Anderer Sommernachtstraum
Fränkisch Schwäbisches Städtetheater im Heimhof-Theater
vg Wasserscheide. Es ist die Geschichte von Liebeszauber und Liebeswut, von Eifersucht und starken Gefühlen, tief, tragisch, komisch, verzwickt, lustig, absehbar, träumerisch und lieblich zugleich: Die Rede ist von Shakespeares »Sommernachtstraum«. Eine sehr eigenwillige Interpretation der meistgespielten Komödie des Dichters erlebte jetzt das Publikum im Heimhof-Theater Burbach-Wasserscheide mit der Aufführung des Fränkisch Schwäbischen Städtetheaters Dinkelsbühl.
Die Liebe als Spiel, so stellt sie Shakespeare dar, wie einen leichten, schnell verflogenen Tanz, ein magisch zauberisches, unbegreifliches Etwas, das sich fern jeder Abschätzung und Berechnung gestaltet. So lässt er in seiner Komödie abwechselnd fünf Liebespaare in völliger Verwirrung auf der Bühne zurück, und mischt die Welt der Menschen mit der der Geister und Elfen. Lustige Fantasie paart sich mit koboldhafter Groteske, und alles wird von übermütiger Verwirrung durchzogen, die viel Raum zum Schmunzeln und Lachen bietet und sich am Ende in Wohlgefallen auflöst.
Auf drei Ebenen beschreibt Shakespeare die Liebe: auf der der höfischen Charaktere, der der Elfen und Feen und auf der Ebene der Handwerker, in ihrer Einfachheit komisch und zwerchfellerschütternd. Die Idee wie die Sprache des Dichters wurden in der Aufführung des Fränkisch Schwäbischen Ensembles aufgegriffen, wenn auch die einzelnen Charaktere so übersteigert und karikiert wurden, dass sie doch mitunter weit vom eigentlichen Gedanken des Stückes entfernt waren.
Einzig die Vierer-Konstellation Demetnus (Andreas Peteratzinger) und Helena (Maike Frank), Hermia (Alice Werner) und Lysander (Stefan Dick) schien dem Original weitestgehend verpflichtet. In der Elfenwelt jedoch stimmte etwas nicht, denn der Kobold Puck, der sich mit Alice Werner und Frank Piotrschke in zwei-facher Gestalt als Puck eins und Puck zwei zeigte, stand plötzlich als fideles Duo »Wildecker Herzbuben« auf der Bühne – eine Idee, die wohl leicht über das Ziel hinausschoss.
Die Handwerkergruppe hingegen wurde von Handpuppen gespielt, die ihren Platz auf einer kleineren Bühne auf der eigentlichen Bühne hatten, Handpuppen, die an sprechende Strümpfe erinnerten. Im Grunde waren diese Puppen zur Hälfte des Stückes die wahren Stars auf der Bühne. Vor allem der sächsisch quiekende Zimmermann »Sequenz«, der später mit angeklebten Eselsohren die Königin der Elfen (Maike Frank – aus Fleisch und Blut) für sich gewann, sorgte für gehörige Lacher im Publikum.
Da mischten sich Techno-Beats mit der wundersamen Sprache Shakespeares in der Übersetzung August Wilhelm Schlegels, da traten sprechende Strumpfpuppen in harte Konkurrenz zu wirklichen Schauspielern und stahlen ihnen am Ende sogar noch die Show – in einem wirklich anderen Sommernachtstraum.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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