Wochenenddomizil steht im Weg
Kernsanierung auf Straßentrasse

- Murat Kaya hat mit seiner Frau das einsam gelegene Haus an der Kronprinzenstraße ersteigert. Genau über dieses Grundstück möchte Straßen NRW allerdings die neue B 62 bauen. Der Duisburger Friseur lässt sich von solchen Plänen nicht entmutigen und hat mit der Kernsanierung begonnen. Foto: Jan Schäfer
- hochgeladen von Jan Schäfer (Redakteur)
js Lützel. Murat Kaya strahlt. „Wir haben uns verliebt“, erklärt der Duisburger, auch im Namen seiner Frau Sabina. Auf ihr gemeinsames Glück spielt er nicht an, wenn er das sagt. Vielmehr spricht er von dem Haus, das sich die Kayas im vergangenen Herbst an Land gezogen haben. Bei einem Zwangsversteigerungstermin vor dem Siegener Landgericht bekam Sabina Kaya den Zuschlag, wurde Eigentümerin von Hausnummer 38 an der Kronprinzenstraße; dem einsam stehenden Gebäude zwischen Lützel und Altenteich, das den B-62-Ausbauplänen des Landestretriebs Straßenbau NRW im Weg steht.
Sabina und Murat Kaya betreiben einen gut laufenden Friseursalon in Duisburg.
js Lützel. Murat Kaya strahlt. „Wir haben uns verliebt“, erklärt der Duisburger, auch im Namen seiner Frau Sabina. Auf ihr gemeinsames Glück spielt er nicht an, wenn er das sagt. Vielmehr spricht er von dem Haus, das sich die Kayas im vergangenen Herbst an Land gezogen haben. Bei einem Zwangsversteigerungstermin vor dem Siegener Landgericht bekam Sabina Kaya den Zuschlag, wurde Eigentümerin von Hausnummer 38 an der Kronprinzenstraße; dem einsam stehenden Gebäude zwischen Lützel und Altenteich, das den B-62-Ausbauplänen des Landestretriebs Straßenbau NRW im Weg steht.
Sabina und Murat Kaya betreiben einen gut laufenden Friseursalon in Duisburg. Das Siegerland kennen sie schon länger, Verwandtschaft wohnt in der Gegend, die Kayas mögen die Natur und die Ruhe, genießen sie als Gegenpol zum geschäftigen Großstadtleben. Kultur Pur haben sie auch schon miterlebt.
Für 10.000 Euro für Haus von 1900
Als sie Wind davon bekamen, dass das Lützeler Haus versteigert werden sollte – bei einem eher symbolischen Mindestgebot von einem Euro –, packten sie die Gelegenheit beim Schopf und boten mit. Sie waren nicht die einzigen, auch andere Interessenten machten ernst, wollten aber am liebsten abreißen und im unteren Grundstücksbereich neu bauen. Das aber wäre nicht genehmigt worden.
Für 10 .000 Euro bekam Sabina Kaya den Zuschlag. Im Januar folgte der Grundbucheintrag, Haus und 1800 Quadratmeter Grundstück hatten neue Herren. Parallel lief die familieninterne Planung: „Wir möchten hier die Wochenenden verbringen und die Natur genießen“, verrät Murat Kaya. Die große Familie mit sechs Kindern soll an Wochenenden raus ins Grüne können, vielleicht ja sogar für immer. Dafür allerdings muss noch einiges geschehen in dem seit Jahren leerstehenden, extrem sanierungsreifen Haus aus dem Baujahr 1900.
Eine Kernsanierung steht an, in Eigenleistung und voller Tatendrang hat Murat Kaya mit Freunden und Familie bereits losgelegt. Alles muss neu gemacht werden. Wasseranschlüsse und Elektrik, dreifachverglaste Fenster, eine Fassadendämmung, Drainagen, ein neues Dach mit Dämmung – all das möchte die türkisch-bosnische Familie in den kommenden Monaten erledigen. Bis zum Ende des Jahres, so hofft Murat Kaya, könnte es hier schon wieder wohnlich werden. Dann soll auf die Arbeit der Genuss folgen.
Straßen NRW überboten
Dass ein Damoklesschwert über diesem Grundstück schwebt, erfuhren die Kayas nach eigener Aussage erst nach dem Versteigerungstermin. Der Elektriker, mit dem sie sich den Zustand der alten Leitungen angesehen hatten, machte sie darauf aufmerksam: Genau hier möchte Straßen NRW eines nicht allzu fernen Tages die B 62 neu verlegen. Um sie auf Touren zu bringen, soll sie zwischen Lützel und Erndtebrück bessere Kurvenradien und Überholspuren bekommen, der Bahnübergang Altenteich soll verschwinden.
Erst als sich Murat Kaya beim Landesbetrieb über die neuen Infos erkundigen wollte, erfuhr er, dass dieser mitgeboten hatte. Straßen NRW hätte bei der Zwangsversteigerung den Zuschlag nur zu gern bekommen, was im noch ausstehenden Planfeststellungsverfahren zur neuen B 62 von großem Vorteil gewesen wäre. Offenbar hatten die Straßenplaner nicht hoch genug gepokert. Das Haus ging an die Duisburger. Und die möchten es so schnell aber nicht mehr hergeben. Beim Versteigerungstermin und im dort vorgelegten Gutachten sei nicht darauf hingewiesen worden, dass das Haus auf einer geplanten Straßentrasse liege.
Also machen die Kayas munter weiter, bringen das entlegene Fachwerkhaus auf Vordermann und warten ab. Planungsrecht für den Ausbau der B 62 besteht schließlich noch lange nicht.
Autor:Jan Schäfer (Redakteur) aus Siegen |
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