Hilfe in der Not für Elvisa Begic
Grundschule Allenbach spendete beim Martinszug 1000DM für ihr bosnisches Patenkind
Allenbach. „Spielend lernen”, unter diesem Motto stand im Oktober eine Projektwoche der Grundschule Allenbach. Als Einstieg hatten sich die zehn Lehrer und eine Referendarin Gesellschaftsspiele für die Eltern und ihre Kinder ausgedacht. So wurde dann einen Samstag lang gespielt, gelacht und getobt.
Da das bekanntlich hungrig und durstig macht, hatten die Allenbacher Pädagogen schon vorgeplant. Gegen eine Spende gab es Speis und Trank. Lebenswichtiges, was Elvisa Begic nicht in ausreichender Menge hat. Elvisa ist das Patenkind der Grundschule Allenbach. Sie ging selbst hier in die zweite und dritte Klasse, bis am Schuljahrsende vor zwei Jahren die erschütternde Nachricht kam: Sie und ihre Familie mussten zurück nach Bosnien.
Es gab keine Chance für die heute Elfjährige zu bleiben. Sie wurde noch aus dem laufenden Schuljahr gerissen, was gleichzeitig auch das Ende ihrer schulischen Ausbildung bedeutete, denn wer in Bosnien kein Geld für Schulbücher hat, darf auch nicht in den Unterricht. Roswitha Scheckel, Pastorin der evangelischen Kirchengemeinde Hilchenbach und unter anderem auch zuständig für Allenbach, fungiert in der Patenschaft als Mittelsfrau. Zwei ihrer Kinder gehen selbst in die Grundschule und können sich noch an Elvisa erinnern. Als Roswitha Scheckel im letzten Sommer zu einem Besuch der Familie nach Maglay im nördlichen Bosnien aufbrach, rechnete sie mit dem Schlimmsten, „doch was ich gesehen habe war unbeschreiblich schrecklich”, schildert sie die Situation. „Die fünfköpfige Familie wohnt in einem provisorischen Verschlag, der ihr nicht gehört. Das Dach und die Fenster sind notdürftig mit Folie abgedichtet, trotzdem hängen im Winter die Eiszapfen im Zimmer.”
Genauso schlimm sei auch die soziale Ausgrenzung der Familie. Wer als Kriegsflüchtling wiederkomme, werde geächtet und erhalte keine Unterstützung. „Die Hilfsorganisationen gehen zu den Stadträten und fragen, wo Hilfe benötigt wird. Die geben dann natürlich ihre verdienten Kämpfer an.” Es fehle am Nötigsten, weder Geld noch Brennholz oder genügend Essen ständen zur Verfügung. Um immer wieder helfen zu können, sammelt Scheckel Spenden (Telefon 02733/2440).
Außerdem organisiert für das nächste Jahr einen Besuch von Elvisa in Allenbach, „wo ihre Heimat ist”, wie das Mädchen immer wieder betonen würde, sagt die Pastorin, „obwohl sich die Familie von der Regierung in Deutschland vereimert fühlt.” Scheckel klagt die Unwahrheiten an, mit denen die Kriegsheimkehrer in ein für sie oft fremdes Land geschickt wurden.
Die Grundschule spendete nun 1000DM für Elvisa. Schulleiterin Sigrid Kretzer übergab das Geld am Freitag an Roswitha Scheckel. Als Rahmen für die Übergabe hatte man sich den diesjährigen Martinszug der 170 Schülerinnen und Schüler ausgesucht. Bäcker Volker Stichel hatte die Summe mit der Spende der „Stutenmänner” für den Umzug aufgerundet. Die Schule freut sich schon sehr auf den Besuch von Elvisa in Allenbach. Scheckel will das Geld vor allem nutzen, um Brennholz und Vitaminpräparate für die bosnische Familie zu besorgen.
dh
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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