Debatte um Antriebsformen

Gibt’s noch Gründe, einen Plug-in-Hybrid zu kaufen? Der Kia Sportage im Alltagstest

Macht eine gute Figur, egal, in welchem Umfeld: der Kia Sportage als Plug-in-Hybrid.

Macht eine gute Figur, egal, in welchem Umfeld: der Kia Sportage als Plug-in-Hybrid.

Dass der Kia Sportage grundsätzlich, egal ob als Verbrenner, Mild-Hybrid, Plug-in-Hybrid oder Diesel, ja, Diesel, gute Gene besitzt, das hatte in der Vergangenheit schon eine weitere Reise mit einem Mild-Hybrid gezeigt.

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Durchaus attraktiv ist er ohnehin mit seiner buchstäblich zackig-kubistischen Formensprache (Grafik der Leuchten), wobei das ein wenig ins Graue kippende, Splash Lemon Metallic betitelte Gelb des Testfahrzeugs wohl Geschmacksache ist. Gefallen macht schön, sagt der Volksmund, und dabei wollen wir es in Bezug auf diese Farbe belassen.

Dass der Sportage ein rundum gutes Auto ist, gerade als Langstrecken- oder Reisefahrzeug, daran gibt es also keinen Zweifel, nicht zuletzt dank bequemer Sitze und einer sehr gelungenen Fahrwerksabstimmung. Die ist zwar deutlich eher auf Komfort als auf Sportlichkeit ausgelegt ist, lässt aber auch dann nie ein mulmiges Gefühl aufkommen, wenn man rund um den Watzmann, den Jenner oder den Hochkönig, mit 2941 Metern der höchste Gipfel der Berchtesgadener Alpen, unterwegs ist.

Souverän auch bei Überholmanöver im Gebirge

Überholmanöver auf den pro Fahrrichtung einspurigen Straßen müssen hier rasch bewältigt werden, ist eine lange Gerade doch eher die Ausnahme, Kurve an Kurve an Kurve aber oftmals die Regel. Dank einer Systemleistung von 265 PS und eines Sportmodus macht der Kia auch hier seine Sache sehr gut. Dass er im Falle eines Falles aber auch sehr schnell zum Stehen kommt, dafür sorgen die hervorragenden Bremsen. Ein Wert von unter 34 Metern von 100 auf null km/h lässt sich wahrlich sehen und kann durchaus mit dem des einen oder anderen Sportwagens konkurrieren.

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Im Mittelpunkt aber steht angesichts der Aufgabenstellung natürlich das Antriebskonzept mit der Kombination von Verbrenner und Elektromotor. 70 Kilometer rein elektrisches Fahren sollen laut Kia möglich sein – was in der Praxis aber ein Wunschtraum bleibt. Tatsächlich sind es rund 50 Kilometer, die machbar sind. Für viele dürfte diese Reichweite durchaus genügen, um zur Arbeit und wieder zurückzukommen.

Die Front des Kia Sportage überzeugt durch eine Individuelle Formgebung.

Die Front des Kia Sportage überzeugt durch eine Individuelle Formgebung.

Was ganz besonders auffällt, ist der übergangslose Wechsel zwischen Elektro- und Verbrennermotor. Schaltet sich der Verbrenner ein oder dazu, muss man, zumindest bei niedrigerem Drehzahlniveau, schon genau hinhören, will man den Motor wahrnehmen. Ein Komfortpunkt, der längst nicht jedem Plug-in-Hybrid gegeben, aber wohl auch der sehr guten Schalldämmung geschuldet ist.

Näher an der Realität als bei der Reichweite liegt der Kia, wenn es um den Verbrauch geht. 7,1 Liter nennen die Südkoreaner für den Sportage, 7,7 Liter im Durchschnitt waren es tatsächlich. Mehr geht natürlich immer, und so zeigte das Display des Bordcomputers kurzzeitig und bei schnelleren Autobahnpassagen für den aktuellen Verbrauch auch schon mal mehr als zwölf Liter an. Das war aber eine Momentaufnahme.

Feine, sinnvolle Detaillösungen

Dauerhaft dagegen begleitet den Reisenden der Eindruck, in einem mit viel Akribie und klarem Verstand gefertigten Auto unterwegs zu sein. Das jedenfalls vermitteln die fast durchweg hochwertige Materialqualität sowie die feinen, sinnvollen Detaillösungen, wie etwa der mittlerweile Kia-typische Totwinkelassistent mit Lenk- und Bremseingriff sowie Monitoranzeige, die elektrische Heckklappe, eine auch für die Fondpassagiere regelbare Klimatisierung oder die Lenkradheizung.

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Komplette Ausstattung: Getrennte Klimaregelung für die Rücksitze.

Komplette Ausstattung: Getrennte Klimaregelung für die Rücksitze.

Nicht so schön und bereits vom Mild-Hybrid bekannt sind die Stellen, etwa der untere Teil der Türverkleidung oder die Kofferraumverkleidung, an denen deutlich gespart wurde. Hier ist die Materialqualität angesichts des harten Kunststoffs enttäuschend, und es reicht, zum Beispiel beim Ein- oder Aussteigen, eine ungeschickte Bewegung für einen Kratzer. Angemerkt werden aber sollte, dass die durchaus höhere Anzahl an Kratzern am Ende der Reise keinen Rückschluss auf den Fahrer zulässt.

Nicht ganz gelungen scheint auch die Doppelbelegung der Touchbedienleiste für die Klimatisierung beziehungsweise das Infotainment. Wiederholt sucht man hier die eine oder eben die andere Funktion im, bis einem wieder bewusst wird, dass man umschalten muss. Durchaus gewöhnungsbedürftig also. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass manche Fahrer oder Fahrerinnen diese Lösung gar als ‚genial‘ verstehen.

Dieses Auto ist die wahre Freude

Ansonsten aber ist dieses Auto die wahre Freude, gerade weil es die Passagiere nie stresst. Besonders zu schätzen weiß man das, wenn man auf den Straßen im Berchtesgadener Land unterwegs ist, und das nicht nur bei den bereits angesprochenen Überholmanövern. Der Sportage kann zwar auch schnell, seinem eigentlichem Wesen aber entspricht deutlich mehr das entspannte Cruisen. Was natürlich bestens zu einer solchen Genussfahrt passt.

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Edel und praktisch: der Arbeitsplatz im Kia Sportage.

Edel und praktisch: der Arbeitsplatz im Kia Sportage.

Genuss, der vor allem in den Bildern liegt, die geboten werden, etwa in der wildromantischen Almbachklamm nahe Berchtesgaden, oder wenn man am Gipfelkreuz des Jenner steht und den buchstäblichen Panoramablick rundum schweifen lässt. Kaum sonst wo wird einem die eigene Winzigkeit so bewusst, wie angesichts solcher Berge, die, wie man weiß, nicht nur malerisch und majestätisch, sondern auch mörderisch sein können.

Aber zurück zum Kia. Wer im Alltag möglichst viel rein elektrisch fahren möchte, der will natürlich auch wissen, wie lange das Laden dauert. Tatsächlich muss man je nach Quelle und deren Kapazität mit zweieinhalb bis vier Stunden rechnen. Das ist nicht unbedingt wenig, sollte andererseits aber während der Arbeit oder über Nacht durchaus machbar sein.

Deutlich günstiger als die Konkurrenz

Ob der Preis machbar ist, das aber muss jeder für sich selbst entscheiden: in der getesteten, der Topversion als 1.6 T-GDI PHEV AWD AT mit Lederpaket, Soundpaket (eine exzellente Harman-Kardon-Anlage) und DriveWise-Park-Plus-Paket mit jeglichem Zipp und Zapp, sprich mit wahrscheinlich allen Assistenten, die bereits erfunden worden sind, kostet der Sportage 52.180 Euro.

Sehr viel Geld also. Und doch ist er deutlich günstiger als die meisten Kontrahenten mit vergleichbarer Ausstattung, wie zum Beispiel VW Tiguan oder Volvo XC 40. Schon erwähnt wurde an dieser Stelle auch die stattliche Garantiezeit von sieben Jahren, die den einen oder anderen deutschen Autobauer durchaus beschämen sollte.

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Aber wie verhält es sich nun mit Sinnhaftigkeit des Sportage als Plug-In-Hybrid? Nun ja, über die Zukunft des Plug-in-Hybrids an sich lässt sich hier natürlich nicht allzu viel sagen. Faktisch aber ist wohl das zu befürchten, was Auto- und Wirtschaftsfachleute sagen: die zum Jahresende auslaufende Förderung dürfte dem Plug-in-Hybrid schwer zu schaffen machen oder ihn vielleicht sogar ganz aus der Bahn werfen. Man muss dieses Auto also unbedingt wollen, will man mit ihm glücklich werden.

Warum aber könnte man (natürlich neben den sehr guten Eigenschaften) ein solches vom Aussterben bedrohtes Auto unbedingt besitzen wollen? Hier dürfte für den einen oder anderen wohl die grundsätzliche Infrastruktur in Sachen Elektromobilität eine Rolle spielen. Schließlich muss der Beweis, dass die in absehbarer Zeit sehr wahrscheinlich deutlich wachsende Menge an Elektroautos auch versorgt werden kann, erst einmal angetreten werden.

Hervorragender Gegenwert

Dass diesbezüglich durchaus Zweifel erlaubt sind, zeigen angesichts der aktuellen Energiekrise die Warnungen von Verbraucherschützern und Bundesnetzagentur. Die Experten befürchten, dass bereits flächendeckend eingesetzte, elektrisch betriebene Heizlüfter das Netz überfordern könnten. Wie das dann erst bei Elektroautos aussehen könnte, mag man sich gar nicht vorstellen.

Wer also am schnellen Gelingen zweifelt, für den könnte der Sportage Plug-in-Hybrid dank der großen Qualität, der sehr guten Eigenschaften und nicht zuletzt der garantierten Reichweitensicherheit durchaus eine gute Alternative sein. Bietet er doch, für zugegebenermaßen viel Geld, einen wirklich hervorragenden Gegenwert.

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