Herdorf als Hochburg
Karneval kann man sich abschminken

- 2019 dachte noch niemand an Corona. Der Herdorfer Rosenmontagszug ist immer eines der Glanzlichter der Session.
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goeb Herdorf. Seit der Jahreshauptversammlung des kath. Knappenvereins Herdorf am Freitag ist es „halboffiziell“: Den Karneval, wie wir ihn gewöhnt sind, können wir uns, um im Bild zu bleiben, wohl abschminken. Vereinsvorsitzender Ermert hatte bei der wegen Corona verspätet angesetzten Jahreshauptversammlung seines Vereins beklagt, dass auch im kommenden Vereinsjahr die Einnahmen wegbrechen werden, u. a. deshalb, weil kfd und DJK Herdorf ihre Karnevalsveranstaltungen im Knappensaal abgesagt hätten.
Das geschah wohl unabsichtlich, gewiss aber unabgesprochen mit den Akteuren vor Ort. Denn eine Absage ist noch gar nicht offiziell. Als Journalist hat man zwar schon manches „läuten“ hören, die Karnevalsvereine verweisen aber stets auf den 29. September.
goeb Herdorf. Seit der Jahreshauptversammlung des kath. Knappenvereins Herdorf am Freitag ist es „halboffiziell“: Den Karneval, wie wir ihn gewöhnt sind, können wir uns, um im Bild zu bleiben, wohl abschminken. Vereinsvorsitzender Ermert hatte bei der wegen Corona verspätet angesetzten Jahreshauptversammlung seines Vereins beklagt, dass auch im kommenden Vereinsjahr die Einnahmen wegbrechen werden, u. a. deshalb, weil kfd und DJK Herdorf ihre Karnevalsveranstaltungen im Knappensaal abgesagt hätten.
Das geschah wohl unabsichtlich, gewiss aber unabgesprochen mit den Akteuren vor Ort. Denn eine Absage ist noch gar nicht offiziell. Als Journalist hat man zwar schon manches „läuten“ hören, die Karnevalsvereine verweisen aber stets auf den 29. September. Da sollen in einem gemeinsamen Pressegespräch der Herdorfer Karnevalsveranstalter erst Einzelheiten bekannt gegeben werden, ob und gegebenenfalls wie die Session 2020/21 unter dem Corona-Unstern gefeiert werden kann.
Nach Herdorf schielt natürlich alles, weil hier immer noch das karnevalistische Herz des Kreises Altenkirchen und der gesamten Region schlägt.
Auf der Suche nach Alternativen zum Karneval
Thomas Otterbach, der KG-Vorsitzende, wollte sich deshalb noch nicht zu Details einlassen und verwies auf den 29. September. „Sie haben ja gehört, was drüben in NRW los ist“, ließ er sich gestern kurz ein. „Es weiß ja jeder, was da kommt.“Gleichwohl, fügte Otterbach hinzu, wollten sich die Herdorfer Vereine karnevalfreundlich zeigen. Zum Thema Feiern sagte Otterbach nur so viel. „Es gibt noch Alternativen, deshalb will ich an dieser Stelle weder zu- noch absagen.“
Den Takt schlagen derweil die Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf und Aachen in NRW. Am Freitag gaben in einer Konferenz Vertreter der Landesregierung und des Karnevals die Marschrichtung vor:
Keine Umzüge, keine Bälle, keine Partys kein Saalkarneval ohne Abstandsgebot. Übersetzt bedeutet das: Es wird nicht gefeiert. Zwar wolle man kleinere karnevalistische Kulturveranstaltungen unter den Vorgaben der Coronaschutzverordnung und entsprechenden Hygieneauflagen stattfinden lassen. Doch der Karneval ist im besten Sinne „unhygienisch“ und trägt ja gerade dadurch zur gesellschaftlichen Hygiene bei. Etwas „karnevalisieren“ bedeutet, die herrschenden Zustände umdrehen, sie auf den Kopf zu stellen. Das geht ohne Nähe gar nicht.
Kritik am Schlingerkurs der Landesregierung
Man sei sich der Verantwortung bewusst, sagte Christoph Kuckelkorn, der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, mit hörbarer Trauer in der Stimme. Vulgo: Alles, was groß und wild ist, fällt aus, zumal auch der Alkohol auf die No-Go-Liste kommen soll.
Derweil holt MdB Erwin Rüddel (CDU) zum Schlag gegen Mainz aus und rügt den „Schlingerkurs“ der Landesregierung. Ministerpräsidentin Malu Dreyer habe nach Gesprächen mit Karnevalisten zunächst verlautbart, dass es keine Saalfastnacht und keine närrischen Großveranstaltungen geben könne. Kurz darauf habe sie verkündet, dass Veranstaltungen zum Sessionsstart am 11.11. möglich seien und zugleich großzügigere Regelungen für Großveranstaltungen, Veranstaltungen in geschlossenen Räumen, in Kinos, Stadien und großen Hallen in Aussicht gestellt.
Herdorf will sich in Sachen Karneval ein Türchen offen halten
Rüddel, selbst Karnevalist, spricht von „Eiertanz“. Er sei „hochgradig genervt und verärgert“. Die neue Verordnung des Landes zur Corona-Bekämpfung gebe den kleinen Karnevalsvereinen keinerlei rechtliche Sicherheit. Für Rüddel, Bezirksvorsitzender der Rheinischen Karnevals-Korporationen e.V. (RKK), steht laut Pressemitteilung sogar die Existenz des ehrenamtlich getragenen Karnevals auf dem Spiel. Es sei nun einmal leider so, dass Hygieneregeln, Karneval feiern und Alkohol in der Pandemie einfach nicht zusammenpassten. „Karneval ist schön, Gesundheit ist besser. So gern wir alle Karneval feiern, so verantwortungsbewusst stehen wir im Ehrenamt für die Gesundheit der Menschen ein.“
Die Karnevalshochburg Herdorf jedenfalls will sich ein Türchen offenhalten. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir erst nächste Woche sagen, was geht“, appellierte kfd-Vorsitzende Maria Gerhardus. Das Totenglöckchen der Session, so scheint’s, will jetzt noch niemand hören.
Autor:Dr. Andreas Goebel (Redakteur) aus Betzdorf |
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