Streicher mit Klavier

- Musiker der Philharmonie Südwestfalen gestalteten einen kammermusikalischen Nachmittag unter dem Titel „Fünf Streichinstrumente und Klavier“ im Konventsaal von Stift Keppel. Foto: sib
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sib Allenbach. Karnevalsflüchtlinge, die Hartmut Kriems als Geschäftsführer des Gebrüder-Busch-Kreises im Publikum vermutete, und andere Freunde der romantischen Musik waren in den Konventsaal von Stift Keppel in Allenbach gekommen, um in der Reihe „Sonntags um fünf“ ein Konzert der Extraklasse zu genießen: Musiker der Philharmonie Südwestfalen ließen Streichinstrumente und Klavier erklingen, um den schönen Saal mit mindestens ebenso schönen Klängen zu erfüllen.
Eingangs war es das Trio g-Moll für Klavier, Violine und Violincello op. 8 von Frédéric Chopin (1810–1849), das die Gäste in dem voll besetzten Raum verzauberte. Yuko Takahata, Jacek Kaczmarek und Dorota Krain zündeten ein Feuerwerk an Beseeltheit, klangpoetischer Differenziertheit und rhythmischem Elan mit diesem einzigen Klaviertrio aus Chopins Feder. Das kammermusikalische Werk eröffnet mit einem Allegro con fuoco, das von einem bisweilen perlenden, manchmal jedoch auch verhaltenen, fast flüsternden Klavierspiel geprägt wird. Dennoch dominiert das Klavier, aber auch die beiden Streicher sind entscheidend am Fortgang des musikalischen Geschehens beteiligt. Das Scherzo con moto ma non troppo kommt geradezu in Windeseile daher, kaleidoskopartig werden die Melodienbögen aufgefächert, wie von Prismen gebrochen und wieder wirbelnd miteinander vereint.
Das verhaltenere Adagio sostenuto besticht bei aller Zurückhaltung im Tempo durch die deutliche Sattheit seines Klangs. Formschön und federnd kommen die Instrumente im Allegretto-Finale zum Schluss des Trios, erwecken zwischenzeitlich virtuos den Eindruck, als würden Tasten- und Streichinstrumente gänzlich unterschiedliche Wege beschreiten, sich beinahe verlieren, doch dann finden sie sich wieder, kreuzen sich, vereinen sich und streben alle drei das gleiche Ziel an: Ästhetik und Entrücktheit in perfekter Kombination der Klänge.
Nach einer Pause war es an der Zeit für Franz Schuberts (1797–1828) Streichquintett in C-Dur für zwei Violinen, Viola und zwei Violincelli, D 956 op. Post. 163. Zu den beiden Streichern des ersten Teils gesellten sich dabei Julia Hofer (Violine), Michael Geis (Viola) und Michael Kolfhaus (Violoncello). Auffallend ist hieran Schuberts Wahl eines zweiten Violoncellos statt der klassiküblichen Besetzung mit einer zweiten Bratsche.
Für den ersten Satz, ein Allegro ma non troppo gestattet der Komponist den Ausführenden einen wellenförmig verlaufenden Einstieg, einem befreienden, tiefen Atmen gleich, das unaufdringlich, aber existenziell und allgegenwärtig erscheint. Im Adagio vollführten die höheren Streicher ein sanftes Tasten nach vorn, zugleich ist diesem opulentesten Satz des Quintetts eine solide, stufenartige Festigkeit in der Grundstruktur zueigen. Herausragend war auch das Scherzo Presto anzuhören. Es kommt einem rauschhaften, wirbelnden Höhenflug gleich, und die Freude gerade an diesem impulsiven Teil der Komposition, an ihrer Dynamik, ihrer dauernden Bewegtheit, war den Musikern beim Spielen deutlich anzusehen. Dieses Scherzo ist regelrecht spannend, es passiert ständig etwas im Fortgang des musikalischen Szenarios.Im Schlusssatz Allegretto fanden sich eingangs tänzerische Elemente, die an die Folklore Südosteuropas erinnern. Spiralenförmige Auf- und Abwärtsbewegungen der Melodienfolge brechen die sicher geglaubte Struktur aber später auf und in der weiteren Entwicklung haftet dem Schluss fast etwas Bedrohliches an.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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