Fellinghausen: Heißes Experiment
Verhüttungsversuch im historischen Hauberg

- Auf über 1100 Grad erhitzte sich im historischen Hauberg Fellinghausen der eisenzeitliche Verhüttungsofen. Heinz Katz, Thomas Behner, Heinz Hadem und Manfred Rademacher (v. l.) unternahmen dabei neuerliche Schmelzversuche.
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bjö Fellinghausen. „Der ist so heiß, als wenn man am Eingangstor zur Hölle steht.“ Heinz Hadem, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Amtes für Archäologie in Westfalen, hat schon viele Öfen gebaut und brennen sehen. Doch im Fellinghausener Hauberg ist er beeindruckt davon, wie der eisenzeitliche Verhüttungsofen sein Potenzial entfaltet: „Jetzt gibt er nochmal richtig Gas – der weiß ja, dass es zu Ende geht“, bemerkt der Siegener schmunzelnd.
Eisenverhüttung in FellinghausenÜber 1100 Grad zeigen die Temperaturfühler an, die in der Rekonstruktion jener Kuppelöfen angebracht sind, wie sie vor über 2000 Jahren auch im Siegerland gebrannt haben dürften – zum Beispiel in Niederschelden, wie Funde belegen.
bjö Fellinghausen. „Der ist so heiß, als wenn man am Eingangstor zur Hölle steht.“ Heinz Hadem, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Amtes für Archäologie in Westfalen, hat schon viele Öfen gebaut und brennen sehen. Doch im Fellinghausener Hauberg ist er beeindruckt davon, wie der eisenzeitliche Verhüttungsofen sein Potenzial entfaltet: „Jetzt gibt er nochmal richtig Gas – der weiß ja, dass es zu Ende geht“, bemerkt der Siegener schmunzelnd.
Eisenverhüttung in Fellinghausen
Über 1100 Grad zeigen die Temperaturfühler an, die in der Rekonstruktion jener Kuppelöfen angebracht sind, wie sie vor über 2000 Jahren auch im Siegerland gebrannt haben dürften – zum Beispiel in Niederschelden, wie Funde belegen. Die sechsköpfige Fellinghäuser Gruppe von historisch Interessierten will mehr darüber wissen, wie die Siegerländer Vorfahren einst die Kunst der Eisenverhüttung beherrschten: Am Wochenende unternahm sie nach der „Premiere“ im Vorjahr ein zweites Versuchswochenende, um das Wissen der keltischen Vorfahren aufzuspüren. „Die hätten sich wahrscheinlich totgelacht über unsere Methode hier“, mutmaßt Heinz Hadem. Zumindest dürften sie damals keinen Laptop benötigt haben, um aus digital erfassten Temperaturkurven einen optimalen Brennvorgang zu entwickeln.
Kraftakt mit wenig Schlaf
Für den Arbeitskreis aus Mitgliedern der Fellinghäuser Waldgenossenschft, des Fördervereins historischer Hauberg Fellinghausen und freier Mitarbeiter war es jedenfalls kein launiges Spaßwochenende rund um einen romantisch wummernden Schmelzofen, sondern ein Kraftakt experimenteller Archäologie. Schlaf bekamen die Männer kaum, mussten sie doch auch über Nacht den Brennvorgang und damit die Luft- und Materialzufuhr im Blick behalten. Der Fellinghausener Heinz Katz: „Die Aussicht auf ein gutes Ergebnis hält uns munter.“
Aus Eichenholz wird Holzkohle
Schon am Montag zuvor hatten sie mit den Vorbereitungen des Verhüttungsversuchs begonnen: Immer mal wieder wurde der Ofen stundenweise mit Feuer angeheizt, um eine Grundwärme hineinzubekommen und die Feuchtigkeit auszutreiben. Vor dem Schmelzversuch mit Eisenerz testeten sie aus, ob und wie sich Eichenholz im Ofen zu Holzkohle verköhlern lässt – mit Erfolg: „Die Ergebnisse waren sensationell“, freute sich Heinz Hadem über das so entstandene Glutbett, das eine hervorragende Grundlage dafür war, die erste von drei Chargen Hämatitgestein – insgesamt 120 Kilo – in den Ofen zu geben.
Experimente im historischen Hauberg
Eine Herausforderung des nach 2019 neuerlichen Fellinghäuser Brennversuchs war diesmal zu experimentieren, wie sich das Abdecken der oberen Öffnung, der sogenannten Gichtöffnung, auf den Brennvorgang auswirkt, denn „nirgendwo ist niedergeschrieben, wie sie es gemacht haben“, so Hadem. Das Ergebnis begeisterte die Experten: „Damit sind wir gut gefahren und haben einen durchschlagenden Erfolg gehabt.“ Mit dem Abdecken einhergegangen sei nicht nur eine deutliche Reduzierung des Holzverbrauchs, sondern auch eine verbesserte Wärmeleistung. Zwei Raummeter Holzverbrauch sei „sensationell wenig – ein Öko-Ofen“.
"Ein richtiger Brummer"
Am Samstagnachmittag dann, knapp 30 Stunden nach Versuchsbeginn, erklärten die Männer vor Ort den Reduktionsvorgang im Ofen für beendet. Mit Eisenstangen zerschlugen sie den aus Lehm, Stroh und Kaolin geformten Düsensenstein, der mittlerweile Ziegelsteinqualität angenommen hatte, und konnten so einen ersten Blick auf die Eisenluppe werfen, also das Ergebnis des Verhüttungsvorgangs. „Das ist ein richtiger Brummer, der da drin ist“, stellte Heinz Katz in Vorfreude auf Montagvormittag zufrieden fest.
Ein Schmied geht ans Werk
Bis dahin müssen sich die Verhüttungs-Experten in Geduld üben: Erst dann dürfte der Verhüttungsofen so weit heruntergekühlt sein, dass er ihnen erlaubt, den Eisenschwamm aus dem Ofen zu bergen. Anschließend wird eine Expertin das Material begutachten und schließlich ein Schmied Hand anlegen, um auszuprobieren, ob sich das Material weiterverarbeiten lässt. Wenn der Verhüttungsofen längst wieder Siegerländer Frühherbst-Temperaturen angenommen hat, beginnt also erst der nächste spannende Abschnitt experimenteller Archäologie, made in Fellinghausen.


Autor:Björn Hadem aus Siegen |
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