Wenn das Licht ausgeht

- Im Dunkeln tappen, das macht unsicher und wirkt doch ziemlich komisch. Es ist eine einzige Komödie! Foto: rt
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rt Herdorf. Der Einfall und Kunstgriff ist eigentlich genial: Der britische Dramaturg und Autor Peter Shaffer vertauscht in seiner „Komödie im Dunkeln“ Hell und Dunkel. Die Bühne ist immer dann in Licht getaucht, wenn das Stück Dunkelheit verlangt, und wird dunkel, wenn das Licht angeht. Dass sich daraus die heikelsten, turbulentesten und verwirrendsten Szenen und Handlungsabläufe ergeben, liegt auf der Hand. Wenn dann auch noch die Protagonisten allesamt einen leicht verwirrten bis skurrilen Eindruck hinterlassen, steht einem Rundumvergnügen eigentlich nichts im Wege.
Ein erfolgloser Bildhauer, seine liebeshungrige Verlobte, ein holzköpfiger Kriegsveteran, eine frömmelnde, aber heimliche Schnapsdrossel, eine rachsüchtige ehemalige Geliebte und weitere mehr oder weniger tumbe Mitwirkende geben sich ein buntes Stelldichein, am Dienstagabend im Herdorfer Hüttenhaus recht munter in Szene gesetzt vom Landestheater Dinkelsbühl.
Ausgerechnet an einem für den aufstrebenden, bisher aber eher erfolglosen Bildhauer Brindsley Miller (Andrea Peteratzinger) so wichtigen Abend, streikt das elektrische Licht. Miller erwartet nämlich den steinreichen Kunstsammler George Godunow (in einer Doppelrolle: Knut Fleischmann). Ihm möchte er etliche Kunstwerke verkaufen, gleichzeitig seiner Verlobten Carol Melkett (Judith Miriam Bopp) imponieren.
Der E-Werk-Notdienst funktioniert nicht, Kerzen und Taschenlampen sind unauffindbar, und jeden Augenblick kann auch noch der Schwiegervater in spe, Colonel Melkett (Frank Piotraschke), erscheinen, der sowieso nichts von seinem zukünftigen Schwiegersohn hält, von dessen künstlerischen Talenten noch viel weniger. Erschwerend kommt im Verlaufe des Abends hinzu, dass dazu die trinkfreudige Nachbarin Miss Frunivel (Astrid Polak) redselig umherwuselt und Nachbar Harold Gorringe (Felix von Frantzius) ununterbrochen seine Lebensweisheiten zum Besten gibt, die niemanden im Geringsten interessieren.
Als dann auch noch der schwerhörige George Godunow auftaucht, die ebenfalls eine Ex-Flamme des Bildhauers ist , ist das Chaos absolut perfekt. Dieses wird noch auf die Spitze getrieben, da sich Brindsley, um bei seinem hohen Gast Eindruck zu schinden, von seinem scheinbar verreisten Nachbarn Gorrings – natürlich ohne dessen Wissen – wertvolle Möbel ausgeliehen hat.Da heißt es nun handeln, Möbel austauschen, tricksen, bluffen, schwindeln, was das Zeug hält. Im Dunkeln, für die Zuschauer im hellsten Licht, werden mehr als einmal Sein und Schein getauscht, gewürzt mit schwarzem britischen Humor. Dabei werden Grenzen überschritten, die man im Hellen niemals übertreten würde. Hemmschwellen fallen beim verzweifelten Umhertappen – schließlich fühlt man sich unbeobachtet.Die Akteure des Landestheaters Dinkelsbühl, in Herdorf längst keine Unbekannten mehr, wurden den Anforderungen, auch dem furiosen Showdown, vollauf gerecht. Dass in der Komödie die geistreichen Pointen, der witzige Dialog und die geschliffene Rhetorik zu kurz kamen, war nicht ihre Schuld. Auch nicht, dass das Stück weitgehend von der Situationskomik und vom Slapstick lebt, wobei in etlichen Szenen die Grenzen zwischen Komödie und Schwank arg strapaziert wurden.Am Ende hatte man seinen Spaß am freundlichen Stück und es gab ebensolchen Beifall von einem Publikum, das sich an diesem so unwirtlichen Abend in überschaubarem Rahmen hielt.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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