Ende des Leuchtturmprojekts

Kreuztal: Corona rafft Restaurant „Fünf10″ dahin

Die Tür der Kreuztaler Bahnhofsgastronomie soll im Mai wieder für hungrige Gäste offenstehen. Die Arbeiterwohlfahrt hatte sein "Restaurant BarFünf10" dort bereits im Herbst schließen müssen.

Die Tür der Kreuztaler Bahnhofsgastronomie soll im Mai wieder für hungrige Gäste offenstehen. Die Arbeiterwohlfahrt hatte sein "Restaurant BarFünf10" dort bereits im Herbst schließen müssen.

Kreuztal. „Corona hat uns dahingerafft – zumindest, was das Restaurant angeht.“ Jens Hunecke bestätigt auf Nachfrage, was aufmerksamen Kreuztalern nicht entgangen sein dürfte: Das „Restaurant BarFünf10″ hat seinen Betrieb im Kreuztaler Kulturbahnhof unwiederbringlich aufgegeben.

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Fachkräftemangel führte zu dem Entschluss

Der bedauerliche Entschluss, das 2020 eröffnete und inklusive Gastronomieangebot des AWo-Kreisverbands Siegen-Wittgenstein zu beenden, fiel bereits im Herbst letzten Jahres und niemandem leicht. Die Schließung sei, so der stellvertretende AWo-Geschäftsführer, der personellen Not geschuldet, nicht genügend Fachkräfte für einen Weiterbetrieb gefunden zu haben. Indes kehrt in den Gastronomieräumen in der Bahnhofstraße wieder neues Leben ein: Die Betreiber der Pizzeria „Calabria“, die bislang an der alten Kreuztaler Kreuzung am Beginn der Hagener Straße ihre Pizzen kredenzten, sind gerade dabei, in die frei gewordenen Räume im Kreuztaler Bahnhof zu ziehen.

Das Fünf10 war eine schöne Abrundung des gastronomischen Angebots in Kreuztal, insbesondere wegen des sozialen Hintergrunds und der besonderen Art der Zusammenarbeit mit den benachteiligten Menschen. Es war eine segensreiche soziale Einrichtung.

Kreuztals Bürgermeister Walter Kiß

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„Das Fünf10 war eine schöne Abrundung des gastronomischen Angebots in Kreuztal, insbesondere wegen des sozialen Hintergrunds und der besonderen Art der Zusammenarbeit mit den benachteiligten Menschen. Es war eine segensreiche soziale Einrichtung“, reagiert Kreuztals Bürgermeister Walter Kiß mit Bedauern auf die Schließung. Wie ernst es ihm mit dem Bedauern ist, weiß Jens Hunecke: Die AWo habe „unglaubliche Unterstützung durch die Stadt Kreuztal“ erfahren: „Die hat uns alles angeboten, um das irgendwie zu retten.“

Ein Bild aus hoffnungsvollen Zeiten im "Restaurant BarFünf10" in Kreuztal - Fachkräfte und Menschen mit Beeinträchtigungen arbeiteten hier Hand in Hand und leisteten großartigen Gastronomie-Service.

Ein Bild aus hoffnungsvollen Zeiten im "Restaurant BarFünf10" in Kreuztal - Fachkräfte und Menschen mit Beeinträchtigungen arbeiteten hier Hand in Hand und leisteten großartigen Gastronomie-Service.

Doch auch der beste Wille der Vermieterin konnte die Kapitulation vor den Engpässen auf dem Arbeitsmarkt nicht aufhalten – „der Markt war schlicht leer“, erklärt Hunecke – „wir haben nicht einmal eine Aushilfe bekommen.“ Dabei war das Modell zu Beginn des Jahres 2020 so vielversprechend angelaufen – in der Spitze gehörten 14 Beschäftigte zum Team des Restaurants in der Kreuztaler Innenstadt.

Mittagstisch war oft ausgebucht

Das Prinzip: Menschen mit Beeinträchtigungen arbeiteten an der Seite von Fachkräften – „Gastronomen mit sozialem Know-how“, so der ehemalige pädagogische Leiter des Projekts. Die Menschen nutzten das Frühstücks- und Mittagsbüffet-Angebot reichlich – besonders das Mittagessen war oft ausgebucht.

Doch schon drei Monate nach der Eröffnung im März 2020 fuhr der erste Lockdown den Betreibern in die Parade. Hatte die Gastronomie generell schon ihre Mühen, im jahrelangen Hin und Her von Pandemieauflagen den Betrieb am Leben zu erhalten, traf es „Fünf10″ doppelt hart: Gerade für Menschen mit Beeinträchtigung sei die Kontinuität ihrer Arbeit essenziell. Jede erneute Öffnung nach einer temporären Schließung habe für die Menschen einen Neuanfang bedeutet – inklusive dem damit verbundenen psychischen Druck. Die Beschäftigten mussten ihre Arbeit wieder trainieren, um im Restaurant-Alltag zu funktionieren.

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Frust beim dritten Anlauf

Nach der ersten Schließung sei die Belegschaft noch „happy“ gewesen, dass es weiterging. Doch mit jedem Pandemiemonat wurde das praktische Management schwieriger: „Beim dritten Mal war die Luft bei den Beschäftigten auch raus“, bestätigt Jens Hunecke den Frust beim dritten Anlauf der Wiedereröffnung. Um überhaupt eine Beschäftigung zu ermöglichen, versetzte die AWo einige Mitarbeiter aus dem Kreuztaler Restaurant ins gleichlautende Hotel „Fünf10″ in Deuz sowie in das Bistro der dortigen Werkstätten. Und auch im Deuzer Hotel bleibt die personelle Situation unter gleichen Voraussetzungen im Gespann von betreuenden Fachkräften und Beschäftigten mit Beeinträchtigungen angespannt – der Betrieb laufe in „Minimalbesetzung. Wir suchen am laufenden Band neue Kräfte.“

Noch lässt der Blick in die Gastronomie-Räume des Kreuztaler Bahnhofs nicht erahnen, dass dort im Mai schon wieder die Kochtöpfe dampfen. "La Calabria" zieht gerade dort ein.

Noch lässt der Blick in die Gastronomie-Räume des Kreuztaler Bahnhofs nicht erahnen, dass dort im Mai schon wieder die Kochtöpfe dampfen. "La Calabria" zieht gerade dort ein.

Die Fellinghäuserin Eleonore Katz und ihre Tochter Alexandra gingen leidenschaftlich gern im Kreuztaler „Fünf10″ essen. Die Mutter schwärmt: „Die Mitarbeiter waren sehr freundlich. In Erinnerung geblieben ist mir besonders leckerer Lachs beim Frühstück. Da hat uns der Küchenchef erklärt, wie er den selbst beizt – spitze!“ Jetzt fahren Katzes einmal im Monat zum Essen im „Fünf10″ nach Deuz. Doch Achtung: Ohne Voranmeldung könnte es am Frühstückstisch eng werden.

SZ

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