Opt.Ink - drei Kreise, die Leben retten

Organspende-Tattoo statt Ausweis? Dieses Motiv sticht Anne Skaradek aus Hilchenbach ab sofort kostenlos

Tätowiererin Anne Skaradek unterstützt Opt.Ink, eine Aktion des Vereins Junge Helden. In ihrem Studio im Hilchenbacher Ortsteil Grund sticht sie Organspende-Tattoos - und das kostenlos.

Tätowiererin Anne Skaradek unterstützt Opt.Ink, eine Aktion des Vereins Junge Helden. In ihrem Studio im Hilchenbacher Ortsteil Grund sticht sie Organspende-Tattoos - und das kostenlos.

Hilchenbach. „Ein Halbkreis wird mit einem weiteren Halbkreis zum Ganzen. Ein Symbol für das Geschenk des Lebens – die Organspende“ liest man auf der Webseite von Junge Helden. Die Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, für das Thema Organspende zu sensibilisieren.

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Deutschlandweit warten durchschnittlich rund 10.000 Menschen auf ein Organ, für zehn Prozent von ihnen wird nicht rechtzeitig eine passende Spende gefunden. Ändern soll das Opt.Ink, das Organspende-Tattoo.

Das Tattoo-Studio „Grund-Farbe“ gibt es seit 2021

„Das Motiv soll eine Art Türöffner sein, um ins Gespräch zu kommen“, weiß Tätowiererin Anne Skaradek. Im November 2021 eröffnete sie ihr eigenes Studio im Hilchenbacher Ortsteil Grund. „Grund-Farbe“ steht in geschwungener Schrift auf der Eingangstür.

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“Es geht nicht darum, jemanden zu bekehren oder zu überreden, seine Organe zu spenden. Die Entscheidung will gut überlegt sein.“ Sie selber habe sich in ihrer Jugend intensiv mit der Frage beschäftigt, ob sie Organspenderin werden möchte oder nicht.

„Ich war viele Jahre zwiegespalten und habe mich erst in meinen Zwanzigern klar positioniert. Der Austausch mit Freunden war für mich enorm wichtig. Je häufiger man über das Thema spricht, desto besser.“

Ein Motiv mit Mehrwert: Die Initiative Junge Helden möchte mit Opt.Ink zum Gespräch über das Thema Organspende anregen.

Ein Motiv mit Mehrwert: Die Initiative Junge Helden möchte mit Opt.Ink zum Gespräch über das Thema Organspende anregen.

Aus ihrem Portemonnaie zieht sie einen Organspendeausweis, der seine besten Tage bereits hinter sich hat. „Ich brauche dringend einen neuen. Der hier zerfällt ja schon“, so die 37-Jährige. Vor vier Monaten kam ihr Neffe mit einem Herzfehler zur Welt. Seitdem ist das Thema Transplantation in der Familie omnipräsent.

Auf die Frage, ob sie sich Opt.Ink auch selber stechen lassen würde, antwortet sie ohne zu zögern: „Klar, das Motiv möchte ich definitiv auf meiner Haut tragen. Ich finde die Aktion einfach gut.“

Sie wäre auf jeden Fall in guter Gesellschaft. Das Organspende-Tattoo ziert bereits die Körper von 150 Menschen in ganz Deutschland. Eine Liste mit Studios, die Opt.Ink anbieten, findet man online. Seit Ende März ist dort auch Skaradek registriert.

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Die große Resonanz hat die Tätowiererin positiv überrascht. 15 Anfragen trudelten in knapp drei Wochen ein. „Damit hätte ich nicht gerechnet – wirklich toll“, freut sie sich. Die Kreisformation ließe sich je nach Geschmack abwandeln.

Egal, ob Ausweis oder Tattoo. Es ist enorm wichtig, dass die eigenen Angehörigen wissen, wie man zum Thema Organspende steht. Nur so lassen sich Leben retten.

Anne Skaradek, Tätowiererin

„Das Motiv sollte natürlich auf den ersten Blick erkennbar sein, aber drum herum kann ganz viel passieren. Beispielsweise Watercolor-Effekte oder Ornamente ... Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.“ Die puristische Variante ist kostenlos, für individuelle Design wird ein kleiner Aufpreis fällig.

Früh entdeckte Skaradek ihre Leidenschaft für Kunst, die unter die Haut geht. „Ich bin ein Kind der Neunziger. Damals schwappte der Trend aus den USA nach Deutschland“, erinnert sie sich. „Der Körperschmuck hat mich total fasziniert.“

Vor sieben Jahren griff sie zum ersten Mal selber zur Nadel. Unmengen von Kunst- und Schweinehaut wurden mit der Nadel und Farbe bearbeitet, bevor sie ihr erstes Motiv am lebenden Objekt stach.

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„Florale Motive und Schriften liegen nach wie vor im Trend – gerne auch in Kombination“, weiß die Künstlerin. „Ich selber bin großer Fan von Oldskool-Motiven. Die machen einfach Spaß.“

Sie geht davon aus, dass sich der ein oder andere Stammkunde das Tattoo bei seinem nächsten Termin einfach mitstechen lässt. „Wer schon tätowiert ist, hat vielleicht weniger Hemmungen. Man weiß auf jeden Fall, worauf man sich einlässt.“

Junge Helden sei im Gespräch mit Medizinern. Noch stehe nicht fest, ob das Tattoo im Fall der Fälle als Zustimmung ausreicht. „Den Organspendeausweis wird man wahrscheinlich weiterhin brauchen“, mutmaßt Skaradek. Das Tattoo sei trotzdem als Statement zu verstehen: Wer es unter der Haut trägt, signalisiert, dass er bereit ist, seine Organe zu spenden.

„Aber egal, ob Ausweis oder Tattoo. Es ist enorm wichtig, dass die eigenen Angehörigen wissen, wie man zum Thema Organspende steht. Denn sie sind im Notfall Ansprechpartner für die behandelnden Ärzte. Nur gemeinsam lassen sich Leben retten.“

SZ

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