„Diskussion leider nur über die Straße“

- Johannes Remmel bezog im SZ-Exklusivgespräch Position zur viel diskutierten Bundesfernstraße. Foto: Archiv
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vö Erndtebrück. Johannes Remmel räumt ein, dass die aktuelle Diskussion um eine verbesserte Anbindung des Wittgensteiner Landes „eine hohe symbolische Aufladung“ enthalte. Der 47-Jährige ist Parlamentarischer Geschäftsführer und umweltpolitischer Sprecher der Grünen im NRW-Landtag - und erklärter Gegner der viel diskutierten „Entwicklungsachse Olpe - Hattenbach“.
Für diese eindeutige Kontra-Position hat der grüne Landespolitiker - neben großer Zustimmung aus den eigenen Reihen und von Umweltschützern aus der Region - viel verbale Prügel einstecken müssen. Im SZ-Exklusivgespräch begründet Johannes Remmel detailliert seine Position und zeigt zudem Perspektiven für das Wittgensteiner Land aus seiner Sicht auf.
Er bedauere es, so das Aushängeschild der Öko-Partei in der hiesigen Region, dass die Entwicklung Wittgensteins nur an der Straße festgemacht werde. Denn die Arbeitslosenzahlen, die landesweit in der unteren Skala anzusiedeln seien, sprächen eigentlich eine andere Sprache. Er sei hier überzeugt von der Leistungsfähigkeit einer gut funktionierenden regionalen Wirtschaft, die in der Lage sei, vermeintliche Standortnachteile durch Innovation, hohe Qualifikation und große Leistungsbereitschaft auszugleichen. Dennoch bereite ihm aktuell die hohe Zahl von Kurzarbeitern durchaus Kopfzerbrechen.
Johannes Remmel räumt ein, „dass ich jeden verstehen kann, der morgens oder abends 45 Minuten hinter einem Lkw ins Siegerland herfahren muss“. Doch leider seien die durchaus möglichen Verbesserungen, vor allem auf der B 62, vor dem Hintergrund der Diskussion um die „große Lösung“ überhaupt nicht in Angriff genommen worden. Es gebe Alternativplanungen für die Bundesstraße 62 in der Schublade, doch an diesen kurzfristigen Verbesserungen speziell für Wittgenstein sei offenbar niemand ernsthaft interessiert: „Klar ist aber, dass uns die langjährige Diskussion über die Fernstraße auch nicht einen Schritt weiter gebracht hat.“
Der Grüne macht aus seinen Zweifeln über die Verwirklichung der Fernstraßenpläne überhaupt keinen Hehl: „Setzen wir einmal voraus, dass die Planungen der Behörden irgendwann fertiggestellt würden. Dann unterhalten wir uns immer noch über eine Investition von rund zwei Milliarden Euro, wobei man in starker Konkurrenz zu großen Projekten im gesamten Bundesgebiet steht. Die Chancen kann sich jeder selbst ausrechnen.“Viel wichtiger als dieses zu groß dimensionierte Straßenbauvorhaben sei eine regionale Profilbildung für Wittgenstein: „Da steckt noch viel mehr Potenzial drin.“ Er denke an Kooperationen mit anderen Regionen und „Projekte mit Nachbarn“.Zielsetzung müsse es sein, den Bereich Holzwirtschaft noch besser zu vermarkten und touristische Akzente zu setzen. Und nicht zuletzt komme ihm, so Johannes Remmel, die Verzahnung von schulischer und beruflicher Bildung deutlich zu kurz. Und dies wiederum seien alles Themen, für die eben nicht die Straße an oberster Stelle stehe.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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