„Es gibt nur begrenzte Immunität“

Corona-Welle in China: Jetzt wächst die Angst vor einer neuen Variante

Auf diesem von der Nachrichtenagentur Xinhua veröffentlichten Foto verabreicht ein medizinischer Angestellter in einer temporären Impfstelle einem Einwohner eine zweite Auffrischungsdosis des COVID-19-Impfstoffs durch die Nase.

Auf diesem von der Nachrichtenagentur Xinhua veröffentlichten Foto verabreicht ein medizinischer Angestellter in einer temporären Impfstelle einem Einwohner eine zweite Auffrischungsdosis des COVID-19-Impfstoffs durch die Nase.

New York. Mit der Corona-Welle, die nach der Lockerung der massiven Beschränkungen über China schwappt, wächst die Sorge: Was werden die unzähligen Infektionen bringen? Wird das Virus neuen Spielraum finden? Die Experten können bislang nur spekulieren, aber die Angst vor einem neuen Erstarken des Covid-19-Virus ist da.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

„China hat eine sehr große Bevölkerung, und es gibt nur begrenzte Immunität. Und das scheint die Basis zu sein, auf der wir vielleicht die Explosion einer neuen Variante beobachten“, erklärt Stuart Campbell Ray, Fachmann für Infektionskrankheiten an der Johns Hopkins University in Baltimore.

Jede neue Ansteckung gibt dem Virus eine Chance, sich zu verändern, anzupassen und damit unangreifbarer zu werden. Und derzeit schnellt die Zahl der Neuinfektionen in China rapide nach oben, seit das 1,4-Milliarden-Land seine „Null-Covid-Politik“ mit deren strikten Beschränkungen aufgegeben hat. Dazu kommt, dass zwar breitflächig geimpft wurde, doch beim Boostern hinkt China hinterher, vor allem bei der älteren Bevölkerung. Außerdem haben sich die chinesischen Impfstoffe als weniger effektiv gegen schwerere Verläufe erwiesen als die westlichen mRNA-Versionen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

„Wenn wir starke Infektionswellen hatten, folgte oft die Bildung von neuen Varianten“, sagt Ray. Vor rund drei Jahren hatte sich zunächst die Covid-19-Urform aus China um die Welt verbreitet, es folgten unter anderem Alpha, Delta und Omikron mit ihren verschiedenen Ausprägungen.

Eine neue Variante könnte dann zwar den Omikron-Ausprägungen ähneln, die derzeit vorherrschen und insgesamt zu milderen Verläufen führen als tödlichere Vorgänger. Aber es könnte auch eine Kombination verschiedener sein, oder eine ganz neue Variante, sagen die Wissenschaftler.

Omikron in unterschiedlichen Formen habe sich zuletzt auch in China verbreitet, darunter die Sublinie BF.7, sagt Shan-Lu Liu von der Ohio State University. BF.7 gilt als besonders fähig, der Immunantwort auszuweichen - und als Treiber der aktuellen Welle in dem Riesenland.

248 Millionen Menschen in China mit Corona infiziert

248 Millionen Chinesinnen und Chinesen sollen sich in den vergangenen drei Wochen mit dem Coronavirus infiziert haben.

Das Virus sei wie ein Boxer, der lerne, den Verteidigern auszuweichen und sich entsprechend anzupassen, erklärt Stuart Campbell Ray. Und ob es dann weniger aggressiv werde, sei fraglich. „Vieles an der Milde, die wir in den vergangenen sechs bis zwölf Monaten in vielen Teilen der Welt erlebt haben, ist einer aufgebauten Immunität geschuldet, entweder durch Impfung oder Infektion“, betont der Infektiologe. Es liege nicht daran, dass das Virus weniger schlimm geworden sei.

Angesichts der anders gelagerten Voraussetzungen in China - wie weniger effektive Impfstoffe und geringere Immunität - müsse abgewartet werden, ob das Coronavirus dort dem gleichen Muster folge wie in anderen Ländern, meint die Virologin Gagandeep Kang vom Christian Medical College im indischen Vellore. „Oder wird das Muster der Entwicklung ein ganz anderes sein?“, fragt sie.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereiten zumindest Berichte über schwere Verläufe in China Sorge. In den Städten Baoding und Langfang am Rande Pekings haben die Krankenhäuser schon nicht mehr genug Intensivbetten.

China schaffe eine Datenbank, um in Echtzeit zu beobachten, wie sich verschiedene Varianten entwickeln, betont Xu Wenbo vom Chinesischen Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention. Bislang gebe es aber nur wenig Informationen zu genetischen Sequenzierungen aus China, gibt der Virologe Jeremy Luban von der University of Massachusetts zu bedenken. „Wir wissen nicht, was sich tut“, sagt er. Klar sei aber: „Die Pandemie ist nicht vorbei.“

RND/AP

Mehr aus Gesundheit

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken