Auf der Suche nach Orientierung
Pädagogen nahmen die Jugendgeneration unter die Lupe
js Kreuztal. Der Umgang mit der heutigen Jugend war jetzt Thema einer Fortbildung des Kreuztaler Arbeitskreises Jugendhilfe/Schule. Seit vier Jahren kommen in diesem Rahmen erfahrene Pädagogen aus den weiterführenden Schulen und sonstigen Jugendeinrichtungen der Stadt zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und auf den neusten Forschungsstand gebracht zu werden.
Eine Studie des Siegener Zentrums für Kindheits-, Jugend- und Biografieforschung (SiZe) stellte die Grundlage dar für die Pädagogen-Sitzung im Großen Saal der Weißen Villa. Erziehungswissenschaftlerin Dr. Imbke Behnken und Sozialwissenschaftler Dr. Ludwig Stecher haben sich in ihrer Arbeit im SiZe mit den Heranwachsenden von heute auseinandergesetzt und ihnen einen Namen gegeben: Aus »Ordnungssuchern« und »Gelegenheitsjägern« besteht sie, die neue Jugendgeneration. In den 80er Jahren geboren, geprägt von den 90ern, löst sie die »No Future"- und »Null-Bock«-Generation ihrer Eltern ab, deren Markenzeichen der Pessimismus war. 8000 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 18 Jahren wurden zu ihrem Leben befragt. Familie, Schule, Kirche, Wohnumfeld und Freizeit waren wichtige Aspekte der Umfrage, aber auch Themengebiete wie Krisen, Krankheiten und Zukunftssorgen flossen mit in die Auswertung ein. Ein gemeinsamer Nenner der jungen Leute war schnell erkannt: »Es besteht ein starkes Interesse an Orientierung«, sagt Dr. Behnken. »Die Jugendlichen erleben eine Welt voller Verunsicherung und suchen einen abgegrenzten, gesicherten Rahmen.« Es handele sich um die erste Generation, die komplett im Einfluss der Medien aufgewachsen sei. Behnken: »Die reale Welt und die Medienwelt vermischen sich immer mehr.« Das TV-Format »Big Brother« und das Phänomen Daniel Küblböck seien Anzeichen für eine solche Überlappung. »Die Jugend nimmt ihre Optionen wahr, sucht stets nach Gelegenheiten.« Die Ergebnisse der Studie erschienen im Sommer 2002 als Buch. »Null Zoff & voll busy« heißt es.
Behnken und Stecher stellten den 25 Anwesenden in der Kreuztaler Diskussionsrunde ihre Ergebnisse vor und beantworteten offen gebliebene Fragen. »Wir können keine Rezepte für den Umgang mit Jugendlichen geben«, so Dr. Imbke Behnken. »Wir können jedoch Ideen vermitteln.« So sollten Erwachsene Orientierungshilfe geben und als Lebensbegleiter fungieren. »Das meiste Vertrauen hatten die Befragten in Polizisten und Ärzte.« Glaubhaftigkeit und Orientierungshilfe seien daher die besten Mittel, der Jugend zur Seite zu stehen.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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