Sorge der Verbände über die Entscheidungen
Oberstleutnant Heinrich Groh begrüßte rund 140 Gäste am Erndtebrücker Hachenberg / Bürgermeister Heinz-Josef Linten gab sich kämpferisch
howe Erndtebrück. Er hatte ein ganz neues Flair, der Neujahrsempfang der Bundewehr auf dem Erndtebrücker Hachenberg. Oberstleutnant Heinrich Groh, Standortältester, schüttelte jetzt traditionell zahlreiche Hände von Gästen aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Und dies tat er freilich nicht wie üblich am Eingang zum Saal des Offiziersheims, sondern locker im Saal selbst. Zugleich untermalten Herbert Kreitlein, Stabsfeldwebel a.D. und Leiter der Musikschule in Netphen, sowie die Siegener Studentin Christine Heppner den Empfang mit klassischer und konzertanter Musik auf dem Akkordeon. »Eine Neuerung, dem abendlichen Anlass entsprechend«, wie Oberstleutnant Heinrich Groh formulierte.
Einsatz mit einer neuen Qualität
Somit gab er auch das Leitmotto der Veranstaltung aus: Neuerungen und Veränderungen im Auftrag der Soldaten, Umdenken im Verteidigungsbegriff. Das Jahr 2002 habe in vielen Dingen die Grenzen des Vorstellbaren überschritten. Vieles habe die Menschen »emotional tief berührt.« als Beispiele nannte der Standortälteste die Hochwasserkatastrophen und die Konsequenzen des Terroranschlags auf das World Trade Center. Während der Einsatz der Bundeswehr im Gebiet des ehemaligen Jugoslawien wegen der Nähe zum eigenen Land als logische konsequenz gesehen worden sei, so Oberstleutnant Heinrich Groh, beinhalte der im Dezember 2001 vom Bundestag gebildete Einsatz in Afghanistan eine neue Qualität. Deutschland werde dort ab April gemeinsam mit den Niederlanden für sechs Monate die Führungsverantwortung übernehmen. Das erweiterte Aufgabenspektrum der Bundeswehr werde immer mehr zum Normalfall werden, formulierte Oberstleutnant Heinrich Groh – und fügte in Anlehnung eines Statements des Verteidigungsministers hinzu: »Verteidigung ist nicht mehr die Verteidigung unseres eigenen Bodens, sondern das Verhindern von terroristischen Aktivitäten wie in Afghanistan. Verteidigung heißt Wahrung unserer Sicherheit, wo immer diese gefährdet ist.«
Minister kündigte Kürzungen an
In diesem Zusammenhang merkte der Standortälteste kritisch an, dass der veränderte Auftrag der Bundeswehr auch adäquate Strukturen und Mittel erfordere. Der Reformprozess sei in Gang gebracht, vom Minister seien konkret Rüstungseinsparungen und Stückzahlreduzierungen bei Waffensystemen angesprochen worden. In einigen Verbänden, stellte Oberstleutnant Heinrich Groh fest, bestehe verständliche Sorge über die anstehenden Entscheidungen.
Das Risiko, dass Eingriffe in laufende Prozesse Unsicherheit und Irritation auslösen und in der Regel nicht ohne gravierende Auswirkungen auf die Soldaten und zivilen Beschäftigten sowie deren Familien seien, sei nicht von der Hand zu weisen. Was die Dienststellen in der Hachenbergkaserne betreffe, zeichneten sich keine Besonderheiten für dieses Jahr ab. »Business as usual«, brachte Oberstleutnant Heinrich Groh die Situation auf einen kurzen Nenner. Einzige Neuerung: Der Standort, wie die gesamte Bundeswehr, unterliege ab 1. April einem »Controlling«, um dem Ziel nach mehr Wirtschaftlichkeit und Effizienzsteigerung näher zu kommen.
Probleme sind »teilweise hausgemacht«
Erndtebrücks Bürgermeister Heinz-Josef Linten präsentierte sich leidenschaftlich, kämpferisch. Er forderte in seiner Neujahrsrede die Menschen auf, »jetzt erst recht richtig anzufangen, unsere Probleme, die teilweise ja hausgemacht sind und die wir schon lange vor uns herschieben, endlich lösen.« Das Land müsse »raus aus der Sackgasse des Pessimismus«, das Gejammere müsse ein Ende haben.
Die Bundeswehr, so der Verwaltungschef, sei der humanitäre Botschafter des Landes. Der Standort Erndtebrück, der Radarführungsdienst mit der Schule und das Programmierzentrum, leisteten hierzu ihren Beitrag. Die NATO-Überprüfungen hätten ergeben, dass Erndtebrück eine sehr hohe Leistungsfähigkeit demonstriere.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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