Grabungsergebnisse liegen vor
Ginsburg kleiner als gedacht, aber älter als bewiesen

- Harte Arbeit: Die archäologischen Ausgrabungen der Uni Marburg gingen im Sommer in die Tiefe und förderten Nachweise aus drei Epochen der Ginsburg zutage.
- Foto: js (Archiv)
- hochgeladen von Klaus-Jürgen Menn (Redakteur)
js Grund. Groß waren die Erwartungen, mit denen im vergangen Sommer Studenten der Uni Marburg auf den Schlossberg bei Grund gekommen waren. Hatten sie doch herausfinden wollen, auf welche Dimensionen es die Ginsburg im Mittealter wirklich gebracht hatte. Was liegt unter der Grasnarbe des Plateaus, das als Vorburg bekannt ist – gab es hier vielleicht eine weitere Festungsanlage, einen kleinen Marktplatz? Ein wenig Ernüchterung dürfte sich breit gemacht haben, als die drei Wochen lange Grabungsphase der Nachwuchsarchäologen um Professor Felix Teichner zu der Erkenntnis kamen, dass die Burg wohl doch etwas kleiner gewesen sein dürfte als vermutet.
js Grund. Groß waren die Erwartungen, mit denen im vergangen Sommer Studenten der Uni Marburg auf den Schlossberg bei Grund gekommen waren. Hatten sie doch herausfinden wollen, auf welche Dimensionen es die Ginsburg im Mittealter wirklich gebracht hatte. Was liegt unter der Grasnarbe des Plateaus, das als Vorburg bekannt ist – gab es hier vielleicht eine weitere Festungsanlage, einen kleinen Marktplatz? Ein wenig Ernüchterung dürfte sich breit gemacht haben, als die drei Wochen lange Grabungsphase der Nachwuchsarchäologen um Professor Felix Teichner zu der Erkenntnis kamen, dass die Burg wohl doch etwas kleiner gewesen sein dürfte als vermutet.
Der Vorburgbereich mit Fachwerkhaus und Außenterrasse wurde erst in der Neuzeit angeschüttet – als die seinerzeit verschüttete Burganlage in den 1960er-Jahren mit brachialem Baggereinsatz freigelegt worden war. Der älteste Fund in diesem Bereich legt ein Zeugnis davon ab: ein Joghurtbecher aus dem Jahr 1964.
Schicht um Schicht abgetragen
An zahlreichen Stellen haben sich die Archäologen mit Hacke und Schaufel auf Entdeckungsreise im Erdreich begeben. Schicht um Schicht haben sie sich dabei voran getastet, stets in der Hoffnung, Relikte aus längst vergangenen Epochen zu sichern. Ein großer Teil der Anlage, so stellte sich allerdings heraus, wurde erst im vergangenen Jahrhundert gestaltet; die mittelalterlichen Strukturen sind stark überprägt.
Von Enttäuschung ist bei Professor Teichner jedoch keine Spur. Zwar gebe es nun die Erkenntnisse, dass die Burg kleiner als gedacht war. Dafür aber haben er und seine „Mitgräber“ vom Vorgeschichtlichen Institut der Uni Marburg eine neue Marke auf dem Zeitstrahl platzieren können – etwa 1000 Jahre Geschichte lassen sich nunmehr nachweisen. Fündig wurden die Forscher auf der Hügelkuppe zwischen Burgküche und Zugbrücke. Dort dürfte die tatsächliche Vorburg gestanden haben. Hier haben die rabiat gesteuerten Bagger der Sechziger Jahre offenbar wenig Schaden angerichtet – die Archäologen sicherten hier zwei Brandschichten, deren ältere sich auf das 11. Jahrhundert zurückdatieren ließ.
Kostspielige naturwissenschaftliche Untersuchungen waren dafür nötig. Finanziert mit einem Heimatscheck, also Fördermitteln des Landes NRW, wurde in einem polnischen Labor eine Radiokarbondatierung der Holzkohlenschichten vorgenommen. Die ungefähre Altersschätzung – mit einer Ungenauigkeit von etwa 50 bis 60 Jahren – zeigt, dass schon deutlich vor der bislang bekannten Ersterwähnung eine Burg auf dieser Höhe gestanden hat. „Dass 1255 von einem ,nowum catrum’, also einer neuen Burg, die Rede war, ließ den Schluss zu, dass es hier auch einmal eine ältere Burg gegeben haben müsste“, erklärt Felix Teichner. „Das konnten wir jetzt achäologisch absichern.“ Doch auch weitere Funde waren von archäologischem Interesse. „Insgesamt konnten wir drei Zeithorizonte herausarbeiten, aus dem 11., 13. und 16. Jahrhundert.“
Ginsburgverein begeistert
Professor Teichner und sein Team möchten gern noch weiter in die Tiefe gehen. Jetzt, da sie einen besonders alten Fixpunkt auf dem Burggelände lokalisiert haben, wissen sie genau, wo sie noch einmal konzentriert graben müssten, um fündig zu werden. Das könnte im Laufe des kommenden Sommers der Fall sein. Der Ginsburgverein ist begeistert von der Idee, jetzt muss nur noch die Corona-Pandemie „mitspielen“. Auch auf dem Gelände der Ginsberger Heide könnte dann noch einmal gegraben werden. Dort wurde – praktisch an einem Nebenschauplatz – im vergangenen Jahr der Bereich der Antonius-Kapelle unter die Schaufel genommen. Und siehe da: Die Studenten fanden die Überreste von Gebäudekellern; auf der Heide muss es seinerzeit also einen kleinen Weiler gegeben haben.
Derzeit arbeiten die Archäologen gemeinsam mit dem Landesdenkmalamt und dem Ginsburgverein daran, wie das Fundmaterial bestimmt und später museal aufbereitet werden kann. Passend ist der Verein in diesem Jahr sehr damit beschäftigt, die Burganlage fit zu machen für die Zukunft. Bekanntlich soll das Areal barrierefrei erschlossen werden – ein Millionenprojekt. Derzeit wird das Fachwerkhaus saniert, im Frühling soll ein Ausstellungspavillon errichtet werden, später folgen der Aufzug im Bergfried und die Ausstellung. Gerade erst konnte der Verein weitere Zuschüsse an Land ziehen. Aus dem Programm „Neustart Kultur“ erhält er eine Förderung aus Bundesmitteln für einerseits digitale Angebote in- und außerhalb der künftigen Ausstellung und andererseits für investive Maßnahmen zur Besucherlenkung. Von den Gesamtausgaben von rund 100 000 Euro kommen 90 Prozent aus diesem Topf.
Autor:Jan Schäfer (Redakteur) aus Siegen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.