Park & ride: Was lange währt,...
Am Kirchener Bahnhof geht es endlich mit den Arbeiten los/Fertigstellung im nächsten Jahr
thor Kirchen. Der Termin war gut gewählt. Einen Tag früher, und in Kirchen und Umgebung hätte man die Sache für einen weiteren Aprilscherz gehalten. So aber mussten gestern am zweiten Tag des Monats die Verantwortlichen aus der Kirchener Verwaltung kein schauspielerisches Talent zeigen, als sie zum Pressegespräch an den Bahnhof baten. Der Anlass: Mit den Arbeiten zum Bau der Park-and-ride-Anlage geht es endlich los. Bereits von der B62 aus sind die großen Erdmassen zu sehen, die die Bagger in den vergangenen Tagen aufgeschichtet haben.
Damit dürfte das Langzeit-Projekt schlechthin der Ortsgemeinde – entgegen manch spöttischer Meinungen – doch noch zu einem Abschluss kommen. Nachdem erstmals Mitte der 90er Jahre über die Anlage diskutiert worden war, zwischenzeitlich immer neue Stolpersteine auftauchten und irgendwann dann noch die Bretterwand eines Schuppens auf das Auto des damaligen Planers fiel, wurde der Begriff »Park & ride« in Kirchen (und auch an dieser Stelle) mit dem Bild einer unendlichen Geschichte gleich gesetzt.
Nun aber ist das Licht am Ende des Planungstunnels zu sehen. Bürgermeister Wolfgang Müller, Beigeordneter Werner Becker sowie Joachim Neuhof und Stefan Strunk von der Bauleitung der Verbandsgemeinde erläuterten gestern das weitere Vorgehen. Bis Ende Juni/Anfang Juli sollen in einem 1. Bauabschnitt zunächst 65 Stellplätze hergerichtet werden. Insgesamt entstehen 149 für Pkw, 16 für motorisierte Zweiräder und 52 für Fahrräder, zudem neun behindertengerechte Parkplätze. Das sind mehr Plätze als in der ursprünglichen Planung vorgesehen. Damit wolle man aber der geänderten Tarifstruktur bei der Bahn bzw. dem beliebten Asdorftal-Radwanderweg Rechnung tragen, so Neuhof. Voraussetzung für den Beginn der Arbeiten war die Gewährung des vorzeitigen Baubeginns durch das Mainzer Wirtschaftsministerium. In der Landeshauptstadt wird derzeit auch der Förderantrag der Ortsgemeinde geprüft.
Die Blicke von Müller und seinen Mitarbeitern richten sich aber nicht nur gen Mainz, sondern auch nach Frankfurt, wo das Eisenbahnbundesamt sitzt. Von dort erwarte man »fast täglich« (Neuhof) die Genehmigung des Planverfahrens. Die ist nämlich ebenso wie eine Förderzusage notwendig, um die Arbeiten nach dem 1. Bauabschnitt fortzusetzen.
Keine Sprengungen erforderlich
Geht alles glatt, soll noch im Sommer mit dem Bau der Personenunterführung (4 Meter breit, 2,50 Meter hoch) begonnen werden. Trotz des felsigen Bodens seien keinerlei Sprengungen erforderlich, betonte Bürger Müller auf Nachfrage der SZ. Das so genannte »Einschieben« des Bauwerks könnte dann im Oktober erfolgen. Anschließend wäre auch der Rückbau von Gleis 203 möglich. Ein Aufzug soll dafür sorgen, dass auch Behinderte ohne große Mühe von der Park-and-ride-Anlage aus den Bahnhof erreichen können. Bei optimalen Voraussetzungen ist die gesamte Anlage Mitte 2004 fertig.
Die Kosten belaufen sich summa summarum auf knapp 4 Mill. Euro. Zuwendungsfähig sind rund 3,2 Mill. Euro. Im besten Fall erhält die Gemeinde Kirchen von diesem Betrag 85 Prozent an Zuschüssen. Allerdings ist zunächst einmal die nicht gerade prall gefüllte Gemeindekasse gefordert: Vorfinanzierung lautet das Stichwort. Allein der 1. Bauabschnitt schlägt mit 190000 Euro zu Buche. Wie gut, dass die Gemeinde bereits Einnahmen aus dem Verkauf des angrenzenden, unmittelbar am Südknoten gelegenen Grundstücks erzielt hat. Dort, auf einem ca. 2600 Quadratmeter großen Areal, planen private Investoren bekanntlich den Bau eines Dienstleistungskomplexes. Die Bauherren stehen in vertraglicher Pflicht, das Projekt unverzüglich nach dem Bau der Park-and-ride-Anklage in Angriff zu nehmen.
Ersatzparkplatz am Nordknoten
Um die Parksituation in Kirchen während der Bauarbeiten zumindest ein bisschen zu entschärfen, wird die Fläche von Jung-Jungenthal am Nordknoten (bislang von einem Autohändler gemietet) als Ersatz-Parkplatz zur Verfügung gestellt. Bürgermeister Müller kündigte bereits für das nächste Jahr ein komplett neues Bewirtschaftungssystem aller Parkflächen in Kirchen an: »Dazu sind wir verpflichtet.« Vermutlich werden sich die Verkehrsteilnehmer dann auch an den ein oder anderen Automaten gewöhnen müssen. Doch das sollte angesichts von rund 150 neuen, kostenfreien und zeitlich unbeschränkten Parkplätzen in Kirchens Zentrum zu akzeptieren sein.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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