Karl Pohlmann (CDU) legte enttäuscht Vorsitz nieder

- Beim Ortstermin in der Dreifachturn- halle vor Sitzungsbeginn war er noch Vorsitzender des Sportausschusses: Karl Pohlmann (2. v. r.). Foto: nja
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nja Kreuztal. Ein halbstündiger Ortstermin im Sportzentrum Kreuztal war gestern Abend soeben sachlich unter seiner Regie über die Bühne gegangen, da kam der plötzliche Donnerschlag: Karl Pohlmann (CDU), langjähriger Vorsitzender des Kreuztaler Sportausschusses, verkündete vor Eintritt in die Tagesordnung des Gremiums: „Ich trete hier und jetzt als Vorsitzender zurück und werde aus persönlichen Gründen auch nicht an der weiteren Sitzung teilnehmen.“ Die Begründung: Das „Vertrauensverhältnis und eine faire Zusammenarbeit“ seien nicht mehr gegeben. Die Kritik richtete sich ein knappes halbes Jahr vor der Kommunalwahl gegen den stellv. Fraktionsvorsitzenden seiner eigenen Partei, Arne Siebel, aber auch gegen die Stadtverwaltung.
Was war geschehen? Auf der Tagesordnung stand gestern u. a. die Konkretisierung des Beschlusses vom September 2008 zur stationären Bandenwerbung: Unter das Verbot der Suchtmittelwerbung soll nur die Produkt-, nicht aber Markenwerbung fallen. Nebenbei bemerkt: Diesem Prozedere wurde gestern einstimmig zugestimmt. Grund für Pohlmanns Rücktritt war jedoch ein Brief, den Arne Siebel im Oktober in Folge der Septembersitzung des Sportausschusses an Bürgermeister Rudolf Biermann (CDU) ins Rathaus geschickt hatte. Darin äußerte er sich kritisch zu dem damaligen Beschluss, wonach bei der stationären Bandenwerbung auf Sportplätzen keine Werbung für „Produkte mit Suchtpotenzial“ erlaubt werden solle. Die Grünen hatten dies seinerzeit beantragt.
„Dass der Sportausschuss diesem Ansinnen Rechnung getragen hat, lag offensichtlich an der schlechten Sitzungsleitung“, schrieb Siebel u. a.. Und: Dem Antrag wäre sicherlich nicht entsprochen worden, „wenn auf die möglichen Konsequenzen, gerade im Stadtgebiet Kreuztal, hingewiesen worden wäre“. Er überlege, im Haupt- und Finanzausschuss nochmals darüber zu beraten. Weder die Vereine noch die Stadt brauchten „diesen erneuten Versuch oder Drang zur Bevormundung durch die Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen“, hieß es weiter in dem Schreiben, das zur gestrigen Sitzung vorlag.
Dass er von diesem Anfang Oktober im Rathaus eingegangenen Brief erst seit Montag Kenntnis habe, so Pohlmann, führe ihn zu dem Schluss: Das Vertrauensverhältnis sei nicht mehr gegeben. Bürgermeister Rudolf Biermann versuchte gestern, die Situation zu retten, räumte ein: Er habe das Schreiben „rein geschäftsmäßig zur Kenntnis genommen“, diese „Sensibilität so nicht erwartet“.
Axel Ganseuer, er übernahm später den Vorsitz, drückte die „Betroffenheit der SPD-Fraktion“ aus. Siebel habe in seinem Brief den gesamten Ausschuss angegriffen, das Gremium desavouiert: „Das weisen wir zurück.“ Pohlmanns Rücktritt, „den ich persönlich nachvollziehen kann“, bedauere er. Die im Brief artikulierte „Art des Umgangs unter Parlamentariern trägt dazu bei, dass das Klima vergiftet wird“, kritisierte Ganseuer. Siebel solle klarstellen, „ob das so gewollt und gemeint war“.Günter Jochum (Grüne) zeigte sich „peinlich berührt“, sprach von einer „heftigen Ohrfeige, die Karl Pohlmann habe einstecken müssen: „Das gehört sich nicht.“ Auch er bedauerte Pohlmanns Rücktritt. Annette Sohler (UWG) befand: „Dieser Brief geht als Bumerang an den Absender zurück.“Biermann sah in dem Schreiben keinen Angriff auf den Ausschuss. Siebel habe eine andere Meinung vertreten, habe aus Emotionalität zugunsten der Vereine argumentiert, zu Recht verlangt , das Prozedere noch mal zu thematisieren. Karl Pohlmann wollte aber nicht mehr diskutieren: Er stand auf und verließ den Sitzungssaal der Weißen Villa. Er hatte bereits vor Monaten angekündigt, bei der Kommunalwahl 2009 nicht mehr anzutreten.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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