Filmabend im Viktoria mit Kameramann
„Kaddisch nach einem Lebenden“

- Der Kameramann des Films "Kaddisch nach einem Lebenden", Günther Wedekind, wird bei der Vorstellung im Viktoria anwesend sein.
- Foto: Veranstalter
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sz/gmz Dahlbruch/Siegen. Am kommenden Mittwoch, 11. Mai, 19 Uhr, zeigt das Viktoria Filmtheater Dahlbruch in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland den Fernsehfilm „Kaddisch nach einem Lebenden“ aus dem Jahr 1969. Der jüdische Regisseur Karl Fruchtmann (1915–2003) hat den Terror und die Gewalt der Nationalsozialisten am eigenen Leib erfahren.
Holocaust wurde in 1960ern TV-ThemaZwischen 1961 und 1999 schuf er für das deutsche Fernsehen zahlreiche Sendungen, die sich intensiv mit der Ermordung der europäischen Juden auseinandersetzen. Karl Fruchtmann ist ohne Zweifel der wichtigste Dokumentarist und Erzähler des Holocaust im deutschen Fernsehen. Und dennoch ist er heute völlig vergessen.
sz/gmz Dahlbruch/Siegen. Am kommenden Mittwoch, 11. Mai, 19 Uhr, zeigt das Viktoria Filmtheater Dahlbruch in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland den Fernsehfilm „Kaddisch nach einem Lebenden“ aus dem Jahr 1969. Der jüdische Regisseur Karl Fruchtmann (1915–2003) hat den Terror und die Gewalt der Nationalsozialisten am eigenen Leib erfahren.
Holocaust wurde in 1960ern TV-Thema
Zwischen 1961 und 1999 schuf er für das deutsche Fernsehen zahlreiche Sendungen, die sich intensiv mit der Ermordung der europäischen Juden auseinandersetzen. Karl Fruchtmann ist ohne Zweifel der wichtigste Dokumentarist und Erzähler des Holocaust im deutschen Fernsehen. Und dennoch ist er heute völlig vergessen.
„Kaddisch nach einem Lebenden“ (1969) ist sein persönlichster Film: Die Hauptfigur Peri, ein Überlebender der deutschen Konzentrationslager, ist als sein Alter Ego angelegt, Ort des Geschehens ist das Tel Aviv der Gegenwart. Erst im Prozess der Erinnerung wird Peri das Ausmaß der Entmenschlichung und des Leidens der Konzentrationslager bewusst. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, muss Peri seine Erinnerung auf den Mithäftling Johannes Bach lenken, der als eigentlicher Protagonist des Films, als standhafter Märtyrer und Symbolfigur des Holocaust erscheint.
Kameramann erläutert Film
Der Film wird am Mittwochabend vorgestellt und kommentiert von Günther Wedekind, dem 92-jährigen Kameramann des Films, und von Prof.Dr. Karl Prümm (ehemals Universität Siegen) und bekannt als Co-Autor des Buches „Walter Krämer. Von Siegen nach Buchenwald“.
Prof. Prümm und das Viktoria
Für Jochen Manderbach, den Betreiber des Viktoria Filmtheaters, ist dieses Projekt ein Eintauchen in die eigene „Vergangenheit“, wie er sich im Gespräch mit der SZ erinnert. Eigentlich hätte dieser Filmabend schon vor zwei Jahren stattfinden sollen, musste aber wegen Corona verschoben werden, und für ihn persönlich ist es eine Begegnung mit seinem Hochschullehrer Karl Prümm, der bis in die späten 1980er Jahre als Germanist mit dem Schwerpunkt Filmwissenschaft an der Uni Siegen lehrte und bei dem Jochen Manderbach damals viele Seminare besuchte und auch seine Magisterarbeit schrieb. Die hatte, erinnert sich der Kinomann, das Thema, „Das Remake – Studien zu Theorie und Praxis“. Diese Arbeit war wohl die erste wissenschaftliche deutschsprachige Arbeit zu diesem Thema, weshalb, sagt Manderbach mit einem Lächeln, Karl Prümm sich auch immer an ihn erinnert.
Prüfung unter besonderen Bedingungen
Dass er sich an seinen Studenten Jochen Manderbach erinnert liegt aber vielleicht auch daran, dass Manderbachs Eltern dem Professor ihr Schlafzimmer zur Verfügung stellten, als Prümm, der inzwischen in Marburg lehrte und eigens für Manderbachs mündliche Prüfung nach Siegen gereist war, kein Hotelzimmer mehr bekam … So war das damals, sagt Manderbach.
Wie sah es damals am Filmset aus?
Das Thema liege Prümm besonders am Herzen, betont Manderbach. Prümm habe den Kontakt zum Kameramann hergestellt und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegen ins Boot geholt, die auf das Viktoria zugekommen ist. Und „jetzt kommt mein Professor zu mir ins Kino“, freut sich der Kinobetreiber. Vielleicht kommen ja auch noch weitere Weggefährten aus der Frühzeit der Medienwissenschaft an der Uni Siegen zum Treffen!? Er sei auch gespannt auf die Erinnerungen des Kameramanns Günther Wedekind, der sicher Interessantes von den Produktbedingungen zu berichten wisse. In den 1960er-Jahren seien die manchmal geradezu abenteuerlich gewesen …


Autor:Dr. Gunhild Müller-Zimmermann (Redakteurin) aus Siegen |
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