„Mein armes wildes Herz“
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Andrea Solms ist zu ihrer „ersten Liebe“, dem Schreiben (auf Reisen), zurückgekehrt.
© Quelle: privat
gmz Helberhausen. Andrea Solms legt den Fokus auf die Zerrissenheit, die unsere Zeit und das Leben mit sich bringen. In ihren Gedichten und Kurzgeschichten verbindet die Hilchenbacherin Beobachtungen und Erfahrungen mit Reflexionen über das Leben und ihre bzw. des poetischen Ichs Vorstellungen dazu. Die kleinen Szenen entwickeln sich oft aufgrund von Verhaltensweisen, die durch das Leben in Zeiten von Corona ausgelöst sind.
Philosophie an der Uni Siegen studiert
Dabei hilft ihr, wie sie im Gespräch mit der SZ sagt, ihr Philosophie-Studium, das sie an der Uni Siegen absolviert hat. Nach dem Studium hat sie als freie Journalistin bei verschiedenen Medien der Region gearbeitet, u. a. auch bei der SZ, wechselte dann als Quereinsteigerin ins Lehrfach und entschloss sich danach, als freiberuflicher Coach für Stressbewältigung, Zeitmanagement, Achtsamkeitstraining und Burn-out-Prävention zu arbeiten.
"Erste Liebe": das Schreiben
Und dann kam Corona. Sie besann sich wieder auf ihre „erste Liebe“, das Schreiben. Zwei Kinder- bzw. Jugendbücher und mehrere Sachbücher zu ihren Coaching-Themen hat sie bereits veröffentlicht. Da ihre kreative Ader in Zeiten von Corona im Beruf kaum gefragt war (mangels Gelegenheit), begann sie wieder, Kurzgeschichten und Gedichte zu schreiben. Ihre Themen: Liebe, Schmerz, Verlust, Vergänglichkeit und Tod. Also „die großen Themen der Menschheit“, sagt sie. Themen, mit denen Menschen im Alltag konfrontiert werden, aber auch Themen, die man auf der Suche nach Sinn, oder der Suche nach Gott, beantworten muss.
Zwischen alltäglich und sinnsuchend
Andrea Solms schreibt meistens, wenn sie reist (soweit das ging unter Corona-Bedingungen), und stellt oft eine konkrete Beobachtung oder einen Wunsch an den Anfang ihrer Texte, von denen aus sie assoziativ Gedanken entwickelt, die zwischen alltäglich und sinnsuchend changieren. Stilistisch passt zum assoziativen Vorgehen die freie Form ihrer Gedichte, die die starke Subjektivität der Eindrücke unterstreicht. Eingestreut sind gebundene Versatzstücke, die in Diktion und Vorstellung fast an biedermeierliche Romantik-Sehnsucht erinnern („Ach bliebe doch / die Welt still stehen / könnt Uhren sacht / zurück ich drehen“), gefolgt von Ausflügen in die konkrete Poesie. Sehnsucht, Analyse, Hoffnung und Spiel: Aus diesen Emotionen und Gedanken speisen sich ihre Texte, die klassisch betitelt sind mit „Agonie“, „Liebesgedicht“ oder post-romantisch „Die letzte Fähre“.
Überraschendes und Bekanntes
Diese Zeilen aus „Die letzte Fähre“ – „Seit Beginn / der aufsteigenden Sonne / über den roten Wäldern / lag ich wach“ – verdeutlichen Andrea Solms‘ manchmal expressionistisch-disruptive Sprach- und Bildsuche, die auf dem schmalen Grat zwischen bekannten Topoi, vielgenutzten, manchmal fast ans allzu Bekannte grenzenden Bildern („mein armes wildes Herz“) und innovativer Bildkraft („Gesicht auf der Bühne der Vorübergehenden“) balancieren: „Wenn ich schreibe, bin ich.“ („Liebesgedicht“) – ihre Texte bieten Überraschendes und Bekanntes: Insofern spiegeln sie das wider, was jeder Mensch fast täglich erleben kann.
Kulturbüro der Kreises fördert Solms' Arbeit
Das Kulturbüro des Kreises Siegen-Wittgenstein hat die Arbeit von Andrea Solms, die auch Mitglied im Deutschen Schriftstellerverband ist, aus dem Kulturfonds gefördert. Der Kulturfonds (wir berichteten) ist als „Unterstützung“ auch für „freie Akteure“ aufgelegt worden.