Es kommt auf die Tierart an

Mitbewohner auf Zeit: Sind Miethaustiere eine echte Alternative?

Will nicht herumgereicht werden: Gerade Hunde binden sich sehr eng an ihre Halter und Halterinnen und sind daher als Miethaustier nicht geeignet. Dogsharing könnte eine Alternative sein.

Will nicht herumgereicht werden: Gerade Hunde binden sich sehr eng an ihre Halter und Halterinnen und sind daher als Miethaustier nicht geeignet. Dogsharing könnte eine Alternative sein.

„Mama, ich will einen Hund“ oder „Papa, bist du wirklich gegen Kaninchen allergisch?“ – ein Haustier zu mieten, statt es sich dauerhaft anzuschaffen, klingt zunächst verlockend, gerade wenn es Uneinigkeit zum Thema innerhalb der Familie gibt. Oder wenn sich Menschen nicht gänzlich darüber im Klaren sind, ob sie wirklich dauerhaft für ein Tier die Verantwortung übernehmen können. So könnten Miettiere den Einstieg in die Tierhaltung erleichtern: Interessierte könnten das Wunschhaustier erst einmal auf unverbindlicher Basis kennenlernen und sich dann für oder gegen eigene Tiere entscheiden. Und zwar auf unkomplizierte Weise – denn viele Anbieter liefern Futter, Unterkunft und anderes Zubehör mit und geben eine Einführung in die Haltung.

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Nun handelt es sich bei einem Tier aber eben nicht um eine Bohrmaschine, ein Küchengerät oder einen anderen beliebigen Gegenstand, sondern um ein Lebewesen, das besonderer Zuwendung und Verantwortung bedarf. Auch deshalb sieht Antje Schreiber, Sprecherin des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZZF), Miettiere kritisch: „Wenn man die Tierhaltung als Geschäftskonzept betrachtet, ist da diese Unverbindlichkeit. Um ein Gefühl für die Haltung der Tiere zu entwickeln, gibt es noch andere Möglichkeiten.“ Wer gut vernetzt ist, könne zum Beispiel den Nachbarn anbieten, deren Tiere während eines Urlaubs zu versorgen. Ebenfalls eine gute Idee: eine Zoofachhandlung besuchen, mit Nachbarhunden Gassi gehen oder über ein Tierheim eine nicht nur symbolische Tierpatenschaft übernehmen. „Nur wenn jemand auf keinem anderen Weg zum Tier kommt, kann er es übers Mieten versuchen“, rät Antje Schreiber vom ZZF. Wichtig ist allerdings: Es muss sichergestellt sein, dass es dem Tier dabei gut geht – und dass der Betreuende in der Lage ist, die Verantwortung für dessen Wohlergehen zu übernehmen.

Sachkunde als wichtigste Voraussetzung

Auch Stefan Hetz, promovierter Biologe und seit 2019 wissenschaftlicher Referent für Heimtiere beim ZZF, gibt zu bedenken: „Mietangebote laden dazu ein, das Tierehalten spontan auszuprobieren“ – und das womöglich, ohne sich vorher viel informiert zu haben. Das halte er jedoch für keine gute Idee. „Es muss immer gewährleistet sein, dass die Menschen, die Tiere halten, wirklich sachkundig sind.“ Dazu gehört vor allem, die Bedürfnisse der jeweiligen Tierart gut zu kennen.

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Tiere kennenlernen

Wenn es (noch) kein eigenes Haustier sein soll, gibt es viele andere Möglichkeiten, um tierische Gesellschaft zu haben: Als Tiersitter kann man auf die verschiedensten Tiere aufpassen – wer das tun will, kann in der Nachbarschaft herumfragen oder es online über verschiedene Plattformen versuchen. Tierheime freuen sich ebenfalls immer über Unterstützung, etwa von ehrenamtlichen Gassigehern und -geherinnen. Katzenfans können sich in ein Katzencafé begeben. Und für Hundeliebhaber und -liebhaberinnen bietet sich das Dogsharing an.

Wenn es ums Mieten geht, spricht Hetz sich für eine differenzierte Betrachtung aus. „Tierarten haben jeweils unterschiedliche Bindungsverhalten“, sagt er. So binden sich Hunde im Normalfall an ihr Rudel oder alternativ an einen Menschen, dem sie vertrauen. Katzen binden sich an einen Ort und Vögel oder Kaninchen an einen Artgenossen. „Dazu kommt, dass jedes Tier individuelle Neigungen hat und sich entsprechend auf wechselnde Betreuungspersonen einstellen kann – oder eben nicht“, sagt Hetz.

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„Gerade bei Tieren, die eine enge Bindung aufbauen, ist es wichtig, dass es keine vorübergehende Angelegenheit ist“, sagt er. Einen Hund für kurze Zeit zu mieten, erachtet er daher als nicht sinnvoll. Anders sieht das beim Dogsharing aus, wo Hundebesitzer regelmäßig Unterstützung von einem oder mehreren Tierliebhabern ohne eigenen Hund erhalten: „Das funktioniert, solange sich dabei nur wenige Menschen einen Hund ‚teilen‘ – vielleicht drei oder vier Personen.“ Auch aus Gründen der Hygiene empfiehlt es sich, den Kreis klein zu halten: „Über die natürliche Hautflora des Menschen können Erreger im Fell landen, sodass die Tiere unter Umständen zu möglichen Krankheitsüberträgern werden.“

Leihkaninchen – ein besonderer Fall

Bei Kaninchen steckt meist ein anderer Gedanke hinter dem Mieten: „Kaninchen leben in der Natur auch als Gruppe zusammen“, sagt Hetz. Stirbt eins von zwei Tieren, braucht das andere Gesellschaft, um nicht zu vereinsamen. Wer langfristig keine Kaninchen mehr halten will, kann deshalb auf ein Leihkaninchen zurückgreifen, das nach dem Tod des eigenen wieder abgegeben wird. „Einzeltiere tiergerecht zu einer Gruppe zusammenzuführen, das sehe ich positiv“, sagt Hetz. Allerdings habe das meist schon alte Tier womöglich gewisse Eigenheiten entwickelt, sodass es nicht einfach mit irgendeinem Leihkaninchen zusammenkommen sollte. „Idealerweise sollte die Vergesellschaftung der Tiere beim Anbieter stattfinden. Dieser sollte mehrere Tiere haben und schauen, welches am besten zu dem Alleinstehenden passt.“ Auch bei Bienen und Hühnern sieht Hetz die Vermietung unkritisch. „Bei Bienen ist das kein Problem. Und auch Hühner sind relativ flexibel und bilden regelmäßig neue Strukturen in der Gruppe, da vermute ich, dass das gut funktioniert“, sagt er.

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Aquarien und Terrarien am besten fürs Mieten geeignet

Was sich wirklich etablieren könnte, sind dem Biologen Hetz zufolge Mietangebote für Aquarien und Terrarien. Der Grund dafür: „Reptilien, Fische und Amphibien bauen keine enge soziale Beziehung zu den Besitzern auf.“ Insofern haben sie kein Problem damit, immer wieder mit ihrem Terrarium oder Aquarium umzuziehen. Umgesetzt wird das Prinzip schon seit einiger Zeit von sogenannten Vivarium-Schulen: Dabei halten Schulen Kleintiere, um Schülern und Schülerinnen die Tierhaltung und die Tiere an sich besser nahezubringen, meist Mäuse, Insekten, Fische, Reptilien oder Amphibien wie Lurche, Kröten oder Frösche. Zum Teil dürfen Schulmitglieder die Tiere auch für zu Hause „ausleihen“.

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