Ferndorfer im Lock-Down Under
Auswanderer in Australien vom Rest der Welt abgeschnitten

- Sommer, Sonne, Strand: Die Auswandererfamilie Hofmann lebt in Australien und besucht regelmäßig die liebe Verwandtschaft im Siegerland – Corona aber macht
die Reise in die Heimat aber bis auf Weiteres unmöglich. - Foto: privat
- hochgeladen von Sonja Schweisfurth (Redakteurin)
js Sydney/Ferndorf. An ihre Fernbeziehung zum Rest der Familie haben sie sich gewöhnt. Mehr als zwei Jahrzehnte sind vergangen, seitdem eine berufliche Chance und eine Portion Abenteuerlust Antje und Axel Hofmann nach Australien lockten. Mit Verstärkung von Tochter Amelie (17) und den beiden Söhnen Linus (11) und Lukas (8) leben sie dort, wo andere gern Urlaub machen möchten – in Bondi Beach, am Olympia-erprobten Strand vor den Toren Sydneys. Mehr als 16 500 Kilometer trennen sie von der Heimat, weiter geht’s kaum – ein Hinderungsgrund für regelmäßige Besuche bei Oma und Opa ist das allerdings nicht. Bis Corona kam und die Welt lahmlegte.
js Sydney/Ferndorf. An ihre Fernbeziehung zum Rest der Familie haben sie sich gewöhnt. Mehr als zwei Jahrzehnte sind vergangen, seitdem eine berufliche Chance und eine Portion Abenteuerlust Antje und Axel Hofmann nach Australien lockten. Mit Verstärkung von Tochter Amelie (17) und den beiden Söhnen Linus (11) und Lukas (8) leben sie dort, wo andere gern Urlaub machen möchten – in Bondi Beach, am Olympia-erprobten Strand vor den Toren Sydneys. Mehr als 16 500 Kilometer trennen sie von der Heimat, weiter geht’s kaum – ein Hinderungsgrund für regelmäßige Besuche bei Oma und Opa ist das allerdings nicht. Bis Corona kam und die Welt lahmlegte.
Hotspot Bondi Beach
„Am Anfang haben wir das noch nicht ernst genommen“, erinnert sich die gebürtige Ferndorferin an die Nachricht von der ersten Infektion in Australien. Nur kurz zuvor waren sie und ihre Familie von einer längeren Weihnachts-Heimatvisite aus Deutschland zurückkehrt, am Ende der australischen Sommerferien. Doch auch in der südlichen Hemisphäre war schnell klar, dass hier keine „normale“ Grippewelle im Anmarsch war. Bondi Beach selbst wurde kurzzeitig zum Hotspot, als die Abstandregeln nicht eingehalten wurden. Hollywoodstar Tom Hanks verteilte hier Autogramme, obwohl er unwissentlich das Virus in sich trug, brachte das Surferparadies weltweit in die Schlagzeilen.
Harter Lockdown in Australien
Australien zog die Notbremse, ging in den harten Lockdown, machte seine Grenzen dicht. Das war im März. Erst Anfang Mai wurden Auflagen gelockert, die in den Distanzunterricht geschickten Schulen wurden wieder geöffnet. Kultur, Sport, Essen gehen und einkaufen – all das ist unter Einhaltung gewisser Regeln möglich; auch das berühmte Opernhaus in Sydney empfängt wieder Publikum. Die zweite Welle blieb weitgehend aus im Land der Kängurus, allein die Metropole Melbourne hatte ein weiteres Mal zu kämpfen.
Seit drei Wochen kein Corona-Fall mehr
Familie Hofmann ist seit Monaten zurück im Alltag. Die Kinder gehen in die Schule, die Eltern zur Arbeit. „Eigentlich geht es uns sehr gut“, sagt die 47-Jährige. In ihrem Bundesstaat, New South Wales, gab es seit drei Wochen keinen neuen Corona-Fall mehr. Allein das Reisen, das geht nicht. Im Landesinneren erschwert die unterschiedliche Strenge der einzelnen Bundesstaaten die Mobilität – vor allem aber der Weg raus aus dem Land ist weiterhin versperrt.
Zwei Wochen ins Quarantänehotel
Seit März 2020 schottet sich Australien ab, für die Ausreise brauchen selbst Staatsbürger eine Sondergenehmigung. Die ist nicht leicht zu bekommen, und selbst wenn: Es bleibt ungewiss, ob und wann eine Rückkehr möglich ist. Der Flugplan ist extrem ausgedünnt, zudem müssen Einreisende auf eigene Kosten zwei Wochen lang in ein Quarantänehotel ziehen – die Plätze dafür sind stark begrenzt, analog dazu die Zahl derer, die überhaupt ins Land gelassen werden. „Zehntausende Staatsbürger warten seit Monaten auf eine Möglichkeit, nach Australien zurückzukehren.“
Reise in die Heimat nicht angemessen
Das Reisen nach Europa kommt für Antje Hofmann also nicht infrage, und das auf unbestimmte Zeit. „Es fühlt sich schon merkwürdig an“, berichtet die Wahl-Australierin. Auch wenn sie seit Jahrzehnten an die extreme Entfernung zur Familie gewöhnt sei – die jetzige Situation sei eine ganz andere, eine neue Erfahrung. „Normalerweise weiß ich, dass ich jederzeit zurückfliegen kann.“ Dieses beruhigende Gefühl fehlt nun. Zunächst hatte sie darüber nachgedacht, zumindest allein nach Hause zu reisen. Die Idee aber habe sie schnell verworfen. Nicht nur, dass sie sich eine längere Einreisesperre nicht hätte leisten können. Auch wollte sie nicht mit zwei aneinandergereihten Langstreckenflügen um die halbe Welt reisen, mit Zwischenstopp im Nahen Osten, um sich zu Hause mit Familienmitgliedern aus der Risikogruppe zu treffen. Das sei nicht angemessen, findet die Psychologin. „Es ist das erste Mal, dass ich mich abgeschnitten und eingesperrt fühle.“
Warten auf die Impfung
Wann wird es das nächste Wiedersehen geben? Die Antwort auf diese Frage bleibt offen. Wann das Auswandererland mit seinen 25 Millionen Einwohnern wieder „angeschlossen“ sein wird an den Rest der Welt, muss sich zeigen. Vielleicht nicht vor 2022, werde bereits hier und da gemutmaßt, sagt Antje Hofmann. Wie sehr dies mit Impfungen beschleunigt werden kann, ist nicht absehbar. Derzeit wartet Australien noch auf das Vakzin, erst in einigen Tagen dürfte es losgehen. „Vor Ende des Jahres werden wir wahrscheinlich nicht geimpft“, schätzt Antje Hofmann. Einerseits sei dies bedauerlich, andererseits aber auch verständlich. „Es ist ja richtig, dass erst die Länder versorgt werden, die mehr unter der Pandemie zu leiden haben.“
Die Welt ist klein, heißt es immer. Corona aber hat uns auch in dieser Hinsicht eines Besseren belehrt.
Autor:Jan Schäfer (Redakteur) aus Siegen |
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