutlich, dass er erfolglos zwei Forderungen gestellt hat:
Zum einen vertritt er die Meinung, dass der Schaden deutlich geringer ausgefallen wäre, wenn es im Vorfeld eine Elektrobefischung gegeben hätte: „Dann wären kaum noch Fische im Wasser gewesen, wenn der Bagger da ist.“
Zum anderen fordert er eine Entschädigung: Die Angler würden schließlich alljährlich mehrere Tausend Euro in den Fischbesatz der Sieg investieren.
Elektrobefischung 2018 ohne Wirkung
Lenhart hält dagegen: Als 2018 zum letzten Mal am Betzdorfer Pegel in der Sieg gebaggert wurde, habe es im Vorfeld eine Elektrobefischung gegeben. „Da ist aber praktisch nichts rausgekommen.“ Zudem setze die Behörde mittlerweile einen Bagger ein, der durch seine Bauweise deutlich weniger Schäden im Flussbett verursache als das früher übliche Arbeitsgerät.
Was die Schadensersatzforderungen angeht, vertritt Lenhart im Dialog mit Martin die Position, dass die Fischer natürlich ihre Schadensersatzansprüche geltend machen können – dazu müssten sie den Schaden allerdings genau ausführen, sprich Zahlen liefern und die Auswirkung auf das Gewässer belegen.
SGD sieht möglicher Klage gelassen entgegen
Allerdings werden die Fischer genau das nicht schaffen: „Das kann nur ein zertifizierter Fischerei-Biologe leisten“, ärgert sich Martin. Und seine Laune wird kaum besser dadurch, dass er sich von der SGD schlichtweg nicht ernst genommen fühlt. Absurd findet er auch, dass das Referat Fischerei, das die Genehmigung erteilt hat, ebenso bei der SGD angesiedelt ist wie die Wasserwirtschaft: „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.“
Martin also bleibt bei seiner Einschätzung – und er spielt zumindest mit dem Gedanken, gegen die Behörde zu klagen. Lenhard reagiert gelassen: „Wir sind für hundert Pegel zuständig – und wir haben noch nicht einmal Schadenersatz leisten müssen.“
Autor:Daniel Montanus (Redakteur) aus Betzdorf |
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