Kein perfekter Mord

- Auch wenn es hier anders aussieht, bleibt der vermeintliche Killer (Kay Szacknys) letztlich mit einer Schere im Rücken auf der Strecke. Sheila (Isabella Schmid) sticht zu … Foto: bö
- hochgeladen von Archiv-Artikel Siegener Zeitung
bö Dahlbruch. Der perfekte Mord. Gibt es ihn überhaupt oder hat es ihn gar schon gegeben? Erfahren werden wir das wohl nie. Schließlich wird der Mordbube oder das Mordmädel – es sei denn, er oder sie platzt vor Stolz – schweigen.
Öffentlich werden also nur die Fehlversuche. Im wirklichen Leben und im Roman, Film oder auf dem Theater. Gerade im klassischen englischen Kriminalstück ist das perfekte vorsätzliche Tötungsdelikt immer ein Thema. Und mancher literarische Versuch wird sogar weltberühmt.
„Bei Anruf – Mord“ zum Beispiel, 1954 verfilmt von Alfred Hitchcock, grandios besetzt mit Grace Kelly und Ray Milland. Das Drehbuch stammt übrigens vom Briten Frederick Knott, der mit dem von ihm verfassten Theaterstück „Bei Anruf – Mord“ 1952 die Bühnen eroberte. In jenem Jahr von der BBC im TV ausgestrahlt, zog die Geschichte um den Ex-Tennisstar, der seine untreue und zudem vermögende Gattin nach einem minutiös ausgetüftelten Plan von einem gedungenen Killer meucheln lassen will, die Massen in ihren Bann …
Fast 60 Jahre später klingelte am Donnerstagabend im Dahlbrucher Busch-Theater das Telefon und legten sich die Mörderhände um den Hals von Sheila, die allerdings mit einer Schere in den Rücken des Bösewichts dem Komplott ein jähes Ende bereitet. Um schließlich doch – die Geschichte ist bekannt – dank ihres fiesen Gatten fast am Galgen zu enden.
Die Inszenierung von Peter M. Preissler für das Tourneetheater Thespiskarren, das seit wenigen Tagen mit dem Krimi im ganzen deutschsprachigen Raum unterwegs ist, entpuppte sich als liebevolle Hommage an den klassischen englischen Krimi. Alles wirkte ein wenig betulich, das angeschlagene Tempo sorgte bei den Gästen des Busch-Kreises nicht gerade für Atemnot im gut gefüllten Theater. Geboten wurde gut zwei Stunden lang nette Unterhaltung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.Ein Verdienst zweifellos des fünfköpfigen Ensembles, das geschlossen agierte. Schön arbeiteten die Darsteller die Charakteristika der Figuren heraus. Isabella Schmid gefiel als zwischen zwei Männern stehendes Komplottopfer Sheila Wendice, Werner H. Schuster gab als Inspektor Hubbard einen britischen Kriminaler, der auch in jeden Edgar-Wallace-Krimi der 60er gepasst hätte. Schwarz und weiß eben.Wie Kay Szacknys als gedungener Meuchelmörder übrigens auch. Zwei Gegenentwürfe menschlichen Daseins – schwarz und weiß – repräsentierten Stephan Bürgi als Tony Wendice und Tim Niebuhr als Max Halliday. Niebuhr war einfach nur gut, während Bürgi sicherlich die interessantere Rolle hatte. Die Bösen faszinieren halt immer ein bisschen mehr.Dass letztlich der „Gute“ triumphiert, das ist im wirklichen Leben nicht immer so. Gut, dass es das Theater gibt. Das fand auch das Publikum, das viel freundlichen Beifall spendete.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.