70 Einsätze im Jahr 2021
First Responder: Minuten entscheiden über Leben und Tod

- Allein im vergangenen Jahr sind die Friesenhagener First Responder 70 Mal ausgerückt.
- Foto: damo
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damo Friesenhagen. In dem Augenblick, in dem das Herz aussetzt, tickt die Uhr – und zwar unerbittlich. „Time is brain“, sagt Christoph Wickler, zu deutsch: Zeit ist Gehirn. Denn die grauen Zellen verzeihen es nicht, wenn sie nicht mit Sauerstoff versorgt werden: Schon nach kurzer Zeit treten fatale Folgen auf.
Das wissen auch die Friesenhagener First Responder, und das Team um Christoph Wickler setzt genau an dieser Stelle an: Der Job der Ehrenamtlichen ist es, so schnell wie eben möglich zur Stelle zu sein, wenn ein Mensch Erste Hilfe benötigt – bestenfalls schon vor dem Rettungswagen. Denn der hat’s weit ins Wildenburger Land: Die Gemeinde Friesenhagen besteht nicht nur aus zwei größeren Ortsteilen, sondern auch noch aus fast 80 Weilern und Einzelgehöften.
damo Friesenhagen. In dem Augenblick, in dem das Herz aussetzt, tickt die Uhr – und zwar unerbittlich. „Time is brain“, sagt Christoph Wickler, zu deutsch: Zeit ist Gehirn. Denn die grauen Zellen verzeihen es nicht, wenn sie nicht mit Sauerstoff versorgt werden: Schon nach kurzer Zeit treten fatale Folgen auf.
Das wissen auch die Friesenhagener First Responder, und das Team um Christoph Wickler setzt genau an dieser Stelle an: Der Job der Ehrenamtlichen ist es, so schnell wie eben möglich zur Stelle zu sein, wenn ein Mensch Erste Hilfe benötigt – bestenfalls schon vor dem Rettungswagen. Denn der hat’s weit ins Wildenburger Land: Die Gemeinde Friesenhagen besteht nicht nur aus zwei größeren Ortsteilen, sondern auch noch aus fast 80 Weilern und Einzelgehöften. Bis ein Rettungswagen aus Wissen, Freudenberg oder Kirchen in Eueln oder Engelshäuschen zur Stelle ist, vergehen natürlich einige Minuten.
First Responder Friesenhagen fahren 70 Einsätze im Jahr 2021
Einige Minuten: Das mag harmlos klingen, macht in der Praxis aber oft den Unterschied zwischen Leben und Tod, zwischen Rekonvaleszenz und Pflegebedürftigkeit. „Alles über fünf Minuten, in denen nichts gemacht wird, bedeutet bei einem Herzstillstand den Tod oder heftigste Gehirnschäden“, sagt Wickler.
Mittlerweile besteht die Friesenhagener First-Responder-Einheit seit vier Jahren – und in dieser Zeit haben sie unzählige Minuten für ihre Mitbürger gewonnen. 70 Einsätze waren es allein im Jahr 2021, und durchschnittlich waren die Ehrenamtler im vergangenen Jahr knapp neun Minuten vor dem Rettungswagen am Einsatzort.
Diesen enormen Zeitvorteil holen die First Responder oft schon auf den ersten Metern raus: Durchschnittlich dauert es keine drei Minuten, bis ihr Wagen das Feuerwehrhaus verlässt – und das, obwohl etliche Einsätze mitten in der Nacht gefahren werden müssen. „Manchmal sieht man noch den Abdruck vom Kopfkissen auf der Wange“, meint Wickler im Gespräch mit der SZ lachend.
First Responder Friesenhagen starten vom Feuerwehrhaus
Dass die Friesenhagener – anders als zum Beispiel die Wissener Ersthelfer – nicht mit dem Privat-Pkw ausrücken, sondern immer erst das Feuerwehrhaus ansteuern, hat sich aus ihrer Sicht bewährt. Warum das so ist, erklärt Thomas Wickler: „Durch die Fahrten mit Blaulicht gewinnen wir viel Zeit. Stell dir einfach vor, dass du von Friesenhagen nach Steeg hinter einem Lkw herfahren musst.“
Entscheidender Faktor ist aber wohl vor allem das Engagement: Die elf First Responder nehmen ihr Ehrenamt enorm ernst. Teilweise richten sie sogar private Unternehmungen danach aus, dass sichergestellt ist, dass andere Frist Responder einsatzbereit sind. Nur so ist zu erklären, dass sie bislang bei wirklich jeder der 260 Alarmierungen auch ausgerückt sind.
First Responder bekommen in Friesenhagen viel zurück
Nach nunmehr fast vier Jahren im Dienst haben die First Responder rein rechnerisch jeden vierten Haushalt des Wildenburger Lands angesteuert. Und weil Friesenhagen wirklich noch ein Dorf ist, wo jeder jeden kennt, bekommen die First Responder auch viel zurück. Beim Erntedankfestzug entdecken sie Menschen am Straßenrand, die ohne die First Responder vielleicht nicht mehr dort stehen könnten; beim Spaziergang treffen sie Menschen, die sich für den Einsatz bedanken; viele Neuzugänge im Förderverein der Feuerwehr haben ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit den First Respondern gemacht.
Aber trotzdem gibt’s Momente, in denen auch die First Responder nicht mehr helfen können. „Die Kameraden konfrontieren sich mit Szenen, die man sich eigentlich freiwillig nicht ansehen würde“, sagt Christoph Wickler. Und gegen die Bilder schützt auch die Uniform nicht. Das weiß auch Thomas Wickler: Er trägt Bilder im Kopf, die er wahrscheinlich bis zum Lebensende nicht mehr vergessen wird. Entscheidend sei aber, „dass diese Bilder nicht belastend sein dürfen“. Und wie erreicht man das? „Wir reden viel im Team, sprechen die Einsätze anschließend durch. Und so fangen wir viel auf“, meint Christoph Wickler.
Offenbar harmoniert das Team: Bislang mussten die First Responder noch nie einen externen Notfallseelsorger zur Seelenhygiene hinzuziehen. Der Kern ist praktisch immer noch derselbe wie 2018, und in den nächsten Wochen sollen zwei weitere Mitglieder in die Gruppe aufgenommen werden.
Aber es gibt noch einen wichtigen Faktor, der dafür sorgt, dass das Ehrenamt nicht als mentale Belastung empfunden wird, sagt Dennis Mecking: „Vom Großteil der Einsätze kommst du zurück mit dem Gefühl, dass du helfen konntest.“
Autor:Daniel Montanus (Redakteur) aus Betzdorf |
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