Mercedes EQT Marco Polo: Miniwohnmobile könnten zum neuen Trend werden
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Raum ist in der kleinsten Hütte: Das Concept Car Mercedes EQT Marco Polo.
© Quelle: Mercedes-Benz AG
Sogenannte vollintegrierte Wohnmobile glänzen vor allem durch eines: Größe. Die Tour entlang enger Küstenstädte oder der Besuch historischer Stadtkerne kann da jedoch schnell zu einer stressigen Angelegenheit werden, schon allein beim Thema Parkplatzsuche.
Es ist der Preis dafür, sein mobiles Eigenheim stets bei sich zu haben, mit Küche, Koje, Klo und Komfort. Doch nicht jeder benötigt für seine Freizeittouren gleich das ganz große Verwöhnpaket, zumal die Preise für Wohnmobile schnell in den sechsstelligen Euro-Bereich abdriften können.
Microcamper auf Basis des Hochdachkombis
Dass es durchaus auch ein paar Nummern kleiner geht, will Mercedes mit einem Microcamper zeigen. Noch ist der EQT Marco Polo ein Konzeptfahrzeug (wird zumindest offiziell so genannt), soll aber in nahezu identischer Form Anfang 2024 auf den Markt kommen. Basis bildet die T‑Klasse, das ist der Hochdachkombi, den Mercedes in Kooperation mit Renault baut. EQT nennt sich die elektrisch angetriebene Variante.
Nun könnte man meinen, daraus ein Miniwohnmobil zu konstruieren, sei ziemlicher Blödsinn oder grenze an Zauberei. Wo, bitte schön, sollen da vier erwachsene Personen Platz zum Schlafen finden? Auch wir waren anfangs skeptisch und haben uns daher den EQT Marco Polo einmal näher angeschaut.
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Perfekt ausgenutzter Innenraum mit genügend Übernachtungskomfort für eine vierköpfige Familie.
© Quelle: Mercedes-Benz AG – Global Communications Mercedes-Benz Cars & Vans
Nach dem Motto „Raum ist in der kleinsten Hütte“ haben sich die Entwicklerinnen und Entwickler von Mercedes an den Computer gesetzt und den Lade-/Passagierraum des EQT (mit langem Radstand) bis auf den letzten freien Millimeter abgescannt. Herausgekommen ist ein top ausgenutzter Innenraum, der zumindest für kürzere Reisetouren genügend Übernachtungskomfort bietet – und das sogar für eine vierköpfige Familie.
Zwei Kinder können herrlich oben unter dem ausklappbaren Hochdach schlafen, haben sogar ein Fenster zum Herausschauen. Im unteren Geschoss finden die Eltern ein bequemes Bett. Den Blick ins Schlafzimmer verhindern Scheiben, die elektrisch verdunkeln.
Tagsüber bietet der EQT Marco Polo Spüle, Gaskocher, Kühlschrank, Sitzgelegenheiten, diverse Schubladen und einen elektrisch höhenverstellbaren Tisch. Alles ist bis ins Detail durchdacht, passgenau verarbeitet und macht die Illusion zunichte, mit viel handwerklichem Geschick so etwas in Eigenregie auf die Räder zu stellen. Keine Chance.
Innenausbau von Brabus
Mercedes wird den EQT Marco Polo von Brabus in Bottrop ausbauen lassen. Bei manch einem Autofan dürfte es jetzt klingeln. Brabus? Das ist doch der Luxustuner aus dem Ruhrpott, bekannt für seine Hochleistungsboliden der Marke mit dem Stern. Stimmt, Brabus veredelt gleichzeitig aber auch die Interieurs für seine Luxusklientel, bisweilen sogar im Auftrag von Mercedes. Hier ist man also an der richtigen Adresse.
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Alles gut durchdacht: Die Modulbox mit integriertem Kocher, Kühlschrank und einer Spüle.
© Quelle: Mercedes-Benz AG
Wie clever durchdacht die ganze Sache im EQT Marco Polo ist, zeigt dessen Flexibilität. Sämtliche Campingeinbauten lassen sich mit wenigen Handgriffen lösen und herausnehmen, der Hochdachkombi könnte unter der Woche also in ganz normaler Funktion seinen Dienst verrichten. Einzige Voraussetzung: Eine Garage oder einen Abstellraum für das Mobiliar sollten man schon haben.
Wer nicht auf die Komplettvariante Marco Polo setzen möchte, kann eine sogenannte Modulbox erwerben und diese für den Umbau seines Serien-EQT oder auch Serien-T‑Klasse nutzen. Die Box wird von hinten in den Laderaum geschoben. In den Schubladen befinden sich Kocher, Spüle und Kühlschrank. Ausgeklappt entsteht ein Bett, und für einen stabilen Tisch gibt es auf dem Boden eine spezielle Stahlplatte zur Arretierung. Die Modulbox ist sogar für die gewerbliche Variante der T‑Klasse, den Citan, erhältlich.
Viel Geld, wenig Platz und eine knappe Reichweite
Bislang ist Mercedes der erste Hersteller, der in dieser Fahrzeugklasse mit einer Wohnmobil-Komplettlösung kommt. Gut möglich, dass andere Autobauer nachziehen, sollte Microcamping zum neuen Trend werden. Günstig dürfte diese Art der Freizeit dennoch nicht sein. Mercedes verlangt schon für den Basis-EQT 50.000 Euro, die Langversion mit Marco-Polo-Paket dürfte locker die Marke von 70.000 Euro avisieren.
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Das Concept EQT Marco Polo macht Lust darauf, es auszuprobieren
© Quelle: Mercedes-Benz AG – Global Communications Mercedes-Benz Cars & Vans
Es braucht also schon viel Idealismus und einen gewissen Grad an Gelenkigkeit, ständig mit der räumlichen Enge klarzukommen. Auf der anderen Seite eröffnet so ein Microcamper ganz neue Erfahrungen des Reisens, allein schon wegen seines elektrischen Antriebs. Denn viel weiter als 250 Kilometer dürfte der EQT Marco Polo mit einer Batteriefüllung nicht kommen.