„Hier wird Biodiversität zerstört“
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Gerhard Bottenberg von der Naturschutz-Initiative und Uli Banken vom BUND lieferten Argumente für einen Erhalt der Lebensräume auf dem Ischeroth.
© Quelle: Dirk Manderbach
dima Bühl. Wer auf dem Ischeroth angekommen ist, der braucht erst einmal eine Pause. Nicht, weil er nach dem steilen Anstieg Luft holen müsste – auch das kann natürlich passieren –, sondern weil ihm auch ohne körperliche Anstrengung dort oben beinahe der Atem stockt. Dem Ischeroth-Bezwinger liegt hier ziemlich viel Siegerland zu Füßen. Man sieht Landschaft bis zum Horizont. Von den Hängen des Bühler Hausberges kann man einen herrlichen Panoramablick genießen. Das dürfte aber nur ein Grund für die Beliebtheit der erhabenen Erhebung sein.
BUND und NI informierten
Man habe sich einmal mit Freudenberger Ratsmitgliedern auf einem der gegenüberliegenden Berge getroffen, mit Blick auf den Ischeroth, sagte die Vorsitzende des Vereins „Augen auf“, Jennifer Wachsmuth, gegenüber der Siegener Zeitung. Nur um zu zeigen, was verloren geht, wenn die Stadt Freudenberg ihren Plan von einem Gewerbegebiet Wilhelmshöhe-Nord in die Tat umsetzt. Über die Details, die in einem solchen Fall verloren gehen, informierten der Verein, Uli Banken vom BUND sowie Gerhard Bottenberg von der Naturschutz-Initiative am Dienstag im Rahmen eines Spazierganges auf dem Bühler Berg.
Landschaft soll durchlässig bleiben
Rotmilan, Schwarzmilan, Mäusebussard und Turmfalke habe er hier vor einigen Tagen beobachtet, berichtete Gerhard Bottenberg den rund 30 Teilnehmern der Wanderung. Er habe auch wertvolle Laubwaldbereiche entdeckt sowie eine tiefe Schlucht. „Das ist Biodiversität“, so der Naturschützer. Es könne nicht sein, dass man das alles kaputt mache. Bottenberg betonte auch die Bedeutung der Flächen für eine großräumige Biotopvernetzung. Zum Beispiel bei Wanderungen des Rotwildes und der Wildkatze. Die Durchlässigkeit der Landschaft für solche Arten gehe mit der Bebauung der Flächen verloren. Bottenberg: „Hier wird Biodiversität zerstört.“
Bedenken gegen Wilhelmshöhe-Nord
„Die Stadt Freudenberg ist unersättlich“, sagte anschließend Uli Banken vom BUND. Er zitierte aus einer Korrespondenz aus dem Jahr 2014, als Naturschutzverbände und Waldgenossenschaften gemeinsam mit dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) erhebliche Bedenken gegen die Pläne für ein Gewerbegebiet Wilhelmshöhe-Nord geäußert hätten. Betroffen von der Planung seien zum Beispiel Niederwälder, ein Kulturerbe des Siegerlandes, so Banken weiter. Die Planung verstoße auch gegen Ziele des Regionalplanes. Der ehemalige NRW-Umweltminister Johannes Remmel habe einmal gesagt, dass solche Planungen keine Chance hätten, wenn die Waldgenossen als Besitzer der Flächen dagegen seien. „Bleiben Sie standhaft“, sagte Banken in Richtung der Exkursionsteilnehmer, „halten Sie zusammen“.
Waldgenossenschaften verkaufen nicht
Die Waldgenossen hätten Angst vor einem Umlegeverfahren, so Jennifer Wachsmuth. Beide Waldgenossenschaften hätten bereits frühzeitig beschlossen, dass sie nicht verkaufen wollten, sagte Heinz Ludwig Jarosch von der Waldgenossenschaft Büschergrund. Die rund 16 Hektar Wald seien komplett im Besitz der Waldgenossenschaften Bühl und Büschergrund.
Alternativen wurden geprüft
Die SZ fragte gestern Freudenbergs Bürgermeisterin Nicole Reschke nach dem Stand der Dinge. Bisher seien diverse Varianten und Alternativen geprüft worden, so die Verwaltungschefin. Zentrale Kriterien wie Lage, Größe sowie Abschirmung und Einsehbarkeit des zu entwickelnden Gewerbegebietes Wilhelmshöhe-Nord sollten so beachtet werden, dass eine Lösung mit den Eigentümerinnen der Flächen herbeigeführt werden könne. Dabei sei zu berücksichtigen, dass eine notwendige Geländeterrassierung kostenmäßig noch darstellbar sei. „Wenn all diesen Kriterien Rechnung getragen wird, erwarten wir eine Nettogewerbefläche zwischen 7 und 7,5 Hektar“, so Nicole Reschke. Der Rat der Stadt Freudenberg habe die Verwaltung beauftragt, die Planungen zu verfeinern und Grunderwerbsverhandlungen mit den Eigentümerinnen zu führen. Hierzu liege kein Ergebnis vor. In den kommenden Monaten stünden weitere Gespräche an.
SZ