Esta Rohr verliert Gleisanschluss
DB Cargo lässt Vertrag auslaufen / Prokuristin: »Für den Export lebensnotwendig«
vö Erndtebrück. Zu früh gefreut? Noch in der Samstagausgabe berichtete die Siegener Zeitung über die verstärkten Bemühungen der Siegener Kreisbahn GmbH um neues Kundenpotenzial für den Güterverkehr auf Schienen im Wittgensteiner Land. Doch der Siegener Zeitung flatterte jetzt die Information auf den Tisch, dass sich ein Erndtebrücker Unternehmen wohl aus dem Kundenstamm der Kreisbahn verabschieden wird. Gezwungenermaßen. Denn die Deutsche Bahn (DB) Cargo hat den Vertrag mit der Firma Esta Rohr GmbH am Mühlenweg zum 30. Juni aufgekündigt. Bedeutet im Klartext, das Unternehmen verliert Mitte des Jahres seinen Gleisanschluss.
Unverständnis über die Entscheidung
Entsprechende SZ-Informationen bestätigte gestern Esta-Rohr-Prokuristin Heidrun Speier. Das Unternehmen müsse die Entscheidung wohl so akzeptieren, auch wenn es für Firmen wie Esta Rohr, die großvolumige Produkte herstellten, »von Vorteil ist, über einen Gleisanschluss zu verfügen«. Sie verstehe die Entscheidung der Deutschen Bahn nicht, schließlich bestehe mit den Erndtebrücker Eisenwerken ein langfristiger Vertrag seitens der DB, »und bis zu uns sind es ja nur wenige Meter mehr«.
Am Erndtebrücker Standort festhalten
Die Schlussfolgerung bei Esta Rohr? Heidrun Speier: »Wir müssen zwangsläufig andere Möglichkeiten suchen, um Verladungen durchzuführen.« Die seien jedoch wesentlich aufwändiger und kostenintensiver. Ein Gleisanschluss sei für den Export »eigentlich lebensnotwendig«. Trotz dieser unerfreulichen Entwicklung halte Esta Rohr am Standort Erndtebrück unverändert fest. Gegenteilige Gerüchte seien aus der Luft gegriffen und nicht gerechtfertigt.
Die Gemeinde Erndtebrück, die mit dem einstigen Staatsunternehmen in Sachen Bahnhof mehrfach im Clinch gelegen hatte, beobachtet die aktuelle Entwicklung eher kritisch. Die Kündigung des Gleisanschlusses sei sehr schade, so Bauamtsleiter Heinz-Adolf Stöcker, gerade wenn man sich die Bemühungen der Kreisbahn in der Edergemeinde vor Augen führe. Wenn die Firma Esta Rohr noch einmal einen Vorstoß unternehme, den Kontrakt doch noch zu verlängern, »sitzt die Gemeinde Erndtebrück mit im Boot«.
Wirtschaftliche Gründe angeführt
Denn eines, so Heinz-Adolf Stöcker, habe die Vergangenheit stets gezeigt: Wenn die Gleise einmal abgebaut seien, sei dies wohl für immer der Fall. Man- fred Ziegerath, NRW-Pressesprecher der Deutschen Bahn, machte für die Vertragsauflösung wirtschaftliche Gründe verantwortlich. Wenn das Auftragsvolumen nicht entsprechend hoch sei, müsse sich die DB eben von dem Angebot trennen.
Offenbar ist dies jedoch nur die halbe Wahrheit. Nach gesicherten Informationen der Siegener Zeitung steht die Vertragsauflösung in engem Zusammenhang mit dem Verkauf des Geländes der Firma Walter Lange an das Unternehmen AST Kunststoffverarbeitung. Ein Teil des Esta-Rohr-Gleises verläuft über eben dieses Areal, wobei AST – aus nachvollziehbaren Gründen – kein Interesse an den Schienen auf dem Gelände hat.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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