Zu warm und zu trocken
Klimawandel hinterlässt Spuren

- So schön wie hier in Nenkersdorf im August vergangenen Jahres kann Sommer aussehen. Allerdings: Auch 2020 waren die Temperaturen im Schnitt zu hoch, für viele Pflanzen war es zu trocken.
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sz Allenbach/Salchendorf. Das Jahr 2020 war in vielerlei Hinsicht ein besonderes – das gilt auch mit Blick auf das Wetter, das bei einigen Schlüsselwerten Rekorde brach. Allerdings: Die der SZ vorliegenden Zahlen von privaten Messstationen in Allenbach und Netphen-Salchendorf sind Beleg des generellen Trends: zu warm, vielerorts zu trocken und zugleich mit einer Tendenz zu mehr Extremen. Kurzum: Der Klimawandel hinterließ im vergangenen Jahr auch im Siegerland wieder einmal seine Spuren.
So wurde an der privaten Wetterstation von Werner Moll in Allenbach eine jährliche Mitteltemperatur von 10,1 Grad gemessen, der Rekord aus dem Jahr 2018 wurde damit eingestellt, das 30-jährige Mittel der Jahre 1984 bis 2013 um 1,8 Grad übertroffen. Die Temperaturextreme schwankten 2020 zwischen 36,5 Grad am 8. August und minus 7,8 Grad am 30. November. Noch einen Tick ausgeprägter waren die Unterschiede in Salchendorf: Carsten Beyer maß einen Höchstwert von 37,4 und einen Tiefstwert von minus 8,7 Grad. Die Durchschnittstemperatur lag mit 9,9 Grad minimal niedriger als in Allenbach.
78 Frosttage in Salchendorf
Die gestiegenen Temperaturen wirkten sich besonders in den Wintermonaten aus. Während die langjährige Durchschnittszahl der Frosttage, an denen eine Temperatur von unter Null erreicht wird, in Allenbach bei 90 Tagen liegt, gab es 2020 nur deren 54. In Salchendorf wurden immerhin 78 Frosttage gezählt, auch dieser Wert liegt jedoch deutlich unter den Vorjahren, in denen 92 (Jahr 2018) und 97 (2019) verzeichnet worden waren.
Im Gegensatz dazu wurde in Allenbach an 44 Tagen die 25-Grad-Marke überschritten, von diesen Sommertagen seien eigentlich im Schnitt nur 31 zu erwarten, so Werner Moll. „Wetterfrosch“-Kollege Carsten Beyer zählte in Salchendorf sogar 56 dieser Tage, zehn davon knackten sogar die 30-Grad-Marke und gingen damit als sogenannte Tropentage in die Statistik ein.
Große Unterschiede bei Niederschlagsmenge
Während sich die bisherigen Werte und Trends an beiden Messstationen gleichen, fördert der Blick auf die Niederschlagsmengen jedoch große lokale Unterschiede zutage. Bei Werner Moll in Allenbach blieb die Niederschlagsmenge hinter den Erwartungen zurück. Rund 964 Liter Regen fielen 2020 im Ferndorftal pro Quadratmeter, während das jährliche Mittel von 1984 bis 2013 bei 1197 l/m² liegt.
Nachdem von Januar bis März mit über 400 l/m² „ordentlich“ Niederschlag gefallen war, blieben die wichtigen Wachstumsmonate April bis September mit 262 l/m² sehr deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 516 l/m². „Es war also überdurchschnittlich warm, und es kam nur die Hälfte des normalen Regens herunter, was erneut zu Schäden in den Forsten und der Landwirtschaft führte“, zog Werner Moll seine bittere Bilanz.
Das andere Niederschlagsextrem war hingegen rund 20 Kilometer entfernt in Salchendorf zu spüren. Dort fielen rund 1006 l/m² Niederschlag und damit fast doppelt so viel wie im extrem trockenen Jahr 2018, als lediglich 588 l/m² gemessen worden waren. „Das liegt aber auch an Volltreffern bei Gewittern im Sommer 2020“, relativiert Carsten Beyer. Die Zahl der Regentage lag an seiner Station mit 197 gleichauf mit dem Vorjahr und nur unwesentlich höher als 2018 (181). Klarer Unterschied: 2020 gab es 33 Tage mit einer Niederschlagsmenge von mindestens 10 l/m², im Jahr 2019 nur deren 18.
Autor:Pascal Mlyniec (Redakteur) aus Siegen |
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