Mit wenig Aufwand viel erreichen

Aus der Praxis: Energiespartipps vom Schornsteinfeger

Seine Uniform mit Goldknöpfen und Zylinder hat der Schornsteinfegermeister in den vergangenen Jahren nur selten getragen. Passen tut sie aber nach wie vor.

Seine Uniform mit Goldknöpfen und Zylinder hat der Schornsteinfegermeister in den vergangenen Jahren nur selten getragen. Passen tut sie aber nach wie vor.

Udo Hermann war 30 Jahre lang Bezirksschornsteinfegermeister, nun wartet der wohlverdiente Ruhestand. Zum Abschied verrät er Praxistipps aus dem Berufsalltag, mit denen sich in Zeiten von explodierenden Energiepreisen bares Geld sparen lässt.  jw Frohnhausen. Seit dem Mittelalter gelten Schornsteinfeger als Glücksbringer. Der Helfer schützte durch seine Arbeit die eigenen vier Wände vor einem Brand und brachte so Glück ins Haus. Die Zeiten, in denen man den Berufstand am rußbeflecktem Gesicht und Zylinder erkennen konnte, sind schon lange vorbei. "Das Berufsbild hat sich enorm verändert" weiß Udo Hermann, bis vor kurzem Bezirksschornsteinfegermeister. "Vor 20  Jahren gehörten Kehrarbeiten zu den Hauptaufgaben eines Schornsteinfegers. Ihr Anteil hat stark abgenommen. Diie Feuerstätten verbrennen immer rückstandsfreier. Dementsprechend seltener muss der Schornstein gereinigt werden. Natürlich immer abhängig vom Kehrbezirk. In Wittgenstein wird häufiger mit Holz geheizt als in Siegen-City." Der Fokus liege heute auf dem Überprüfen der Technik. "Messkoffer und Kamera – das ist die Ausstattung des modernen Schornsteinfegers." 

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Schornsteinfeger Udo Hermann seit 1996 im Siegerland

Ins Arbeitsleben startete Hermann nach seiner Ausbildung in der Dortmunder Innenstadt, wo er ein Kehrbezirk mit einem Kilometer Durchmesser betreute. Rund 700 Häuser standen dort. 1996 ließ er sich nach Kreuztal versetzen und kümmerte sich um Ferndorf, Kredenbach sowie Teile von Dahlbruch und Müsen. Sein Gebiet umfasste 2 900 Häuser. Vor einigen Wochen verabschiedete er sich in den Ruhestand. "Am meisten Spaß gemacht hat mir der Umgang mit den Menschen. Ich bin dank meines Berufs auf die unterschiedlichsten Charaktere getroffen. Hinter jeder Haustür wartete eine Überraschung", erinnert sich der erfahrene Handwerker.

Udo Hermann verabschiedet sich nach über 30 Jahre im Schornsteinfegerhandwerk in den Ruhestand.

Udo Hermann verabschiedet sich nach über 30 Jahre im Schornsteinfegerhandwerk in den Ruhestand.

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In Müsen trank er mit einer türkischen Großfamilie Tee, in Ferndorf servierte eine ältere Dame zur Mittagszeit deftige Reibekuchen. Und ein Kunde schenkte ihm regelmäßig ein Glas mit selbst gemachtem Honig. Doch manchmal wurde er auch mit weniger schönen Szenarien konfrontiert. "In einer Wohnung lagen auf dem Wohnzimmertisch geschmierte Butterbrote, daneben ein Revolver. Da wurde mir kurz anders", so Hermann. "Unangenehm waren auch Besuche in Messie-Haushalten, in denen sich der Müll bis unter die Decke stapelte." 

Schornsteinfeger Udo Hermann beklagt fehlenden Nachwuchs in der Branche

Nachwuchs ist innerhalb der Branche rar. "Man muss proaktiv auf die jungen Menschen zugehen", so Hermann. "Viele haben ein völlig falsches Bild vom Schornsteinfegerhandwerk. Die tägliche Arbeit ist heute eher mit einer Energieberatung vergleichbar." Apropos ... Wie lässt sich die eigene Heizungsanlage optimieren? Und gibt es zusätzliche Stellschrauben, um den eigenen Energieverbrauch zu senken? "Wer mit offenen Augen durch das eigene Zuhause geht, entdeckt ganz automatisch Stellen, an denen sich Einsparpotenzial versteckt", weiß der Ruheständler. "Wie alt sind meine Fenster? Welches Glas wurde verbaut? Ersetzt man in die Jahre gekommene Modelle, geht merklich weniger Energie verloren."

Ist handwerkliches Geschick vorhanden, könnten Decke oder Boden von Kellergeschossen und "Ollern", die ausschließlich als Lagerfläche genutzt und nicht geheizt werden, mit Dämmplatten isoliert werden. "Gleiches gilt für Heizungsrohre. Qualitativ hochwertige Dämmstoffe sind dabei ein Muss", verrät Hermann. Wichtig sei auch die Wartung der Heizung vor der Heizperiode durch einen Fachmann. "Der kann den Wärmebedarf des Gebäudes einschätzen und die Heizkurve – also das Verhältnis zwischen Außentemperatur und Vorlauftemperatur – entsprechend anpassen. Wurde ein Gebäude nach Einbau der Heizung zusätzlich gedämmt, reicht beispielsweise eine Vorlauftemperatur von 50 statt 60 Grad." 

Schornsteinfeger Udo Hermann stößt stilecht auf den Beginn der Rente ein

Auf den Rentenbeginn wurde mit der Familie in Köln stilecht mit einem Kölsch angestoßen. Für die kommenden Wochen und Monate hat sich Hermann einiges vorgenommen. Zu Weihnachten bekam er ein Klavier und einen Gutschein für Stunden in einer Musikschule geschenkt. Außerdem möchte er seine Trainerlizenzen erneuern. "Ich war viele Jahre in der Leichtathletik aktiv und möchte nun wieder einsteigen", kündigt der Schornsteinfeger an. Langweilig wird es im Hause Hermann also garantiert nicht.

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