Zwei Antworten auf die Frage „Weshalb erinnern?“

- Neuntklässler der Erndtebrücker Realschule gestalteten die Gedenkveranstaltung. Am Ende entzündeten sie zehn Teelichter für die jüdischen Nazi-Opfer des Dorfes. Foto: jg
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jg Erndtebrück. Vor sechs Jahren wurde in Erndtebrück eine Gedenktafel an der Mauer unterhalb der Kirche angebracht, die an die zehn Juden des Dorfes erinnern soll, die dem Regime der Nationalsozialisten von 1942 bis 1945 zum Opfer fielen. Seit Jahren ist das auch der regelmäßige Treffpunkt, um die Erinnerung an die Reichskristallnacht wachzuhalten. Diese Aufgabe obliegt in Erndtebrück den Schülern. Gestern Morgen waren es bei zumeist strömendem Regen die Realschüler der 9 c, die den Gedenk-Akt gestalteten. Außerdem waren die beiden vierten Klassen der Grundschule vor Ort.
Im Beisein von Bürgermeister Karl-Ludwig Völkel sowie einigen Vertretern des öffentlichen Lebens in Erndtebrück erklärten die Jugendlichen sehr anschaulich, wie die vermeintlichen Christen ihre jüdischen Nachbarn während der Nazi-Herrschaft Tag für Tag mehr ausgrenzten. Mit unglaublichwn Schikanen, so dass die deutschen Juden etwa keine Haustieremehr halten und auch nicht mehr Radio hören und kein Auto besitzen dürften. Dabei kamen die Neuntklässler auch zu der Frage, die früher oder später immer fällt: Wieso soll man sich überhaupt dran erinnern, wenn das alles doch so lange her ist, wenn man selbst kein Nazi ist und wenn man sich als junger Mensch doch eher auf die schönen Sachen im Leben konzentrieren will - und nicht auf die schrecklichen. Zwei Antworten gab es darauf: Das sei zum einen nun einmal die deutsche Geschichte und deshalb müsse jeder Deutsche darüber ein bisschen Bescheid wissen. Zum anderen könne man solch eine Entwicklung zukünftig nur verhindern, wenn man aus der Vergangenheit die Lehren ziehe.
Danach verlasen zehn Schüler die Namen der ebensovielen Juden, die in Erndtebrück den Nazis zum Opfer fielen. Während die Schüler für jeden Einzelnen der Erndtebrücker ein Teelicht entzündeten, stimmten die Schüler auf Hebräisch und Deutsch an: „Hevenu shalom alechem, es werde Friede für alle.“
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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