Studienhaus Rüspe: Blick in die Historie
Zu besten Zeiten 85 Betten

- Zu besten Zeiten hatte das Studienhaus Rüspe
(85 Betten) jährlich rund 200 anthroposophisch
ausgerichtete Kurse im Angebot. - Foto: Martin Völkel
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vö Rüspe. Der Blick in die Historie ist durchaus ein sehr spannender: Das von den umliegenden Ortschaften abgelegene Gebiet der Rüspe war besonders wegen seines Wildreichtums begehrt. In der Karte der Oberhundemer Jagd von 1743 sind zwei Jagdhäuser eingetragen, und zwar das an der „Borgseite“, das auch „Lammersburg“ genannt wurde, und das 1743 neu gebaute an der Grenze zum Heinsberger Jagdbezirk. Trotz der Abgeschiedenheit war das Gebiet der Rüspe verkehrsmäßig von Bedeutung, denn es lag an der „via Francofurtensis“ einer historischen Fernverbindung aus dem Herzogtum Westfalen nach Hessen.
Studienhaus Rüspe wurde 2013 zahlungsunfähig
Das 1911 erbaute Jagdhaus von Dr.
vö Rüspe. Der Blick in die Historie ist durchaus ein sehr spannender: Das von den umliegenden Ortschaften abgelegene Gebiet der Rüspe war besonders wegen seines Wildreichtums begehrt. In der Karte der Oberhundemer Jagd von 1743 sind zwei Jagdhäuser eingetragen, und zwar das an der „Borgseite“, das auch „Lammersburg“ genannt wurde, und das 1743 neu gebaute an der Grenze zum Heinsberger Jagdbezirk. Trotz der Abgeschiedenheit war das Gebiet der Rüspe verkehrsmäßig von Bedeutung, denn es lag an der „via Francofurtensis“ einer historischen Fernverbindung aus dem Herzogtum Westfalen nach Hessen.
Studienhaus Rüspe wurde 2013 zahlungsunfähig
Das 1911 erbaute Jagdhaus von Dr. Lebrecht Steinmüller aus Gummersbach wurde nach dem Zweiten Weltkrieg durch die „Carl Eberhard Steinmüller-Stiftung“ in ein Werkserholungsheim der Firma Steinmüller aus Gummersbach, und in den 1960er-Jahren in das Studienhaus Rüspe mit anthroposophischer Ausrichtung umgewandelt. Letzteres bestand zumindest auf dem Papier bis 2013. Denn: Am 4. Januar 2013 war das einst renommierte Studienhaus Rüspe zahlungsunfähig, das Amtsgericht Siegen eröffnete unmittelbar nach dem Jahreswechsel das Insolvenzverfahren.
Die SZ berichtete zuletzt vor vier Jahren. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde 2013 Rechtsanwalt Dr. Dirk Andres von der Kanzlei Andres und Schneider bestellt. Man führe Gespräche mit allen Beteiligten und sichere die Vermögenswerte im Sinne der Gläubiger, teilte der Sprecher der Kanzlei, Thomas Feldmann, seinerzeit auf Anfrage mit.
"Unmenschliches Verhalten" den Mitarbeitern gegenüber
Dazu gehörten an erster Stelle auch ehemalige Mitarbeiter des Studienhauses des Freien Bildungswerkes, die vergeblich auf ausstehende Gehälter warteten. Beschäftigte hatten über mehrere Monate ohne jegliche Bezahlung gearbeitet. Dem ehemaligen Betreiber-Ehepaar aus dem Ruhrgebiet wurde unter anderem „unmenschliches Verhalten“ gegenüber den Mitarbeitern vorgeworfen. Trotz Vergleichen vor Gericht hatten die Mitarbeiter die ihnen zustehenden Gehälter nie bekommen – streng genommen nicht einen Cent.
Vor Gericht fiel mehrfach das Stichwort von vorsätzlicher Misswirtschaft. Die Rede war davon, dass es seit 2005 kontinuierlich bergab gegangen sei. Trotz anderslautender Ankündigungen wurde in die Gebäude nichts mehr investiert, vielmehr wurde eine Mangelverwaltung praktiziert. Die Vorwürfe richteten sich ebenfalls gegen den Betreiberverein, dem Vorstand gehörte auch das besagte Ehepaar an. Zu besten Zeiten hatte das Studienhaus Rüspe (85 Betten) jährlich rund 200 anthroposophisch ausgerichtete Kurse im Angebot.
Keine Idee für das Studienhaus Rüspe
Im Mai 2017 ging im Amtsgericht Siegen die Anzeige des Insolvenzverwalters ein, dass Masseunzulänglichkeit vorliege. Im Klartext bedeutete das so viel wie, dass alle Gläubiger leer ausgingen. Mehr ließ sich auf SZ-Anfrage auch der Insolvenzverwalter vor dreieinhalb Jahren nicht entlocken. Nur so viel: „Jetzt wurde im Mai 2017 der Schlussbericht eingereicht und Massenunzulänglichkeit angezeigt.“ Keine Aussage dazu, wie es mit der Immobilie weiter gehen könnte.
Frühere Mitarbeiter und die Menschen in Rüspe waren und sind einfach nur maßlos enttäuscht, weil der Verfall des Studienhauses täglich zu beobachten ist. Von einer Idee für das einst stark frequentierte Gebäude fehlt weit und breit jede Spur.


Autor:Martin Völkel (Redakteur) aus Bad Berleburg |
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