„Steuerkraft in Herdorf ist schwach”
Armes Städtchen:
Warum sich Uwe Erner über zinslosen 2-Mill.-DM-Kredit nicht so recht freuen konnte
Herdorf. Bürgermeister Uwe Erner erwähnte es gestern Abend am Rande der Ratssitzung eher beiläufig, zwischen Tagesordnungspunkt 6 und 8: Das Land gewährt der Stadt einen zinslosen Kredit in Höhe von 2 Mill. DM für den Abwasserbereich. Doch von Euphorie keine Spur. So mancher Häuslebauer hätte sich vor Freude das T-Shirt vom Leib gerissen und die ersten 50000 DM in eine standesgemäße Fete investiert. Hätte Erner wahrscheinlich auch gemacht, wenn da nicht der zweite Nachtragshaushaltsplan gewesen wäre.
Defizit hat sich weiter erhöht
Und spätestens beim Blick in dieses Zahlenwerk wird allen Beteiligten klar, warum die Fete gestern ausfallen musste und auch in absehbarer Zeit nicht stattfinden wird. „Die Steuerkraft in Herdorf ist schwach”, attestierte Erner seinen Bürgern. Der Fehlbetrag im laufenden Haushaltsjahr erhöht sich von 745980 DM auf 843940 DM. Auch die vom Bund beschlossenen Steueränderungsgesetze werden Herdorf nicht weiterhelfen, dem Städtchen geht es wie der berühmten Kirchenmaus. Der Verwaltungshaushalt konnte nur ausgeglichen werden, weil der Kämmerer wieder einmal den Sparstrumpf unter der Matratze hervorgeholt und sich beim Vermögenshaushalt bedient hatte.
So beträgt das Volumen des Verwaltungshaushalt nunmehr 12,86 Mill. DM, der Vermögenshaushalt umfasst 8,3 Mill. DM. Herdorfs „Spardose”–heißt zurzeit Rathausanbau und dorthin fließt viel Geld. Gestern Abend wurden wieder einige Gewerke vergeben: Sonnenschutzanlagen (13935 DM), Bodenbelagsarbeiten (25037 DM), Fliesenarbeiten (25845 DM), Natursteinarbeiten (37573 DM), Tischlerarbeiten (45541 DM) sowie Maler- und Tapezierarbeiten (24998 DM).
Der vom Forstamt erstellte Forstwirtschaftsplan sieht ganz ordentlich aus, auch wenn von dem anvisierten Überschuss in Höhe von 2132 DM keine ganz große Fete zu bestreiten wäre.
Auch angesichts des Millionenkredits konnte Bürgermeister Uwe Erner auf Anfrage von Georg Beck (CDU) kein Versprechen abgeben, ob die Beitragssätze für Abwasser im nächsten Jahr stabil bleiben. Dazu könne er im Augenblick noch keine Angaben machen. Weder in die eine noch in die andere Richtung.
ruth
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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