Coronakonform oder nicht?
Drückjagd unter Druck

- Der Ablauf einer Drückjagd in den Revieren Würgendorf und Holzhausen-Nord am Wochenende hat für eine Kontroverse in der Öffentlichkeit gesorgt. Foto: kay
- hochgeladen von Dr. Andreas Goebel (Redakteur)
goeb Würgendorf. Die revierübergreifende Drückjagd, die am Wochenende in Würgendorf stattfand, hat in der Öffentlichkeit ein geteiltes Echo hervorgerufen. Wie berichtet, hatten sich bereits am Freitag etwa 50 Jäger auf Einladung des Jagdpächters Jens Birkenheuer auf dem Gelände des Skiliftes versammelt, um von dort aus die für sie vorgesehenen Ansitzplätze in den Revieren Würgendorf und Holzhausen-Nord zugewiesen zu bekommen. Im Anschluss an die Jagd, hatten sich Jäger und Treiber an Tischen und Bänken unter einer Zeltplane versammelt und den Jagdtag bei Getränken und Imbiss ausklingen lassen.
Jagd in PandemiezeitenSpeziell über den geselligen Teil der Jagd gehen die Meinungen auseinander.
goeb Würgendorf. Die revierübergreifende Drückjagd, die am Wochenende in Würgendorf stattfand, hat in der Öffentlichkeit ein geteiltes Echo hervorgerufen. Wie berichtet, hatten sich bereits am Freitag etwa 50 Jäger auf Einladung des Jagdpächters Jens Birkenheuer auf dem Gelände des Skiliftes versammelt, um von dort aus die für sie vorgesehenen Ansitzplätze in den Revieren Würgendorf und Holzhausen-Nord zugewiesen zu bekommen. Im Anschluss an die Jagd, hatten sich Jäger und Treiber an Tischen und Bänken unter einer Zeltplane versammelt und den Jagdtag bei Getränken und Imbiss ausklingen lassen.
Jagd in Pandemiezeiten
Speziell über den geselligen Teil der Jagd gehen die Meinungen auseinander. Spaziergänger sprachen gegenüber der SZ von „nicht-corona-konformem Verhalten“, gar von einem „rauschenden Fest“ war die Rede. Auch das Streckelegen des erlegten Wildes, wie bei Gesellschaftsjagden üblich, erregte bei manchen Anstoß. So etwas sei in Pandemiezeiten verboten, hieß es. Henning Setzer, beim Kreis Siegen-Wittgenstein als Dezernent auch zuständig für das Jagdwesen und Teilnehmer der Veranstaltung, nannte die Jagd einen Auftrag im öffentlichen Interesse. Auch unter Corona-Bedingungen sei es notwendig, den Wildbestand zu regulieren und zu jagen. Die Jagd sei systemrelevant. Ortsvorsteher Matthias Moos hatte erklärt, dass die vom zuständigen Ministerium erlassenen Hygienerichtlinien für Gesellschaftsjagden eingehalten worden seien. Jens Birkenbeuer hatte ergänzt, dass es eine reduzierte Form des Jagdabausklangs gebe, also kein „Schüsseltreiben“ im eigentlichen Sinne (Abendveranstaltung) und kein Händeschütteln.
"Durchgetaktetes Schutzkonzept"
Kreispressesprecher Torsten Manges, mit dem die SZ am Samstagvormittag telefonierte, sah den Kreis nicht zuständig und wollte sich auch zu Einzelheiten nicht äußern. Für die Überwachung der Coronaauflagen sei die örtliche Gemeinde (Burbach) zuständig. Nur so viel: „Nach meinem Kenntnisstand gab es ein durchgetaktetes Corona-Schutzkonzept.“ Dass das Wild auf die Wiese gelegt worden sei, halte er aus jagdtechnischen Gründen für nachvollziehbar. „Das erlegte Wild muss ja auskühlen.“ „Einige E-Mails zu der Sache“ schon bekommen hatte auch Bürgermeister Christoph Ewers, Burbach, als sich die SZ bei ihm erkundigte. Der gelernte Forstwissenschaftler und nicht mehr ganz so aktive Jäger hatte selbst eine Einladung zur Drückjagd bekommen, sich aber entschlossen, nicht teilzunehmen. „Das passt einfach nicht für einen Bürgermeister, wenn am Wochenende vorher die Veranstaltungen zum Volkstrauertag abgesagt werden müssen.“
Ausbreitung verhindern
Ewers ließ aber keinen Zweifel am Sinn der Jagd. „Es ist bedenklich, wenn jetzt der Eindruck entsteht, dass da eine Lobbygruppe ihrem Hobby frönt“, sagte er. „So ist es nämlich nicht.“ Die riesigen Wildschäden, die heute durch Rehe und Wildschweine in der Landwirtschaft, im Wald und auch in den Gärten angerichtet würden, seien doch allen bewusst. Hinzu komme die gefährliche Afrikanische Schweinepest, deren Ausbreitung dringend verhindert werden müsse.
"Verbindlich und absprachefähig"
Beteiligt gewesen an der Organisation seien Personen, die mit der Jagd vertraut seien. „Sowohl der Pächter als auch Herr Setzer kennen sich bestens mit der Jagd aus“, ergänzte er. „Ich weiß vom Pächter, dass er sehr bedacht handelt und noch mit sich gerungen hat, ob er die Jagd veranstalten soll“. Jens Birkenheuer sei „ein Pächter, wo’s passt“. Will sagen: Anders als manche Pächter von außerhalb sei er mit Mensch und Land hier bestens vertraut und „absolut verbindlich und absprachefähig.“
Weiter mochte Ewers die Angelegenheit am Wochenende von zu Hause aus nicht bewerten. „Ich kann von hier aus natürlich nicht beurteilen, ob im Einzelnen alle Regeln eingehalten worden sind. Ich werde mir die Sache am Montag als erstes vornehmen.“ Gegen das Streckelegen, so viel könne er schon sagen, sei aber nichts einzuwenden. Er habe sich die entsprechende Verordnung eben noch einmal daraufhin angesehen.
Autor:Dr. Andreas Goebel (Redakteur) aus Betzdorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.