»Und in 13 Jahren bringe ich meinem Mann das Kochen bei«
Betzdorfer Realschülerinnen »planten« ihre Zukunft
sz Betzdorf. 35 Mädchen der Geschwister-Scholl-Realschule planten jetzt an zwei Tagen im Jugendzentrum Betzdorf ihre Zukunft. Anhand einer Lebensleiste wurden Wünsche und Vorstellungen für die nächsten zehn Jahre entwickelt. Einen guten Schulabschluss, den gewünschten Ausbildungsplatz, in eine Wohngemeinschaft mit der besten Freundin ziehen, vielleicht studieren und dann »Anwältin in L.A. werden« lauteten einige der Träume für die Zukunft. Den Kinderwunsch zeichneten die meisten erst in frühestens zehn Jahren nach der Berufsausbildung ein, wenn eigene Karrierewünsche bereits verwirklicht sind.
Gemeinsam mit Melanie Neubauer vom Kreisjugendamt Altenkirchen und der Gleichstellungsbeauftragten der Verbandsgemeinde Betzdorf, Inka Theissen, reflektierten und diskutierten die jungen Frauen im Alter von 13 bis 15 Jahren diese Vorstellungen, überprüften sie auf ihre Realisierbarkeit und bekamen wichtige Einblicke hinsichtlich gesellschaftlicher Veränderungen und deren Bedeutung für ihre eigene Zukunft.
In kleinen Interviewgruppen bekamen die Mädchen dann die Aufgabe, eine Befragung bei Frauen und Männern zum Thema »Lebensplanung im Spannungsfeld – oder spannende Lebensplanung?« durchzuführen. Eine erste Auswertung ergab, dass tatsächliche Lebenswege oft von erwünschten abweichen. Für die Mädchen war es eine wichtige Erkenntnis, die Meinung anderer Menschen zu erfahren und mit den Problemen und Unsicherheiten hinsichtlich einer Zukunftsentscheidung nicht alleine zu stehen.
Eine gute Berufsausbildung gehört für alle selbstverständlich zum Leben dazu. Dennoch möchten nur wenige Mädchen auf eine eigene Familie verzichten. Hier ist die Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf das Zauberwort. Eine gleichberechtigte Aufteilung der Hausarbeit und Kindererziehung zwischen Frauen und Männern formulieren die Mädchen als eines ihrer Lebensziele. Und auch wenn sie bei der Umsetzung mit der mangelnden Bereitschaft des Lebenspartners rechnen: »...in 13 Jahren bringe ich meinem Mann das Kochen bei und gehe wieder arbeiten« – so eine der Teilnehmerinnen selbstbewusst.
Deutlich wurde im Verlauf des Seminars, wie sehr sich das Bild von Familie und Beziehung im Laufe der Jahre gewandelt hat. Die Mädchen würden zwar nicht alles für die Karriere aufgeben, räumen aber gleichzeitig ihrer eigenen Unabhängigkeit einen hohen Stellenwert ein. Im November werden sie sich wiedertreffen und dann unter dem Motto »Jetzt wird’s ernst: Was kostet das Leben?« ganz konkret überlegen, welcher Beruf zu ihnen passt, welche Chancen und Möglichkeiten es für sie gibt und ob die Verdienstmöglichkeiten auch so sind, dass sich die anderen geäußerten Lebenswünsche realisieren lassen.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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