Pflegekräfte enorm belastet
SPD im AWo-Seniorenzentrum: »Situation repräsentativ«
sz Kreuztal. Der Kreuztaler AWo-Vorsitzende Hilmar Selle begrüßte jetzt den Vorsitzenden des Landtagsausschusses für Gesundheit und Soziales, Bodo Champignon, und die stellv. Vorsitzende des Kinder-, Jugend- und Familienausschusses, Marlies Stotz, im Kreuztaler AWo-Seniorenzentrum. Im Mittelpunkt des Informationsgespräches, an dem auch verschiedene SPD-Politiker teilnahmen, stand die aktuelle Situation der Pflege im allgemeinen sowie vor Ort in Kreuztal. »Die in unserem Hause betreuten Senioren sind heute im Durchschnitt 85 Jahre alt. Die meisten verbringen nur noch die letzten Monate ihres Lebens hier«, schilderte Selle die schwierige Lage. 40 der 126 Heimbewohner seien akut an Demenz erkrankt. Entsprechend stark sei die Belastung des Personals, hob Selle hervor. Die Belastung der Pflegekräfte habe sich in den vergangenen Jahren außerdem durch eine ungünstige Entwicklung des Personalschlüssels weiter verschärft.
Bodo Champignon und Marlies Stotz machten deutlich, dass die Situation im Kreuztaler AWo-Seniorenzentrum durchaus repräsentativ sei. Folge der geschilderten Situation sei, dass den alten Menschen oft nicht das Maß an Zuwendung und Pflege zuteil werde, das eigentlich wünschenswert sei. Ein nicht zu unterschätzendes Problem für die Pflegeeinrichtungen der freien Wohlfahrtspflege, deren Mitarbeiter nach regulären Tarifen bezahlt würden, sei die wachsende private Konkurrenz, so Champignon, der auch Bezirksvorsitzender der AWo ist.
Während Hilmar Selle einen höheren Beitrag zur Pflegeversicherung ins Gespräch brachte, meinte Dr. Friedhelm Franz, dies wäre aus seiner Sicht ein falsches Signal, da sich die Bundesregierung gerade darum bemühe, ein weiteres Ansteigen der Sozialversicherungsabgaben und damit der Lohnnebenkosten durch ihre Reformvorhaben zu unterbinden. »Dennoch bin natürlich auch ich der Ansicht, dass die pflegebedürftigen Senioren einen Anspruch auf menschenwürdige Lebensbedingungen in den entsprechenden Einrichtungen haben«, betonte Franz. Notfalls müsse die Politik auf Bundes- und Landesebene neu über Struktur und Verteilung der Mittel aus der Pflegeversicherung zwischen ambulanter und stationärer Pflege nachdenken.
Die Gesprächspartner waren sich einig: Bei der Neuregelung der Investitionskostenförderung für Pflegeheime im Zuge der Novellierung des Landespflegegesetzes sei darauf zu achten, dass die Träger der freien Wohlfahrtspflege künftig gegenüber privaten Anbietern nicht benachteiligt werden.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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