Weiteres Euthanasie-Schicksal in Herdorf
Stolperstein für Marie Daub

- Marie Daub mit ihren Eltern, 1927.
- Foto: privat
- hochgeladen von Sonja Schweisfurth (Redakteurin)
sz Herdorf. Zuletzt hatte allen voran Carsten Trojan den Herdorfer Schicksalen nachgespürt, die mit der Euthanasie der Nazis so schrecklich endeten. Am 28. Oktober sollen nun Stolpersteine für die Opfer verlegt werden, die meisten davon für die Geschwister Dendel.
Nach der Berichterstattung über die Nachforschungen hat sich eine weitere tragische Lebensgeschichte aufgetan, nämlich die von Marie Daub, geboren am 26. Oktober 1896 in Herdorf, ermordet am 30. Oktober 1944 in der Anstalt Kaufbeuren.
Heilanstalt in WaldbrölNach den Recherchen von Trojan litt sie an Epilepsie, wurde 1929 in die Heil- und Pflegeanstalt Waldbröl eingewiesen. Im Jahr 1934 wurde Marie Daub zwangssterilisiert.
sz Herdorf. Zuletzt hatte allen voran Carsten Trojan den Herdorfer Schicksalen nachgespürt, die mit der Euthanasie der Nazis so schrecklich endeten. Am 28. Oktober sollen nun Stolpersteine für die Opfer verlegt werden, die meisten davon für die Geschwister Dendel.
Nach der Berichterstattung über die Nachforschungen hat sich eine weitere tragische Lebensgeschichte aufgetan, nämlich die von Marie Daub, geboren am 26. Oktober 1896 in Herdorf, ermordet am 30. Oktober 1944 in der Anstalt Kaufbeuren.
Heilanstalt in Waldbröl
Nach den Recherchen von Trojan litt sie an Epilepsie, wurde 1929 in die Heil- und Pflegeanstalt Waldbröl eingewiesen. Im Jahr 1934 wurde Marie Daub zwangssterilisiert. Ende 1938 wurde das Gebäude der Anstalt Waldbröl in ein Hotel der NS-Organisation „Kraft durch Freude“ umgewandelt und die gesamte Anstalt – Patienten, Ärzte und Pfleger – wurden in das Kloster Waldbreitbach in Hausen bei Linz am Rhein verlegt.
Medizinische Experimente
Im Juli 1943 kam Marie Daub in die Heilanstalt Günzburg. In dieser Zeit wurden dort medizinische Experimente an Epilepsiekranken durchgeführt. Die Anstalt Günzburg wurde jedoch Ende 1943 geräumt. Die Patienten wurden auf die Anstalten in Kaufbeuren und Irsee verteilt, Marie Daub kam in die Heilanstalt Kaufbeuren.
Durch Mangelernährung getötet
Hier wurde Marie Daub durch gezielte Mangelernährung zu Tode gebracht, sie verstarb am 30. Oktober 1944. Aus der Patientenakte geht hervor, dass sie in ihren letzten Wochen 20 Kilo Körpergewicht verlor.
Die Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren wurde von dem Psychiater Valentin Faltlhauser geleitet, schreibt Trojan weiter in seinen Erläuterungen. Er war unter anderem Mitarbeiter des rassenpolitischen Amtes der NSDAP und Beisitzer beim Erbgesundheitsgericht Kempten und entschied dort über Zwangssterilisationen. Ab September 1940 war Faltlhauser zudem als Euthanasie-Gutachter tätig. Nach Beendigung der sogenannten „Aktion T4“ – also der Ermordung von rund 70 000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in den Jahren 1940/41 – erfand Faltlhauser eine neue Art der Massentötung: Er entwickelte eine besonders nährstoffarme Kost, die sogenannte „E-Kost“ (Entzugs-Kost), durch die Patienten innerhalb von drei Monaten verhungerten.
Auf dieser Grundlage entstand auch der sogenannte Hungerkost-Erlass des bayerischen Staatsministeriums von November 1942, mit dem die Ermordung durch „E-Kost“ in allen bayerischen Anstalten eingeführt wurde.
Beihilfe zum Totschlag
Faltlhauser, der für den Tod von mehr als 2000 Menschen verantwortlich war, wurde 1949 der Prozess gemacht. Er wurde wegen Beihilfe zum Totschlag zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt, die er wegen Haftunfähigkeit nicht antreten musste. Im Jahr 1954 wurde er durch den damaligen bayerischen Justizminister begnadigt und starb 1961 in München.
Marie Daub wohnte an der Schneiderstraße 8 in Herdorf. Auch für sie wird am 28. Oktober ein Stolperstein verlegt werden. Dazu kommt Künstler Gunter Demnig ins Hellertal. Insgesamt wird er zwölf Stolpersteine in den Boden einlassen.
Gegen Rassismus angehen
Carsten Trojan schreibt in seiner Mitteilung an die Redaktion: „Politischer Populismus, Verschwörungstheorien und rassistische Vorurteile führten damals zu Ausgrenzung und Verfolgung und schließlich zur Vernichtung von Menschen. Heute, nach mehr als 75 Jahren, ist es umso notwendiger, eine lebendige Erinnerungskultur zu etablieren, die dazu beiträgt, die Ursachen von Rassismus zu verstehen und um rechtzeitig dagegen anzugehen.“
Autor:Redaktion Altenkirchen aus Betzdorf |
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