Viele Fragen zur Windkraft
Gestrige Bürgerversammlung betont sachlich
mir Hilchenbach. Das Thema Windkraft ist in Hilchenbach noch Neuland, breit gestreut waren gestern die Fragen bei der Bürgerversammlung zur geplanten Vorrangzone »Lümke« bzw. dem Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans. Rund 45 Bürger hatten sich im Ratssaal eingefunden: einige Haubergsgenossen, die an der »Lümke« das Terrain für einen Windpark bereitstellen wollen, dazu etliche Mitstreiter der Bürgerinitiative »Gegenwind«.
Speziell das Ehepaar Elisabeth und Friedrich Paul (Hotel Haus am Sonnenhang) stellte die zu erwartenden Windräder in Frage. Das Ortsbild werde von den »Kolossen« zerstört, künftig werde jedes zweite Touristenfoto mit einem Windrad im Hintergrund entstehen. Für den Tourismus bedeute dies »ein Schlag ins Gesicht«, führte Hotelier Paul an. Es drohe der Ausverkauf des unberührten Landschaftsbildes. Die Wirtschaftlichkeit der Anlagen in dem Gebiet stellte er in Frage. Zusätzlich regte Elisabeth Paul eine Begrenzung der Nabenhöhe an.
Erst sehr spät in der Diskussion antwortete eben darauf einer der potenziellen Investoren, Günter Pulte, bekannt als Mitinitiator des Littfelder Windrades. »Wir glauben, die Wirtschaftlichkeit erreichen zu können«, aber nicht mit einer Nabenhöhenbegrenzung. Die »Lümke« sei vergleichbar mit dem Windradstandort Littfeld. Ein Gutachter habe für den Hilchenbacher Standort eine so genannte Windhöffigkeit von 6,6 Meter/Sekunde errechnet. Der von der Stadt bei der Erarbeitung der Vorrangzone beauftragte Gutachter Backfisch hatte einen Wert von 5,9 bis 6,3 für eine Höhe von 670 m (»Lümke« plus Windrad mit 111 m Nabenhöhe) errechnet. Ein Wert von 6 Meter/Sekunde werde im Mittelgebirgsraum gefordert, um wirtschaftlich zu arbeiten, war zuvor in der Diskussion angeklungen. Zugleich beklagte Elisabeth Paul, es werde »unseriös« geworben, dass ein Windpark den Hilchenbachern Wohlstand bringen werde.
Zum Thema Akzeptanz in der Bevölkerung verwies Pulte auf Littfelder Erfahrungen: Die Zahl der Wanderer, Spaziergänger und Jogger in der Gegend habe sich »verzehnfacht«. Einen Konflikt mit dem Tourismus gebe es nicht, auch nicht in Norddeutschland. Der Wert der Hilchenbacher Immobilien werde nicht verringert. Eben das hatte Dieter Womelsdorf, gleichfalls in der Bürgerinitiative tätig, befürchtet.
Ein weiterer Punkt: Immer wieder klang bei Fragen durch, eine Vorrangzone müsse doch nicht zwingend ausgewiesen werden. Baudezernent Michael Kleber mahnte mehrmals, nur so behalte die Stadt die »planerische Steuerung«. Ohne Vorrangzone sei die Kreisverwaltung gehalten, einzelne Bauanträge für Windräder genehmigen zu müssen, was eben zur »Verspargelung« der Landschaft führe. Warum aber wurde noch kein Bauantrag für ein Windrad gestellt? Dazu Pulte: »Wir wollen eine vernünftige Planung im Einvernehmen erreichen.«
Warum sich Hilchenbach der Landrat-Resolution widersetze, wollte Karl Vollpracht wissen. Dazu Kleber: Bürgermeister Schlabach habe das Papier nicht unterzeichnet. Und das Düsseldorfer Umweltministerium habe festgestellt, die Resolution habe keine Auswirkungen auf die Ausweisung von Vorrangzonen.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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