Pro Musica Sacra klärt Zusammenhänge in zwei Konzerten
Musik aus allen Ecken

- Trompeterin Carina Schlabach und ihre neun Kollegen im Blechbläserensemble Pro Musica Sacra Siegen verdeutlichten nicht nur in dieser „Grundaufstellung“, sondern verteilt auf unterschiedlichste Positionen im Klangraum Kirche, eindrucksvoll eine große Vielfalt an Raumklängen.
- Foto: Bernd Sensenschmidt
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bst Buschhütten/Daaden. „Raumklang-Klangraum – Musik aus allen Ecken vom Solo bis zum Doppelchor“ lautete das Motto des ersten Konzerts nach der Jubiläumsreihe zum 40-jährigen Bestehen des Blechbläserensembles Pro Musica Sacra Siegen (PMS) Am Samstagabend in der ev. Kirche Buschhütten und am Sonntagabend in der ev. Kirche Daaden ging PMS der Frage nach der Bedeutung des Raumes für Komponisten und ausführende Musiker nach. Ekkehard Pankratz (Bassposaune) hatte mit seinen Ensemblekollegen Simon Bald, André Becker, Carina Schlabach, David Tasa...
bst Buschhütten/Daaden. „Raumklang-Klangraum – Musik aus allen Ecken vom Solo bis zum Doppelchor“ lautete das Motto des ersten Konzerts nach der Jubiläumsreihe zum 40-jährigen Bestehen des Blechbläserensembles Pro Musica Sacra Siegen (PMS) Am Samstagabend in der ev. Kirche Buschhütten und am Sonntagabend in der ev. Kirche Daaden ging PMS der Frage nach der Bedeutung des Raumes für Komponisten und ausführende Musiker nach. Ekkehard Pankratz (Bassposaune) hatte mit seinen Ensemblekollegen Simon Bald, André Becker, Carina Schlabach, David Tasa (Trompeten), Lukas Krämer (Horn), Michael Becker, Stefan Junk, Simon Wildraut (Posaunen), Alex Grigo (Tuba) und in Kooperation mit Organist Jürgen Poggel ein Programm erarbeitet, das solchen Fragen nachging und durch das Lukas Krämer die Zuhörer mit rezeptionsleitenden Informationen führte.
Musik wie in San Marco
Von den alten Meistern venezianischer Tonkunst weiß man, dass sie sich von Kirchenräumen inspirieren ließen. Hierzulande besonders bekannt ist der Dom San Marco im Zentrum Venedigs, auf dessen zahlreichen Emporen Orlando di Lasso, sein Schüler Giovanni Gabrieli und andere mehrchörige Werke erklingen ließen. Exemplarisch eröffneten PMS und Jürgen Poggel das Konzert mit Gabrielis „Canzon im doppelten Echo“ im Arrangement von Robert King: Ein Quintett nahe dem Altar und ein echogebendes Quartett auf der Empore, zu dem die Orgel ein Echo folgen ließ, regten die Nachempfindung der Musik des späten 16. Jahrhunderts an und beschlossen das Konzert später mit di Lassos „Echo-Song“.
King Jacobs Organist in Westminster Abbey Orlando Gibbons komponierte Anfang des 17. Jahrhunderts „In Nomine“ aus dem Benedictus einer Messe für Musiker unterschiedlichen Könnens, die kompetenteren konnten sich auf breiten Klangteppichen profilieren.
Pro Musica Sacra nutzte den Klangraum
Die vor einigen Jahren für ein „Raumklang“-Erlebnis von PMS-Trompeter André Becker geschaffenen Komposition „Raumklang“ greift auf den „Tonus peregrinus“ (fremder Ton) zurück, einen Psalmton, der von den acht Modi des Gregorianischen Gesangs abweicht und auch als „Wanderton“ bezeichnet wird, wenn sich der Wechsel der Schlusstöne mehrfach wiederholt. An vier Stellen im Kirchenraum verteilt, wechselten sich Duos und Trios zunächst mit der Melodieführung ab, ehe sich schließlich alle vereinten und allmählich quasi auf der entstehenden „Klangwolke“ durch den Raum zu ihrer Position in der Grundaufstellung vor dem Altarraum wanderten – besser als durch die sich im Klangraum bewegenden und verändernden Raumklänge kann man das Konzertmotto kaum erfahrbar machen.
Jürgen Poggel übernahm Begleitung an der Orgel
Zum Raumklang tragen zweifellos die unterschiedlichen Instrumente bei, dies erlebten die Zuhörer durch Solodarbietungen und Beiträge kleinerer Ensembles: Simon Bald präsentierte auf einer Piccolotrompete mit Orgelbegleitung durch Jürgen Poggel brillant das Allegro moderato in D-Dur aus einer der über 100 Violinkonzerte von Guiseppe Tartini. Wie schwierig die Imitation der Verzierungen mit einem Blasinstrument ist, geriet angesichts der Eleganz der Ausführung fast in Vergessenheit.
Im Kontrast zur hohen Trompete präsentierten Lukas Krämer auf dem Horn und Stefan Junk auf dem Euphonium nicht weniger virtuos eine dreisätzige Sonate C-Dur für zwei tiefe Stimmen von Joseph Bodin de Boismortier. Das Klangspektrum des Posaunenquartetts demonstrierten die vier PMS-Posaunisten überzeugend mit Frgyes Hidas‘ „Scherzo e corale“, und das Trompetenquartett intonierte von den Eckpositionen im Kirchenraum aus die Bearbeitung des Chorals „All Creatures Of Our God And King“ durch den zeitgenössischen Musiker Tim Crenshaw. Den in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandenen Klang der damals relativ neuen Ventilinstrumente präsentierte PMS mit zwei Sätzen aus Victor Ewalds Bläserquintett op. 5 in einer Sextettfassung von Robert King. Und Organist Jürgen Poggel ließ sein „Bläserensemble“ mit Christian Heinrich Rincks Choralpartita über „Christus, der ist mein Leben“ erklingen. Alle gemeinsam hatte den zweiten Konzertteil mit André Beckers Arrangement von Richard Strauß‘ „Feierlicher Einzug“ (der Ritter des Johanniter-Ordens) eröffnet; für den großen Schlussapplaus bedankten sie sich mit dem Rigaudon aus André Campras Oper „Idomenée“.
Autor:Bernd Sensenschmidt (Freier Mitarbeiter) aus Siegen |
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