Silberstreif am Tourismus-Himmel
Gestern im Ausschuss: Erndtebrücker Pensionen nutzen Chancen des Rothaarsteiges
vö Erndtebrück. Silberstreif am Erndtebrücker Tourismus-Himmel: In der gestrigen Sitzung des Ausschusses für Gemeindeentwicklung, Touristik, Umwelt und Verkehr teilte Verkehrsamtsleiterin Helga Trettin mit, dass sich auf dem Beherbergungssektor in der Edergemeinde einiges bewege – im Zuge der Rothaarsteig-Euphorie. Zwei Betriebe in Benfe und Zinse hätten das Qualitätszertifikat erlangt, zudem seien in Erndtebrück und Umgebung drei neue Anbieter von Ferienwohnungen zu verzeichnen. Helga Trettin: »Die Betriebe tun sich aufgrund der Investitionen zwar schwer, erkennen aber andererseits die Chancen.«
Nachholbedarf in Sachen Marketing
Auch Bürgermeister Heinz-Josef Linten sprach von »neuem Rückenwind« in Sachen Tourismus, wenngleich Erndtebrück mit den Steigerungsraten der Nachbarkommunen Bad Berleburg und Hilchenbach noch nicht mithalten könne. Ein großes Manko sei weiterhin die Tatsache, dass in Erndtebrück keine Übernachtungsmöglichkeit für größere Gruppen bestehe. Doch nach Gesprächen in jüngster Vergangenheit »bin ich guter Hoffnung, dass wir die entsprechenden Betriebe bekommen«. Insgesamt bestehe vor allem im Marketing großer Nachholbedarf, Erndtebrück müsse sich als Kommune am Rothaarsteig und mit hervorragenden Wintersportmöglichkeiten darstellen.
Stichwort Wintersport: Der Bürgermeister untermauerte das Interesse der Edergemeinde am überirdischen Gelände der ehemaligen Bunkers »Erich«, um dort möglicherweise ein Ski-Langlauf-Stadion zu errichten. »Unsere Kassenlage ist bekannt, doch wir sind optimistisch, dass wir das Areal günstig erwerben können«, so der Verwaltungs-Chef. Potenzielle Urlauber verlangen nicht nur nach guten Unterkünften, sondern auch nach attraktiven Freizeitmöglichkeiten. Deshalb berichtete der Bürgermeister von Planungen der Verwaltung, wonach das Hallenbad – das derzeit einzige funktionstüchtige im Wittgensteiner Land – auch am Sonntag Nachmittag geöffnet werden soll.
Lehrpfad ist »einfach nur peinlich«
Keineswegs wurde allerdings gestern Abend alles durch die rosa-rote Brille dargestellt. SPD-Fraktionsvorsitzende Antje Laues-Oltersdorf und Jürgen Seuberlich (CDU) forderten eine detaillierte Analyse, in wie weit Erndtebrück überhaupt vom Rothaarsteig profitiere. Das sei bei den enormen Investitionen immer wieder zu hinterfragen. Verkehrsamtsleiterin Helga Trettin fand erneut kritische Worte zum unausgereiften und wenig durchdachten Konzept des Archäologischen Lehrpfades in Birkefehl: »Die Hinweistafeln sind nicht zu lesen, es existiert kein Informationsmaterial – das ist einfach nur peinlich.«
Peinlich, so kann man das Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs in Wittgenstein nicht unbedingt bezeichnen, aber die Fraktionen im Erndtebrücker Rathaus mochten die Probleme mit Bus und Bahn (SZ berichtete) auch nicht unkommentiert hinnehmen. Die FDP-Fraktion hatte mit ihrem Antrag dafür gesorgt, dass Günter Padt vom Zweckverband Personennahverkehr zu den aktuellen Problemen Stellung bezog. Die Störanfälligkeit der neuen Nahverkehrszüge thematisierte er ebenso wie das reduzierte Busangebot im Wittgensteiner Land. Der so genannte Notfahrplan auf den Strecken zwischen Erndtebrück und Biedenkopf, Siegen und Biedenkopf sowie Erndtebrück und Lennestadt werde bis Dezember diesen Jahres durchgezogen.
Günter Padt: »Wir arbeiten an einer Bündelungskonzeption, schlechte Linien werden mit rentablen Linien im Paket angeboten.« Was FDP-Fraktionssprecher Heinz-Georg Grebe – unterstützt von Brigitte Six (CDU) – geklärt haben wollte, waren Beschwerden von Bürgern aus Schameder, die der Nahverkehrszug buchstäblich am Bahnsteig hatte stehen lassen. Die Sache mit den Bedarfshaltestellen ist offenbar nicht so ausgereift, wie sich das in der Theorie anhört.
Hochwasserschutz ist weiterhin Thema
Günter Padt war gestern Abend nicht der einzige Referent, der dem Gremium Informationen lieferte. Zum Thema Hochwasserschutz für Erndtebrück bezog Ulrich Krumm von der Unteren Wasserbehörde des Kreises Siegen-Wittgenstein Stellung. Der hatte – wie die Mitglieder der Fraktionen auch – jenen Bereich der Eder als Problemzone ausgemacht, wo der Fluss in Ortsmitte die B62 quert. Die Erndtebrücker sollten sich der Tatsache bewusst sein, »dass die Gefahr in diesem Bereich nie ganz auszuschließen ist«. Wichtig sei, dass keine Eingriffe in natürliche Überschwemmungsgebiete vorgenommen würden. Als erfolgreich habe sich auch die Maßnahme erwiesen, die Eder teilweise zu renaturieren. Außerdem brachte Krumm den Vorschlag ein, über mobile Schutzwände in den gefährdeten Bereichen nachzudenken.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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