Hygieneschutz bei Azubi-Lehrgang bereitet Sorgen
Bunt gemischt im Doppelzimmer

- Dicht an dicht mit einer fremden Person übernachten: Ist das in Zeiten der Pandemie wirklich eine gute Idee?
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damo Kirchen. Da hat selbst eine Runde Joggen nicht geholfen: „Ich war anschließend immer noch auf 180“, sagt Jutta Utsch. Was die Chefin der Kirchener Baumschulen so auf die Palme treibt? Der Umstand, dass ihre Azubis bei einem überbetrieblichen Lehrgang in der kommenden Woche aller Voraussicht nach kein Einzelzimmer haben werden. „Wir sind noch mitten im Lockdown und haben eine nächtliche Ausgangssperre, und dann werden Azubis aus ganz Rheinland-Pfalz und dem Saarland im Doppelzimmer bunt gemischt. Das geht für mich gar nicht.“
Aber genau darauf wird es hinauslaufen: Das hat ein Anruf der SZ bei der Deula GmbH in Bad Kreuznach ergeben.
damo Kirchen. Da hat selbst eine Runde Joggen nicht geholfen: „Ich war anschließend immer noch auf 180“, sagt Jutta Utsch. Was die Chefin der Kirchener Baumschulen so auf die Palme treibt? Der Umstand, dass ihre Azubis bei einem überbetrieblichen Lehrgang in der kommenden Woche aller Voraussicht nach kein Einzelzimmer haben werden. „Wir sind noch mitten im Lockdown und haben eine nächtliche Ausgangssperre, und dann werden Azubis aus ganz Rheinland-Pfalz und dem Saarland im Doppelzimmer bunt gemischt. Das geht für mich gar nicht.“
Aber genau darauf wird es hinauslaufen: Das hat ein Anruf der SZ bei der Deula GmbH in Bad Kreuznach ergeben. Dort finden überbetriebliche Lehrgänge für verschiedene grüne Berufe statt, und weil jetzt die Saison wieder startet, ist die Akademie ausgebucht – und zwar inklusive des Internats. Das bietet 60 Zimmer mit insgesamt 160 Betten. Soll heißen: Die Azubis müssen in der Tat davon ausgehen, in einem Doppelzimmer unterzukommen. Lediglich die Dreibettzimmer werden aktuell von der Deula nicht voll belegt, teilt deren Geschäftsführerin Rita Steuer-Hoppe mit.
Keinen Entscheidungen im Alleingang
Sie stellt auch klar, dass die Deula die Entscheidungen, wann und wie welche Lehrgänge ausgerichtet werden, nicht im Alleingang fällt: „Das geschieht immer in enger Abstimmung mit der Corona-Stabstelle des Gesundheitsamts in Bad Kreuznach. Wir stehen beinahe täglich mit dieser Stelle in Kontakt.“ So sei sichergestellt, dass die Lehrgangs- und Beherbergungskonzepte stets im Einklang mit der aktuell geltenden Corona-Verordnung stehen. Natürlich werde kein Lehrling verpflichtet, das Übernachtungsangebot anzunehmen: „Selbstverständlich können die Kursteilnehmer pendeln.“ Schnelltests seien aktuell nicht vorgesehen, teilt die Geschäftsführerin auf Nachfrage der SZ mit.
All das trägt kaum dazu bei, dass sich die Laune von Jutta Utsch nachhaltig verbessern würde. „Das ist einfach zu wenig. Die Deula hatte ein Jahr Zeit, sich darauf vorzubereiten. Warum gibt es keinen Wechselunterricht oder Webinare?“ Und die Antwort des Deula-Prokuristen an die Baumschule, dass die Azubis gerne Selbsttest mitbringen könnten, lässt für sie nur einen Schluss zu: „Die machen es sich ziemlich einfach.“
Das wiederum kann man von Jutta Utsch nicht behaupten. Sie hat, nachdem sie von der geplanten Doppelzimmer-Unterbringung ihrer Azubis erfahren hat, etliche Hebel in Bewegung gesetzt.
Ihr erster Weg führte sie ins Wahlkreisbüro der Gesundheitsministerin – wo sie vor verschlossenen Türen gestanden habe. Dort sei der Zutritt nur nach Terminvereinbarung und mit Maske möglich: „Da wird unseren Lehrlingen aber anderes zugemutet“, lautet der lakonische Kommentar von Jutta Utsch.
Also hat sie eine Mail an Sabine Bätzing-Lichtenthäler verfasst, die der Siegener Zeitung vorliegt.
Darin heißt es: „Die Lehrgangsteilnehmer kommen aus ganz Rheinland-Pfalz zu diesem Lehrgang; wir als Betrieb tun unser Mögliches, um das Corona-Risiko so gering wie möglich zu halten. Und dann ist es erlaubt, dass haushaltsfremde Personen zusammen in einem Zimmer übernachten? Da fehlt mir jegliches Verständnis.“ Und noch ein bisschen plakativer: „Würden Sie in der jetzigen Zeit mit einer Ihnen fremden Person ein Hotelzimmer teilen wollen?“
Noch keine Lösung in Sicht
Eine Antwort hat die Kirchenerin noch nicht erhalten. Und auch die Stabstelle des Bad Kreuznacher Gesundheitsamt und das Büro der FDP-Bundestagsabgeordneten Sandra Weeser haben noch nicht geantwortet. Beim Landtagsabgeordneten Michael Wäschenbach hat Jutta Utsch zumindest einer Mitarbeiterin das Problem erklären können.
Aber noch ist keine Lösung in Sicht – und der Lehrgang, bei dem die Teilnahme verpflichtend ist, beginnt am Montag. Gut möglich also, dass die Kirchener Baumschulen ihre Azubis zähneknirschend ins Doppelzimmer schicken – und anschließend in Quarantäne. Denn: „Ich will definitiv nicht, dass unser Betrieb am Ende zugemacht werden muss.“
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