Kreuztal kauft das Bonhoeffer-Haus
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Das Dietrich-Bonhoeffer-Haus im Siedlungsschwerpunkt Fritz-Erler-Siedlung gehört nun der Stadt Kreuztal. Gottesdienste fanden hier seit einigen Jahren nur noch selten statt – Ostern, Weihnachten und zu Erndtedank.
© Quelle: bjö
nja/sz Kreuztal. Es war Anfang 1977, als Leben in das Dietrich-Bonhoeffer-Haus im noch jungen Kreuztaler Siedlungsschwerpunkt Fritz-Erler-Siedlung einzog: Die ev. Kirchengemeinde war um einen Ort für Gottesdienste und Gruppentreffen reicher. Das Gemeindezentrum entwickelte sich rasch zu einem bedeutsamen Treffpunkt für die Menschen. Kinder wurden dort getauft und konfirmiert, Ehen geschlossen, Beerdigungsfeiern fanden und finden dort ihr Ende bei Kaffee und Kuchen.
Seit einigen Jahren schon wird über einen Verkauf laut nachgedacht, nachdem das kirchliche Leben in Kreuztal angesichts sinkender Gemeindegliederzahlen neu strukturiert worden war. Gottesdienste finden seither regelmäßig nur noch in der Kreuzkirche und in Fellinghausen statt (die SZ berichtete). Nun hat die Stadt Kreuztal der ev. Kirchengemeinde Kreuztal das Gebäude an der Leipziger Straße abgekauft.
Soziale und kirchlich geprägte Zusammenkünfte sollen dort stattfinden
Die wichtige Nachricht: Die sozialen, aber auch kirchlich geprägten Zusammenkünfte sollen auch zukünftig dort stattfinden, teilt die Stadt mit. Die Ausrichtung auf soziale und gesellschaftliche Interessen soll zudem weiter ausgebaut werden. Das Haus ist Heimat für kirchliche, soziale und gesellschaftliche Veranstaltungen und ein bedeutender Faktor für die dortige Gemeinschaft, weiß auch die Stadt: „Um dieses wichtige soziale Element der Fritz-Erler-Siedlung weiter mit Leben zu füllen, hat sich Kreuztal entschieden, das DBH zu kaufen.“
Viele Jahre war es das Zentrum des Nordbezirks der Kirchengemeinde mit einem pulsierenden Gemeindeleben und eigener Pfarrstelle. Heute werden dort auch andere gesellschaftliche Veranstaltungen durchgeführt. Zum Beispiel der Frühstückstreff – wenn die Pandemie es denn wieder zulässt –, oder die beliebten Bücherbasare. Der Frauenkreis des DBH bereitet sich zumindest gedanklich darauf vor, die Corona-Pause zu beenden.
Frauenhilfe fühlt sich dort auch zu Hause
Die Frauenhilfe fühlt sich dort auch zu Hause. Der jüngste Bücherbasar war jedoch der letzte im DBH, verrät Organisatorin Christa Gehring: „Ich ziehe damit jetzt in die Fellinghausener Friedenskirche.“ Dort sei sie u. a. zeitlich ungebundener. Im Untergeschoss ist „die Stadt“ schon seit längerem zu Hause: Rund 160 Quadratmeter wurden dauerhaft angemietet. Das benachbarte Familienzentrums Friedrich-Erler-Siedlung platzte aus allen Nähten.
"Im DBH ist viel Segensreiches geschehen." Thies Friederichs Pfarrer der ev. KirchengemeindeWas wird sich nun ändern? Das Haus mit dem architektonischen Charme eines Gemeindezentrums soll auch im Rahmen des städtischen Kulturprogramms und für weitere kleinere Veranstaltungen eingebunden werden. Zentraler Aspekt: Die Tanzschule „Spitzentanz“ um Britta Papp wird dort oben einziehen – jenes „beliebte kulturelle und sportliche, aber auch soziale Angebot, dessen Strahlkraft über die Stadtgrenzen hinausreicht“, so Bürgermeister Walter Kiß. Inzwischen nehmen etwa 300 Tänzerinnen und Tänzer im Alter von vier bis 45 Jahren an verschiedenen Unterrichtseinheiten teil und gestalten eigene Shows. „Der Spitzentanz hat inzwischen überregionalen Bekanntheitsgrad erreicht und sich zu einem Alleinstellungsmerkmal der Kultur- und Jugendszene in Kreuztal entwickelt. Ich freue mich sehr, dass wir den Kreuztaler Tanzbegeisterten nun einen geeigneten Trainings- und auch Aufführungsort zur Verfügung stellen können. Gleichzeitig bleibt das Bonhoeffer-Haus als Domizil etablierter Treffen und damit als wichtiges soziales Element für die Menschen im Quartier dauerhaft erhalten“, sagt Kiß.
Keinen besseren Partner vorstellen
Pfarrer Thies Friederichs ist einerseits natürlich traurig, dass die Kirchengemeinde ein Gebäude abgibt, „in dem so viel Segensreiches geschehen ist“. Andererseits betont er: „Für eine weitere Nutzung hätten wir uns keinen besseren Partner als die Stadt wünschen können. Für das Leben in der Erler-Siedlung und im Bezirk wird die weitere Nutzung eine Bereicherung sein.“ Nun gelte es, in würdiger Form Abschied zu nehmen, auch Trauer zuzulassen. Die offizielle Entwidmung des Gebäudes als Haus der Kirche wird mit einem Abschiedsgottesdienst gefeiert. Pfarrer Friederichs hat einen Wunschtermin: Erndtedank. Das wäre dann der 3. Oktober.
SZ